Terra X, So. 8.8.2010

Sylvia
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Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Sylvia »

Saugute Sendung über Karl May - eben noch die zweite Hälfte zufällig gesehen. Danke, Herr Zeilinger!
Besonders gut getan hat das Statement des Psychologen Herrn.... (muss hernach den Namen recherchieren), dass May seinerzeit schon vorweggenommen hat, was viele Stars, z.B. Popstar Michael Jackson, heutzutage auch machen, nämlich sich zur Ikone zu stilisieren. May WAR in seiner gewissen Weise Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi.
Ich hab's ja immer gesagt.. ;-))). Gruß Waukel
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

Fein nach Jahren mal wieder von Dir zu hören.

So saugut fand ich's nun nicht... ja, war viel Gutes dabei, aber auch Fehler. M.E. zu viele. Und die zahlreichen Federn, mit denen Zeilinger da geschmückt wurde, können sich seit Jahrzehnten doch schon andere an den Hut stecken ... (Scharen von May-Fans werden am Schott gewesen sein, die Bibliothek ist ja nun nicht erst seit vorgestern entsprechend wissenschaftlich arbeitenden zugänglich, die Quellen bekannt, das Leseralbum seit vielen Jahren käuflich zu erwerben usw. ...)

Sicher ist es lobenswert, May zu guter Sendezeit publikumswirksam unter die Leute zu bringen. Über das Wie kann man innerhalb des Ganzen von Fall zu Fall unterschiedlicher Meinung sein.
Sylvia
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Sylvia »

Auf die Haare in der Suppe, die Du finden würdest, habe ich jetzt gerade noch gewartet.. Griaß de!
Also der Psychologe heißt Professor Emrich Hinderk. Und alles was ich von ihm gehört habe und hören wollte, war die Bescheinigung von Mays Normalität. Leider habe ich ja den Anfang verpasst und wollte fragen, ob da noch was zu Mays Blindheit gesagt wurde?
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

Sylvia hat geschrieben:Besonders gut getan hat das Statement des Psychologen Herrn.... (muss hernach den Namen recherchieren)
Der Mann heißt Emrich und arbeitet in Hannover.

http://maus.gmd.de/imk_web-pre2000/docs ... mrichd.htm
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

Sylvia hat geschrieben:Auf die Haare in der Suppe, die Du finden würdest, habe ich jetzt gerade noch gewartet..
Je nu, wenn man beides sieht, Suppe wie Haare, warum soll man dann nur gefällig von der Suppe herumsülzen ...
die Bescheinigung von Mays Normalität.
Ja, das fand ich auch besser als den Quatsch vom Knopp neulich von wegen "konnte Realität und Phantasie nicht mehr auseinanderhalten".

Aber wirklich "normal", nö ... (Um Himmels Willen ... Norm ...)

Er war sehr klar im Kopf. Aber schon, wie die Schweizer sagen, "sehr spezial" ...
Leider habe ich ja den Anfang verpasst und wollte fragen, ob da noch was zu Mays Blindheit gesagt wurde?
Wurde als Bild gesehen. Der Gedanke ist ja auch schon etwas älter und setzt sich jetzt offenbar allmählich durch ...
Sylvia
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Sylvia »

Du wirst langsam.
Nachdem ich mich nun lange nicht mehr mit May beschäftigt habe, hat mich die Sendung auch deshalb fasziniert, weil ich gemerkt habe: May wird auf mich immer einen Zauber ausüben. Der gehört einfach zu meinem Leben, und wenn ich dereinst beerdigt werden werde, soll u.a. ein May-Buch mit ins Grab gegeben werden. Die Filmszene mit der Blutsbrüderschaft und die Aussage von Dr. Zeilinger, dass Blutsbrüderschaften kein Indianerbrauch ist, sondern eine Zeremonie bei den ollen Germanen, hat mich insofern gerührt, weil wir als Kinder das in vollstem Ernst auch gemacht haben. Und ich muss lachen, wenn ich daran denke, wie lange wir gebraucht haben, um aus dem Fingerpieks einen Tropfen Blut abzuquetschen. Und das ist eben Karl May - man glaubt etwas, obwohl man es gleichzeitig auch anders weiß. Wenn Du verstehst, was ich meine. Gruß Sylvia

Was heißt: "Wurde als Bild gesehen" ?????????
markus
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von markus »

Daß Karl May "normal" war, aber trotzdem nicht ganz normal, also irgendwie ne Ecke weg hatte (so wie wir alle), war mir ja immer schon klar. Er konnte sehr wohl Realität von Fantasie unterscheiden, aber manchmal gingen ihm halt die Gäule durch, das halt in die Shatterhand-Legende gipfelte. Aber ich denke er lebte privat nur bis zu einem gewissen Grad als OS oder KBN, die meiste Zeit war er der langweilige, aber doch nette Onkel May, bodenständig, der aber auch mal austeilen konnte, wenn ihm mal was nicht in den Kram passte (Pressehetze).

Heutzutage gibt es viele Prominente, die Beruf und Privat nicht auseinander halten können, andere wieder schon. May lag irgendwo dazwischen, tendenziell eher Richtung letzteres.
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

Sylvia hat geschrieben:Du wirst langsam.
Das soll nun einer verstehen ... (Liebe Gemeinde, sie meint vermutlich: meine Beantwortung der Frage nach dem Namen des Psychologen überschnitt sich zeitlich mit ihrer eigenen .. :-))
ich muss lachen, wenn ich daran denke, wie lange wir gebraucht haben, um aus dem Fingerpieks einen Tropfen Blut abzuquetschen.
Ich mach' das fast jeden Tag mit einer Stechhilfe ... (bevor jetzt welche denken der ist so verrückt daß er immer die Szenen nachspielt, Nein, es geht um Blutzuckermessen ...)

:-)
Und das ist eben Karl May - man glaubt etwas, obwohl man es gleichzeitig auch anders weiß. Wenn Du verstehst, was ich meine.
Ja, versteh' ich.
Was heißt: "Wurde als Bild gesehen"
(Früher hatten wir hier des öfteren neun Ausrufe-, jetzt kommt sie mit den Fragezeichen ...)

Ja was soll es schon heißen. Daß die Blindheit ein Bild ist, wie so vieles bei Karl May. Durch Nacht zum Licht, von der Bewußtlosigkeit zum Bewußtsein, von Ernstthal nach Hohenstein, von Ardistan nach Dschinnistan usw. Verschtehsch ?

;-)
markus
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von markus »

Sylvia hat geschrieben:Und das ist eben Karl May - man glaubt etwas, obwohl man es gleichzeitig auch anders weiß. Wenn Du verstehst, was ich meine.
Ich verstehe das sehr gut. May hatte das große Talent, den Leuten etwas vorzumachen, was die meisten auch glaubten (siehe in dem Film, daß sogar hohe Wissenschaftler dran glaubten). Er verkaufte den Leuten ein A für ein U, ein Apfel für ein Ei und die Leute kauften es (und es funktioniert immer noch, zumindest teilweise). Oder wie man bei uns sagt: "Er erzählte den Leuten einen vom Pferd.".

;-)
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben:der langweilige, aber doch nette Onkel May
Ich fürchte Du hast Recht ...

:-)

(ist z.B. lieber nach Bad Salzhausen, äh, Salzbrunn gefahren als in die Dominikanische Republik oder dergleichen ... ;-))
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben:
Sylvia hat geschrieben:Und das ist eben Karl May - man glaubt etwas, obwohl man es gleichzeitig auch anders weiß. Wenn Du verstehst, was ich meine.
Ich verstehe das sehr gut. May hatte das große Talent, den Leuten etwas vorzumachen, was die meisten auch glaubten (siehe in dem Film, daß sogar hohe Wissenschaftler dran glaubten). Er verkaufte den Leuten ein A für ein U, ein Apfel für ein Ei und die Leute kauften es (und es funktioniert immer noch, zumindest teilweise). Oder wie man bei uns sagt: "Er erzählte den Leuten einen vom Pferd.".

;-)
Ich meinte es noch ein wenig anders, Sylvia vielleicht auch (oder noch wieder anders ...)

Im Sinne etwa von

Auch die Träume sind wahr, sagen die Indianer, es gibt andere Welten im Universum
(Thomas Jeier, Auf Winnetous Spuren, S. 7)

Das fand ich sehr schön, daß der Herr Emrich gesagt hat, May versetzte sich nicht nur weitgehend hinein in Kara Ben Nemsi, nein er war es auch (in gewisser Hinsicht) ...

(Klingt jetzt hoffentlich nicht allzu spinnert. Wollschläger schrieb einmal, es gebe einen Punkt, an dem Kunstwerke sozusagen Schöpfungskonkurrenten werden ...)
markus
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von markus »

Das wissen wir. KBN bzw. OS waren seine "Über-Ichs". Er war es und doch wieder nicht. Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen. Und man weiß nie ganz genau wann spricht jetzt Karl May, wann sein "Über-Ich". Es ist fliessend.
Sylvia
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Sylvia »

Nuja, jeder kompensiert halt auf seine Art, und May war ein begabter Schriftsteller.
So nach und nach kommen mir Sachen in den Sinn - , hm, z.B. wurden in der Doku Textstellen aufgezeigt, die May aus authentischen Reiseberichten abgekupfert hat. Oft wortwörtlich. Und verständlich, denn woher sollte er auch wissen, wie es woanders ausschaut. Und wortwörtlich? Naja, das sparte eben Zeit und ganz offensichtlich waren die abgekupferten Stellen schriftstellerisch ganz passend zu seiner eigenen Schreibe. Daneben gibt es aber auch dieses Indianerbuch von George Catlin in seiner Bibliothek und andere völkerkundliche Bücher. In diesem Punkt ist May in seiner Fantasie wohl leichter mal davongeritten und hat die Pfade der Realität äh.. verfremdet. Will damit sagen, die geographische Grundlage hat er sich ordentlich untergelegt und den Rest hat
Rüdiger

Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Rüdiger »

("Das Weitere liest man später".)

Kompensation, jenun, das Wort benutze ich zwar auch in Zusammenhang mit Karl May, aber das mit der Phantasie und dem sich hineinversetzen muß damit nicht unbedingt immer zu tun haben ... wenn du z.B. beim Autogenen Training dir suggerierst, daß der Arm schwer und warm wird, dann wird er das, Kompensation hin oder her ... oder wenn er von Winnetous Tod erzählt hat, hat er echte Tränen geweint ... obwohl er einen Augenblick später sicher innerlich 'umschalten' konnte ...
Methuselah
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Re: Terra X, So. 8.8.2010

Beitrag von Methuselah »

Nach der Sendung hat mich ein Freund angerufen und mir erklärt, dass er jetzt mir zuliebe (???) Terra X angeschaut hat und er fand den Beitrag gut. Normalerweise macht er sich aus Karl May gar nichts - und da ist er nicht der einzige in meinem Freundes- und Bekanntenkreis - und deshalb finde ich es grundsätzlich schon mal gut, dass es solche Sendungen überhaupt gibt.
Über den Inhalt läßt sich dann streiten. Ich selber hab schon einiges vermißt (u.a. sein Verhältnis zu seinen Frauen oder zu seinem Vater), aber dazu war wohl die Sendezeit zu kurz.
Mathieu Carriere hat mal in einem Spiegel-Interview über ihn gesagt: "May war eben ein kleinbürgerlicher Sadist mit verführerisch psychotischen Zügen" - ist zwar schon etwas krass ausgedrückt, aber so ganz unrecht kann ich ihm da nicht geben. Auf der anderen Seite, wenn jeder seine psychischen Macken (die wir mehr oder weniger wohl alle haben) so kompensieren und umsetzen könnte wie
der Mayster..........dann kämen wir mit Lesen und Kritisieren gar nicht mehr nach ;o)
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