Indianer im Museum!

guenni
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Indianer im Museum!

Beitrag von guenni »

Westfälisches Schulmuseum: Indianer, Trapper, Fallensteller
Ausstellung über Wildwest-Klischees und ihre Ursprünge

Ob in den Winnetou-Büchern oder dem Kinofilm "Der mit dem Wolf tanzt": Gemeinhin reitet der Indianer mit wehender Federhaube über weite Prärien, jagt Bisonherden oder stürmt die Forts weißer Siedler und Händler. Tatsächlich hat die Mehrzahl der Indianervölker Nordamerikas diesen Klischees nicht entsprochen, sie hatten völlig andere Lebensumstände.
Ausstellung im Westfaelischen Schulmuseum Ausstellung im Westfaelischen Schulmuseum

J.F. Cooper wollte in seinem "Lederstrumpf" noch geschichtliche Ereignisse spiegeln; seine Nachfolger dagegen erlagen mehr und mehr Phantasien. Zahlreiche Romane und Kinofilme festigten das einseitige Wildwestbild.

Damit räumt jetzt die Ausstellung "Indianer, Trapper, Fallensteller. Der Prinz zu Wied - ein Vorläufer Karl Mays?" im Westfälischen Schulmuseum in DO-Marten auf. Sie ist vom 26. März bis zum 25. Juni 2006 zu sehen. Die Sonderschau veranschaulicht, wer und was unsere Wildwest-Phantasien beflügelt hat und wie die indianischen Völker am Missouri wirklich lebten, was sie jagten und was sie erlitten. Zu den Exponaten gehören Kleidungstücke von Indianern, Schmuck, Waffen und sogar ein Originalskalp. Die Schau wird von einem umfangreichen Begleitprogramm ergänzt.

Der Mann, der an dem klischeehaften Bild des Wilden Westens "schuld" ist, hat das nicht geahnt und nie gewollt: Maximilian Prinz zu Wied. Er bereiste 1832 bis 1834 große Teile Nordamerikas, insbesondere das Missouri-Gebiet, und lieferte als einer der ersten authentische Beschreibungen der Völker im damals noch freien Indianerland, dem so genannten Wilden Westen.

Es war ein Glücksfall für die Nachwelt, dass der passionierte Naturforscher außer seinem Hofjäger noch den jungen und begabten Maler Karl Bodmer mit auf seine Nordamerika-Reise genommen hatte. Bodmer fertigte unterwegs nicht nur Landschaftsansichten an, sondern auch eine Vielzahl sehr genauer Bilder von Indianern der verschiedenen Stämme im Gebiet des oberen Missouri. Beispielsweise bezeugt ein Vergleich mit den Indianerbildern des amerikanischen Malers George Catlin, der 1832 ebenfalls den Missouri bereiste, wie viel sorgfältiger und genauer Bodmer gearbeitet hat. Dem von Prinz Maximilian nach seiner Rückkehr veröffentlichten Reisewerk wurden Kupferstiche nach den Zeichnungen und Aquarellen Bodmers beigefügt. Sie zeigen solche Szenen, wie sie in Abenteuerbüchern und Filmen zu finden sind.

Die kostbare und in nur wenigen Exemplaren erschienene "Reise nach Nord-America" verschwand als bibliophile Rarität in den privaten Büchersammlungen von Liebhabern. Jahrzehnte später stieß jedoch der Schriftsteller Karl May auf ein Exemplar dieses Reisewerks; er nutzte es als Quelle für seine Indianerromane. So diente beispielsweise der von Bodmer mehrmals abgebildete Mandan-Häuptling Mato-Tope Karl May als Vorbild für den indianischen Helden seiner 1893 bis 1910 erschienenen Winnetou-Romane. Auch regte ihn vermutlich die Freundschaft zwischen dem Mandan-Häuptling und dem Prinzen Maximilian Karl May zu der Idee der Blutsbrüderschaft zwischen Winnetou und Old Shatterhand an.

Öffnungszeiten des Westfälischen Schulmuseums, An der Wasserburg 1, DO-Marten: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.
Der Eintritt kostet 1,50 Euro, ermäßigt 0,75 Euro.