Der WDR und der Schatz im Silbersee

Joerg
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Der WDR und der Schatz im Silbersee

Beitrag von Joerg »

Hallo zusammen,

im März 2006 soll das WDR-Hörspiel "Der Schatz im Silbersee" bei Random House Audio erscheinen.
Alle Angaben zum Hörspiel und das hervorragend gelunge Cover findet Ihr in der Karl-May-Hörspieldatenbank:
http://141.30.89.80/~thomas/hoerspiele/ ... p?_id=1141

Viele Grüße
Jörg
http://www.karl-may-hoerspiele.info
OldPetz
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Zu den Kindheitserinnerungen...

Beitrag von OldPetz »

howdy zusammen,

als die ersten kommentare zum geplanten erscheinen des wdr-silbersees gepostet wurden, war darunter auch die frage eine forum-mitgliedes, in welchem hörspiel wohl eine kindergruppe von einem älteren herrn die geschichte vom schatz im silbersee erzählt bekommt.
es handelt sich dabei tatsächlich um die jetzt veröffentlichte wdr-produktion. ein schmankerl: kölsche jung-indianer, die dem sohn von tante droll die scheibe einschmeißen und zum dank die geschichte erzählt bekommen ;-)
zum hörspiel selbst: eng am buch (nachtrag: dachte ich nach hören der ersten cd, siehe unten), gute stimmen, gut gehaltene spannungsbögen. einzig die überfrachtung mancher szenen und die daraus folgende schwache transparenz haben bei mir anfänglich die stimmung etwas gedrückt. mit der zeit aber hat sich mein ohr daran gewöhnt.
die erste der vier silberscheiben habe ich jetzt gehört - war ein vergnügen, das ich jedem empfehlen kann.

old petz
Zuletzt geändert von OldPetz am 25. Mär 2006, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.
Rolf Dernen
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Beitrag von Rolf Dernen »

Die Frage nach den Kindern kam damals von mir. In der Tat ist es das Hörspiel, an das ich mich aus der eigenen Kindheit her erinnere, und ich muß sagen, es zu hören macht auch nach 45 Jahren viel Spaß.

Grüße

Rolf
giesbert
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Beitrag von giesbert »

rolfd hat geschrieben:Die Frage nach den Kindern kam damals von mir. In der Tat ist es das Hörspiel, an das ich mich aus der eigenen Kindheit her erinnere, und ich muß sagen, es zu hören macht auch nach 45 Jahren viel Spaß.
das macht mir auch mit 45 Spaß, der ich das als Kind nicht gehört habe 8-)

Die Sprecher sind erstklassig, die Bearbeitung sehr gelungen und die Produktion von hoher Qualität. Die Ausstattung könnte man sich informativer wünschen, aber mei, man kann nicht alles haben.

Und dass man fast alle Sprecher aus den pimaldaumen zeitgleich produzierten Paul-Temple-Hörspielen kennt, tut der großen Freude natürlich auch keinen Abbruch 8-)

Kurt Lieck, der hier (und im Winnetou-Hsp.) Old Shatterhand spricht, spricht zB bei PT Sir Graham, den Chef von Scotland Yard.

Der "Schatz" gefällt mir sehr viel besser als "Winnetou", wo einfach viel zu viel Handlung hineingestopft wurde, mit dem Effekt, dass die Hälfte des aus einem Bericht der Erzählerstimme (also Kurt Lieck bzw. Old Shatterhand) besteht, statt aus inszenierter Handlung. Das wird auf Dauer doch eher dröge und mutiert vom Hörspiel zum Hörbuch.
Rolf Dernen
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Beitrag von Rolf Dernen »

giesbert hat geschrieben: Die Sprecher sind erstklassig, die Bearbeitung sehr gelungen und die Produktion von hoher Qualität. Die Ausstattung könnte man sich informativer wünschen, aber mei, man kann nicht alles haben.
Außerdem hätte man sich wünschen können, daß die wenigen Informationen wenigstens korrekt sind. So ist der Titel der Zeitschrift, in der der "Silbersee" zuerst veröffentlicht wurde, mit "Der treue Kamerad" angegeben. Das Blatt hieß aber "Der gute Kamerad".
OldPetz
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wozu fieber doch gut sein kann...

Beitrag von OldPetz »

howdy,

nun habe ich es geschafft, daß gesamte hörspiel zu genießen. und da kann ich auch gleich einschränken: nach cd 2 von 4 war schluß mit genuß.
die geschichte ist derart verfremdet, daß sich dagegen die bearbeitungen von karl may durch seine verleger harmlos ausnehmen (wobei ich sagen muß, daß mir der neue derwisch besser gefällt als das original). der colonel sprengt eine felsenklippe, das tal der hirsche und navajos gibt es nicht, und das wasser strömt den bösen um die hälse, nachdem sie eine tür im untergeschoss des turmes geöffnet haben... sorry, das geht an inhaltlicher freiheit zu weit.
darum, damit niemand sagt, er hätte es nicht gewußt: wer ein hörspiel sucht, das eng am original ist, ist mit diesem schatz zumindest ab dem abenteuer am eagle tail schlecht bedient.

old petz
giesbert
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Beitrag von giesbert »

je nun - wenn ich "eng am Original" bleiben will: Dann les ich halt das Buch oder lass es mir von Gert Westphal vorlesen.

Ein Hörspiel ist, wie eine Verfilmung, per se eine Bearbeitung und immer eine mehr oder weniger freie Variationen über ein Thema. Solchen Umsetzungen eines Mediums in ein anderes vorzuwerfen, sie seien nicht so wie das Original: ist imho ein wenig schief & ungerecht.

"Werktreue" mag da ein Beurteilungskriterium sein, ich halte andere Dinge für wichtiger (und den Schatz im Silbersee in der WDR-Produktion nach wie vor für einen Glücksfall).

Mal sehen, wie mir die 45-Minuten-Europa-Fassung gefällt, die ich mir kürzlich zugelegt habe 8-)
OldPetz
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Beitrag von OldPetz »

na, das argument geht an dieser produktion glatt vorbei. mir ist schon klar, daß ein hörspiel aufgrund des beengten zeitrahmens (meist) einiges weglassen oder hinbiegen muß. aber eine derartige verdrehung der story geht in meinen augen zu weit.
stichwort europa: die sind seinerzeit wesentlich dichter am stoff geblieben.

gruß
old petz
OldPetz
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Beitrag von OldPetz »

nachtrag: welchen teil hast du denn von europas doppelschlag? *lach*
giesbert
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Beitrag von giesbert »

OldPetz hat geschrieben:nachtrag: welchen teil hast du denn von europas doppelschlag? *lach*
Meinst Du die beiden Sammler-Pakete? Da hab ich keines, nur den "Schatz" als Einzel-CD (und noch nicht gehört)
mir ist schon klar, daß ein hörspiel aufgrund des beengten zeitrahmens (meist) einiges weglassen oder hinbiegen muß. aber eine derartige verdrehung der story geht in meinen augen zu weit.


Zur WDR-Fassung: da hat es mich zwar überrascht, in welchem Umfang eingegriffen wurde, aber gestört hat mich das nicht. Wer die kölsche Jong zu Beginn ertragen hat, den kann nichts mehr schrecken 8-)

Ein Vergleich von Original-Text mit seinen Bearbeitungen (Buch / Film / Hörspiel) könnte ganz interessant sein. Was wurde weggelassen, was wurde geändert, was neu hinzugeschrieben? Der Film stellt da gänzlich andere Anforderungen als das Hörspiel etc. etc.

Wobei die Rahmenhandlung ein pfiffiger Einfall war, damit die Zuhörer wieder in den Stoff kamen; die 8 Folgen wurden ja im, vermute ich mal, Wochenabstand ausgestrahlt, da musste man dem Gedächtnis der Zuhörer ein wenig auf die Sprünge helfen. Und für denen, die erst später dazukamen, eine Einstiegshilfe bieten.

In den "Paul Temple"-Hörspielen aus der Zeit, die ja auch als Mehrteiler ausgestrahlt wurden, wurde das Problem so gelöst, dass sich Paul Temple mit seiner Frau und Sir Graham den aktuellen Fall im Gespräch noch einmal vor Augen führen ("Also Paul, das verstehe ich jetzt nicht -- " "Liebling, lass uns noch einmal ganz von vorn anfangen. Es fing damit an, dass Mrs. Norris ihren Salzstreuer nicht finden konnte ...").

Der Bearbeiter Kurd E. Heyne war übrigens - wie alle Beteiligten der Produktion - Profi. Ende der zwanziger / Anfang der dreißiger Jahre Kabarettist ("Die vier Nachrichter".), 1935 emigriert, nach der Rückkehr Drehbuch- und Hörspielautor.

Und die Musik ist auch klasse 8-)
OldPetz
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Beitrag von OldPetz »

die musik - ein gutes stichwort. man müßte mal konkret nachfragen - für meine ohren klingt das nicht nach 50er-jahre-hörfunk.
die kölschen jung-apatschen sünn wahrlisch eene prüfung - ob es dieser wegweise bedurfte, ist eine weitere frage.
bezüglich der enge zum original des maysters habe ich den europa-doppelschlag bislang als werktreue fassung empfunden, ebenso den maritim-klassiker.
was meint die gemeinde?
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