Forschung zu Mays Quellen.
Gemacht waehrend der Uebersetzung von Ferry's Coureur des Bois, als 'The Gold-Seekers of Sonora' mit Mays 'Waldlaeufer' integriert, wie auch die Versionen von Maine-Reid (engl) und Fuellner (deutsch). Neu konzipiert.
Einige ausgewählt Details und Figuren aus Ferrys Le Coureur des Bois, die in Mays Romanen vorkommen, oder die Anregung dazu waren.
- Oregano, das Kraut, das hilft, Wunden zu heilen.
- Das Ohr auf den Boden legen, um die Schritte von sich nähernden, oder entfernenden Menschen oder Tieren zu hören.
- El Mestizo (das niederträchtige böse Halbblut) inspirierte Ik Senanda (die „böse Schlange“, das Halbblut, in Der schwarze Mustang, [so dachte auch Kandolf]).
- Bois-Rose (ein Mann von Integrität und unerbittlichem Charakter, der Waldläufer) inspirierte die Brüder Leo und Fred Bender (zwei Halbblutsbrüder in Old Surehand, zwei Protagonisten oder Helden, die über jeden Tadel erhaben sind). In Ferrys Text ist Bois-Rose 'Canadien', Französisch-Kanadier, mit mehr als nur angedeutetem französisch-indianischem Erbe („[...]Ich bin halb Wilder und halb Zivilisierter[...] / [...]Je suis a moitie sauvage et a moitie civilise[...]“. Dies ist eine sehr präzise Aussage: 50 % wild und 50 % zivilisiert, ein Halbblut. Viele frankokanadische Coureur des bois, die als Pelzhändler tätig waren, waren tatsächlich gemischten Blutes. Old Surehand und Apanatschka suchen ihre Familie; Bois-Rose verliert seinen (adoptiv)Sohn, und sucht ihn, oder hofft ihn zu finden, fuer etwa 20 Jahre.
- Gayferos (taucht in Mays Adaption nicht auf, spielt aber in Ferrys Text eine zentrale Rolle in der zweiten Hälfte) hat Sam Hawkens inspiriert (das Skalpieren und die Kopfbedeckung, ein „rotes Kopftuch“ für Gayferos und Perücke und Hut für Sam Hawkens sind eindeutige Parallelen).
- Die „märchenhaften“ Merkmale von Mays Romanen spiegeln die von Ferrys Romanen wider: die Nebelberge, das Tal des Goldes, die unmöglichen Entfernungen, die an einem Tag zurückgelegt werden, aber vor allem der See mit seinem Tunnel und dem unterirdischen Wasserzu- oder -abfluss, an dem sich die Goldgrube im Tal des Goldes befindet, scheint eine direkte Quelle für den See und den Schauplatz von Mays bekanntestem Abenteuerroman Der Schatz im Silbersee zu sein.
- Der mythische Weiße Renner der Prärie* inspirierte Mays schwarzes Pferd in Der Schwarze Mustang (*Josiah Greggs Geschichte ist älter als die von Ferry, wobei eine Passage in beiden späteren Werken identisch ist und in Greggs Werk nicht vorkommt. Während Greggs Erwähnung des mythischen weißen Mustangs nur einen Absatz umfasst, hat das Pferd zwei schwarze (!) Ohren, was darauf hindeutet, dass May zwar von Encinas' Erzählung über den weißen Renner in Ferrys Geschichte inspiriert wurde, die schwarzen Ohren aber der Kern für Mays „schwarzen“ Mustang gewesen sein könnten - siehe auch meine frühere Recherche mit dem Titel Josiah Gregg and The Story of the „Magic“ Rifle, geschrieben mehrere Jahre vor meiner Übersetzung aus Ferrys französischem Roman. Mayne-Reid hat den mythischen weißen Mustang überhaupt nicht in seine Bearbeitung „Wood Rangers“ aufgenommen).
- Der Engländer bzw. englische Aristokrat Sir Frederick Wanderer inspirierte eine Reihe von Mays 'englischen Lords'; vor allem mit seinem Führer, dem Kentuckian William Wilson, erinnert er an Lord Castlepool, der einige der Helden als seine Führer anheuert, auch Kandolf sieht das so. Kandolf macht noch mehr Vergleiche zwischen Ferry’s Helden und Bösewichten, so zum Beispiel ist Sans- Ear sehr wahrscheinlich nach dem Vorbild von Pedro Diaz gestaltet worden (etc) (Karl-May-Jahrbuch 1933, Franz Kandolf: Karl May und Gabriel Ferry (S. 191– 198).
- Winnetous Silberbüchse—im Gegensatz zu Kandolf’s Aussage im Jahrbuch 1932, es sei bei Ferry[...]von einer solchen Büchse nirgends die Rede[...], hat Ferry aber doch eine ‘Silber’büchse in seinem Roman, doch heisst das Gewehr nicht so, da die Nägel aus Messing sind, und nicht wie silber sondern gold glaenzen, und es gehört dem Bösewicht El Mestizo. Fuellner: Auf seiner Schulter ruhte eine lange Büchse, deren Kolben und Schaft mit Messingnägeln übersät waren, deren Köpfe wie Gold glänzten; außerdem war sie noch sorgfältig mit Verzierungen von Zinnober bemalt. Ferry: „Sa main soutenait sur son epaule une longue carabine dont la crosse et le bois, parsemes de clous a tete de cuivre brillants comme de l’or, etaient curieusement ornes de dessins au vermillion.“ (Zweiter Band, 1884, Seite 127.) In The Gold-Seekers of Sonora mehr ausgearbeitet mit einer 'echt May-schen Schlussfolgerung'.
- Das lautlose Anschleichen auf Fingerspitzen und Zehenspitzen. „[...]dans ces guerres de frontieres, ou il faut se glisser comme un tigre, ramper comme un serpent, ne pas decouvrir son corps[...]“ (Füllner korrigierte Ferrys Vertauschung der Verben, glisser vs. ramper, den Tiger kriechen und die Schlange schlängeln lassend). Dennoch erinnert es an Mays Kriechen auf Fingerspitzen und Zehenspitzen, ohne dass ein anderer Teil des Körpers den Boden berührt—ein Ding der Unmöglichkeit.
- Die Augen, die im Dunkeln leuchten: Vielleicht haben die leuchtenden Augen des sagenumwobenen weißen Renners aus der Prärie Karl May zu seiner Idee vom phosphoreszierenden Leuchten in den menschlichen Augen inspiriert, das in der Nacht sichtbar ist—eine von vielen „Mayismen“, die sein Markenzeichen sind; auch diese Idee stammt von Ferry, über Füllners deutsche Übersetzung. Obwohl May die Geschichte des mythischen weißen Mustangs in seine Adaption aufnahm und den glühenden Funkenstreifen erwähnte, den seine Hufe in der dunklen Nacht hinterließen, erwähnte er nicht, dass die Augen des Pferdes leuchteten, Ferry hingegen schon. May schrieb: [...]„um seinem Verfolger einen Blick zuzuschleudern, aus welchem Tod und Verderben sprühte“[...]; das ‘Leuchten’ der Augen behielt er fuer den obenerwähnten Zweck.
Und vielleicht wurde der Sprung ueber die Felsenspalte mit Rih, wo der Schutt abstuerzte, auch von Ferry’s Text, mit Tiburcio’s Sprung ueber den Salto de Agua, wo beide, Reiter und Pferd, abstuerzten, inspiriert.
Buch (770 Seiten): https://www.lulu.com/shop/marlies-bugma ... pageSize=4
Erweiterte Forschung/Vergleiche: https://www.lulu.com/shop/marlies-bugma ... pageSize=4
Vergleich in umgekehrter Reihenfolge
Ferrys Sohn schrieb eine Fortsetzung (veröffentlicht 1899) zu Le Coureur des Bois seines Vaters, und darin hat Fabian de Mediana eine Tochter, Rosario, ein „knabenhaftes“ Mädchen, eine amazon intrepide—ein Wildfang. Rosario führt ein Leben in der Wildnis, welches an das von Ellen in Karl Mays ursprünglicher Kurzgeschichte von Old Firehand erinnert. Ebenso wie Old Firehand seine geliebte „Rose vom Quicourt“, Ellens Mutter, verliert, während das Mädchen noch ein Kind ist, so verliert Don Fabian seine geliebte Rosarita viel zu früh.
Zu guter Letzt in eigener Sache: Neusortierung auf tasmanianartist.com fuer ‘Meine Pferde’ und ‘Karl Mays Reiter’ - Dank nach dem Osten und dem Westen.
Link zu allen ‘research and post scriptum’ Publikationen ueber Karl May’s Werke in meinen Uebersetzungen (wo nicht enthalten in den jeweiligen Romanen): https://www.lulu.com/search?page=1&sort ... INTED_BOOK
Marlies Bugmann, Karl-May-Uebersetzungen 2004 - 2025.
Mays Waldlaeufer +
-
Marlies
- Beiträge: 340
- Registriert: 26. Jan 2009, 01:44
- Wohnort: Tasmania
- Kontaktdaten:
-
reinhardhh
- Beiträge: 220
- Registriert: 24. Jan 2006, 15:43
Re: Mays Waldlaeufer +
Heute ist der 864 Seiten Roman von mir als Ebook auf Amazon eingestellt worden. Sowohl Karl May, als auch Gabriel Ferry, als auch Mayne-Reid, alles hat Marlies zu einem großen grandiosen Roman in englischer Sprache verarbeitet. Viel Spaß beim Lesen!