Aufgefallen ist mir beim erneuten Lesen die Formulierung „scheiden gehen“, die steht auch in „Im Alter“ („Ich bin so müd, so herbstesschwer“ (da fällt mir wieder Karlheinz Eckardt ein, der hat das 2003 (oder 4 ?) in Ludwigsburg durchaus überzeugend vorgetragen)) und könnte ein Indiz auf Freitodgedanken sein, möglicherweise seinerzeit mal von
beiden (Karl & Klara) gemeinsam gedanklich angepeilt ? Interessant ...
Daß mit dem „Hochzeitstag“ nicht der irdische, kalendrarische gemeint ist, sondern eine Vereinigung eben über den leiblichen Tod hinaus, sollte klar sein. May kannte Wagners Werke, von denen hier schon die Rede war, da geht es des öfteren mal um sowas ... („Leuchtende Liebe, lachender Tod“ fällt mir z.B. ein ... da ist nichts Düsteres oder „Gruseliges“ ...) (Solche Gedanken kann man natürlich auch haben ohne Wagner zu kennen, aber das mag ihn zusätzlich inspiriert haben.) Und die „Jahreswende“ fasse ich ebenfalls symbolisch auf, wie auch das „1901“ im gleichnamigen Gedicht aus den „Himmelsgedanken“ m.E. allgemein für Aufbruch, Wandlung usw. steht und nicht für den konkreten Jahrhundertwechsel ...
Hermann Wohlgschaft hat sich in „Der Beobachter an der Elbe“ Heft 14 – 16 ausführlich mit diesem Gedicht Mays beschäftigt ("Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen". Das Motiv der 'Hochzeit im Himmel' bei Karl May und in der Kulturgeschichte).
Und von wegen „schlecht“, nun ja, Rilke kommt sprachlich wohl eleganter daher, das gilt auch für die gesamten „Himmelsgedanken“, aber inhaltlich ist May in seinen Gedichten durchaus ernster zu nehmen als man das gemeinhin zu sehen willens oder auch in der Lage ist ...
„Die Erde hat es uns so leicht gemacht / Ich kann nicht trauernd vor dem Abschied stehen“ erinnert an „Der Eintritt in die Hölle ist am allerwenigsten eine jährlich wiederkehrende Erinnerungsfeier wert“ (in Sachen Geburtstag) aus einem Brief an Sascha Schneider ... Wo er Recht hat hat er Recht ... Wir sind in unserer [sogenannten] Kultur gemeinhin halt völlig falsch gepolt, wenn wir den Tod negativ zu „besetzen“ pflegen ... [Wenn man z.B. in einem Reisebus unterwegs ist und irgendwann am Zielort ankommt, ist es eher ungewöhnlich und auch unangemessen, darüber zu jammern oder zu klagen ... man steigt halt aus und geht ins Hotel ... auch wenn die Reise durchaus interessant gewesen sein mag mit all ihren Höhen und Tiefen ...]
Das Gedicht auf Todesgedanken zu beziehen, ist indes nur eine mögliche Lesart, May drückt in seinen Zeilen angesichts bevorstehender Ehescheidung und Neuvermählung u.a. auch aus daß solche Dinge letzten Endes „eitel“ sind, „von dieser Welt“ halt, und ob man sich [z.B.] scheiden läßt und neu vermählt das „bleibt sich gleich“, wenn man so will, „Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen“ z.B. läßt das anklingen ...
Siehe auch
http://www.karl-may-buecher.de/bandreze ... 99&_sort=A