Nach vielen Jahren noch einmal geschaut. Braucht man nicht mehr viel Worte drüber zu verlieren.
Was mich aber immer wieder aufs Neue wundert ist die Winnetou-Interpretation von Pierre Brice.
Erstaunlich, dass Brice nie den Erfolg seiner Figur aus den 60ern verstanden hat. Seine mystische Aura, seine Funktion des "Deus ex machina" (M.Petzel), die Dialog- und Emotionsarmut.
All das hat er in den folgenden Jahren immer wieder versucht nach seiner Art zu interpretieren und ist jedesmal sang und klanglos damit gescheitert.
Ich bin mitlerweile auch davon überzeugt, dass Pierre Brice sich niemals ernsthaft mit einer Romanvorlage Karl Mays auseinandergesetzt hat. Denn auch wenn die Romanvorlage teilweise drastisch von der
Märchenfigur der 60er-Filme abweicht, so haben sie doch sicher eines gemeinsam. Die Mystifizierung und das überirdische Heldentum.
Pierre Brice machte aus der Figur einen Prediger, Schwätzer, Heilsbringer. In " Mein Freund Winnetou" einen Belehrer, dick aufgetragenen Besserwisser.
Seine Stücke in Segeberg scheiterten und ich bin fest überzeugt, dass Hr. Bludau diese Art von Winnetou ebenso Mitte der 80er abgelehnt hat und es deswegen auch zum "Bruch" kam.
In "Winnetous Rückkehr" dann der noch traurigere Höhepunkt der Fehlinterpretation des ehemaligen Filmheldens. Ich spare mir hier jeglichen Kommentar zu diesem "Meisterwerk"
Hätte Herr Brice nicht aus seinen Misserfolgen (1980) eigentlich Schlüsse ziehen müssen? Hatte er nicht selbst Ende der 60er erlebt, was passiert, wenn Winnetou zum lieben Onkel mutierte. Zum Nachbarn der Geschenke zum Geburstag mit einem breiten Grinsen über dem Gesicht vorbeibringt.
Anscheinend nicht, denn Pierre Brice arbeitete stattdessen weiter an seiner eigenen Demontage der einst so stolzen Figur.
Die Fans kamen zwar Ende der 80er weiter nach Segeberg, aber vermutlich die meisten um Ihr Idol aus Kinokindertagen persönlich zu bewundern.
Diese fehlende Wahrnehmung der Gründe seines Erfolges wird mir auch nach seinem Tod immer ein Rätsel bleiben. Ebenso die Tatsache, dass ihn nie jemand dahingehend beraten hat.
Hätten wird die gleiche Entmystifizierung Old Shatterhands erlebt,wenn der gute Lex nicht traurigerweise so früh gestorben wär? Herr Rauch mit seinem bayuwarischen Aussehen und seinem Bierbauch in "Mein freund Winnetou" hat hart dran gearbeitet.
Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Das ist auf jeden Fall eine intressante Sichtweise. Jochen Bludau hat sich im Bezug auf Brice mal so geäußert: Er wollte beweglichkeit durch Weißheit ersetzen.
Mir persöhnlich hätte dann eher eine Geschichte über Klekih-Petra mit Pierre in der Hauptrolle gefallen.
Mir persöhnlich hätte dann eher eine Geschichte über Klekih-Petra mit Pierre in der Hauptrolle gefallen.
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Seine Interpretation der Winnetou-Rolle in der 14 teiligen Serie (1979/1980) ist in vielerlei Hinsicht authentisch und verschfft einen guten Eindruck der beginnenden Reservatszeit Ende des 19. Jhd.
Wenn du dazu mehr lesen willst, verweise ich gerne auf meinen entsprechenden Artikel in der Karl-May & Co:
https://www.karl-may-magazin.de/karl-may-co-nr-166/
Winnetou 2.0 – Wie authentisch ist die 1979 gedrehte TV-Serie „Mein Freund Winnetou“?
VG Michael
Wenn du dazu mehr lesen willst, verweise ich gerne auf meinen entsprechenden Artikel in der Karl-May & Co:
https://www.karl-may-magazin.de/karl-may-co-nr-166/
Winnetou 2.0 – Wie authentisch ist die 1979 gedrehte TV-Serie „Mein Freund Winnetou“?
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Über Authänsität brauchen wir aich nicht diskutieren, da bin ich derselben Meinung.
Es ist aber auch schwer einem Fan der Filme die ja was Authänsität betrieft, weit hinter der Serie liegen, alles recht zu machen.
Ich glaube eben das viele Fans der Filme (Ich auch) entäscht waren, ihren Winnetou so anders zu sehen. Heute kann ich der Serie auch wesentlich mehr abgewinnen als bei der Erstusstrahlung.
Damals war ich 7 oder 8 Jahre alt.
P.S. Als Sammler habe ich mir neben der deutschen DVD auch die Französische gekauft in der ein paar Szenen sind die der deutschen Fassung fehlen, diese dann mit den Hörspielton unterlegt und mir so meine eigene Disk gebastelt.
Es ist aber auch schwer einem Fan der Filme die ja was Authänsität betrieft, weit hinter der Serie liegen, alles recht zu machen.
Ich glaube eben das viele Fans der Filme (Ich auch) entäscht waren, ihren Winnetou so anders zu sehen. Heute kann ich der Serie auch wesentlich mehr abgewinnen als bei der Erstusstrahlung.
Damals war ich 7 oder 8 Jahre alt.
P.S. Als Sammler habe ich mir neben der deutschen DVD auch die Französische gekauft in der ein paar Szenen sind die der deutschen Fassung fehlen, diese dann mit den Hörspielton unterlegt und mir so meine eigene Disk gebastelt.
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
auch in der englischen Fassung gibt es einige Szenen, die in der franz. bzw. deutschen fehlen. Zudem gibt es in der englischen Version das Wort Old Shatterhand gar nicht. Er wird dort immer Brother Carstairs genannt, warum, habe ich nicht herausfinden können. Auch verwedet Brice in der engl. Fassung einige weitere Begriffe aus der Sparache der Lakota (Sioux)
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Gibt es die Englische Fassung auf DVD oder Video und wie ist der englische Titel ?
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Tja, auch Frau Brice hat das nicht verstanden - siehe Pierre Brice-Edition.J.L Niebergall hat geschrieben: ↑18. Mär 2023, 09:51 Nach vielen Jahren noch einmal geschaut. Braucht man nicht mehr viel Worte drüber zu verlieren.
Was mich aber immer wieder aufs Neue wundert ist die Winnetou-Interpretation von Pierre Brice.
Erstaunlich, dass Brice nie den Erfolg seiner Figur aus den 60ern verstanden hat. Seine mystische Aura, seine Funktion des "Deus ex machina" (M.Petzel), die Dialog- und Emotionsarmut.
All das hat er in den folgenden Jahren immer wieder versucht nach seiner Art zu interpretieren und ist jedesmal sang und klanglos damit gescheitert.
Ich bin mitlerweile auch davon überzeugt, dass Pierre Brice sich niemals ernsthaft mit einer Romanvorlage Karl Mays auseinandergesetzt hat. Denn auch wenn die Romanvorlage teilweise drastisch von der
Märchenfigur der 60er-Filme abweicht, so haben sie doch sicher eines gemeinsam. Die Mystifizierung und das überirdische Heldentum.
Pierre Brice machte aus der Figur einen Prediger, Schwätzer, Heilsbringer. In " Mein Freund Winnetou" einen Belehrer, dick aufgetragenen Besserwisser.
Seine Stücke in Segeberg scheiterten und ich bin fest überzeugt, dass Hr. Bludau diese Art von Winnetou ebenso Mitte der 80er abgelehnt hat und es deswegen auch zum "Bruch" kam.
In "Winnetous Rückkehr" dann der noch traurigere Höhepunkt der Fehlinterpretation des ehemaligen Filmheldens. Ich spare mir hier jeglichen Kommentar zu diesem "Meisterwerk"
Hätte Herr Brice nicht aus seinen Misserfolgen (1980) eigentlich Schlüsse ziehen müssen? Hatte er nicht selbst Ende der 60er erlebt, was passiert, wenn Winnetou zum lieben Onkel mutierte. Zum Nachbarn der Geschenke zum Geburstag mit einem breiten Grinsen über dem Gesicht vorbeibringt.
Anscheinend nicht, denn Pierre Brice arbeitete stattdessen weiter an seiner eigenen Demontage der einst so stolzen Figur.
Die Fans kamen zwar Ende der 80er weiter nach Segeberg, aber vermutlich die meisten um Ihr Idol aus Kinokindertagen persönlich zu bewundern.
Diese fehlende Wahrnehmung der Gründe seines Erfolges wird mir auch nach seinem Tod immer ein Rätsel bleiben. Ebenso die Tatsache, dass ihn nie jemand dahingehend beraten hat.
Hätten wird die gleiche Entmystifizierung Old Shatterhands erlebt,wenn der gute Lex nicht traurigerweise so früh gestorben wär? Herr Rauch mit seinem bayuwarischen Aussehen und seinem Bierbauch in "Mein freund Winnetou" hat hart dran gearbeitet.
Es fing ja damit an das P.B. ohne Engagement und Erfolg auf einer Segeljacht im Mittelmeer keine Hauptrolle als Indianer spielen wollte. Sein Agent musste ihn "Überreden" mal Geld zu verdienen.
Harald Reinl hatte bekanntlich grosse Probleme mit P.B., der nicht schlicht mit stolzer MIne aber ohne groß zu reden auf seinem Pferd sitzen wollte sogar Dialog, Dialog gefordert hat.
Aus dem Misefolg von MFW hat P.B. keine Konsequenzen gezogen, sondern einfach weitergemacht. Jochen Bludau in Elspe soll auch seine Probleme gehabt haben. Erst in Bad Segeberg haben seine Drehbücher gezogen.
P.B. hat sich meines Wissens immer auf bestimmte Personen als Berater verlassen, namendlich versucht seine Sicht der Dinge u.a. im Pierre Brice Club durchzusetzten. Ich vermute abweichendes Feedback war nicht willkommen. Besuch von Fantreffen nur gegen Bezahlung.
Nun ja, Stewart Granger wollte auch alles ändern, namendlich die Regie von Old Surehand 2 übernehmen. Möglicherweise wäre dann Winnetou gar nicht mehr aufgetreten.
Horst Wendtland wollte auch alles anders haben und hat nach dem Ausscheiden oder "kalt stellen" von Gerhard Fritz Hummel, Pseudonym Piet ter Ulen (Dramaturg Constantin) die Weichen anders gestellt und erstmal Harald Reinl duch Alfred Vohrer ersetzt. Mit Druck von Constantion durfte Harald Reinl W 3 noch drehen.
Briefwechsel von Horst Wendtland und Martin Böttcher legt nahe, das Horst Wendtland die Wirkung/Bedeutung der Musik gar nicht verstanden hat. M.B. hat da so seine liebe Not mit Horst Wendtland gehabt.
Last but not least gibt es einen später entstandenen Heimatfilm mit Regie Harald Reinl. Das ist ein verkappter Winnetou Film. Absolut identische Regieführung - ähnliche Natur (Alpen).
Lange Rede, kurzer Sinn: Alles nur ein grosses Spiel samt viel Glück und Zufall.
Michael
PS: Sollte was nicht stimmen - Widerspruch.
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Re: Mein Freund Winnetou und die Winnetou-Interpretation
Also, ich kann so etwas nicht bestätigen. Bei den Club-Treffen wo ich war war es sehr schön. Pierre Brice hat immer darauf hingewiesen, dass er eine Brücke bauen wollte zwischen Karl May und der Realität. Auch kann ich nicht verstehen, wenn Bludau sagt Reden gegen Beweglichkeit. Warum hat er dann noch Jahre nach dem Abgang von Brice genau diese jeweiligen Versionen der Stücke noch aufgeführt. Gojko Mitic den ich überaus schätze, hat ja ähnlich jahrelang mit großen Erfolg in Bad Segeberg agiert. Zu den 1960er Jahren ist in Bezug auf die Filme noch folgendes zu sagen, es gibt einen Bericht mit Artur Brauner, wo er bereits nach den Film "Im Reich des Silbernen Löwen" beklagt, dass keine Gewinne mehr mit in Deutschland produzierten Filmen zu machen ist. Demzufolge ist es nur logisch, wenn Wendlandt neue Wege beschreiten wollte. Leider hat es mit Karl-May-Figuren nicht mehr funktioniert, da mit ihnen solche Brutalitäten wie in den Italo-Western nicht möglich war. Es ist deshalb noch jetzt zu danken, dass trotzdem noch das Wagnis mit Firehand und Tal der Toten eingegangen wurde, obwohl ein Misserfolg vorhersehbar war. Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass man es Pierre Brice zu verdanken hat, wie groß Elspe und Segeberg geworden sind. Auch wenn Latwesen einen gewissen Erfolg hatte, wäre es regional geblieben