Herbert Kranz und das Team von „Ubique Terrarum”
Wenn in den frühen 60er Jahren – kaum zu glauben, das ist wirklich schon über 40 Jahre her – in der Bücherei mal wieder alle gewünschten Karl-May-Bücher vergriffen waren, las man gerne die Abenteuerromane von Herbert Kranz. Die Namen der Team-Mitglieder wie Stephen Slanton, Dr. Peter Geist, Patrick Cromby und Cyprian Bombardon – besser bekannt als „Chef”, GG (Großer Geist), Plumpudding und Neunauge – waren in der Schule und im Freundeskreis fast so geläufig wie Winnetou oder Hadschi Halef Omar. Und Titel wie „In den Klauen des Ungenannten” oder „Das Haus der sieben Türme” rufen noch heute Erinnerungen an spannende Lesestunden wach.
Lange Zeit waren die zehn Titel des 1973 gestorbenen Kranz nur noch antiquarisch oder bei ebay zu erhalten. Nun veröffentlicht der Enkel des Autors Georg Kranz die Romane wieder – im Eigenverlag! Bisher sind die ersten drei Bände „In den Klauen des Ungenannten” (ISBN 3-8330-1045-2), „Im Dschungel abgestürzt” (ISBN 3-8334-0779-4) und „Tod in der Skelettschlucht” (ISBN 3-8334-1825-7) erschienen. Auch zwei Web-Seiten (http://www.herbert-kranz.de und http://www.ubique-terrarum.net) beschäftigen sich mit dem Autor und seinen Büchern.
Natürlich spielt heute beim Lesen der Nostalgie-Faktor eine große Rolle. Vergleicht man die Romane mit ähnlichen von Karl May, stellt man fest, dass die rund 70 Jahre älteren Werke des Maysters von einer ungleich größeren Zeitlosigkeit sind. Bei den zwischen 1953 und 1958 entstandenen und spielenden Herbert-Kranz-Romanen herrscht doch eine recht unreflektierte Technik- und Fortschrittsgläubigkeit vor, wie sie für die 50er Jahre typisch war. Auch dass die großen, blutigen Unabhängigkeitskriege der afrikanischen Kolonien erst noch bevorstehen, sollte man beim Lesen berücksichtigen. Doch immerhin ist einer der beliebtesten Abenteuerschriftsteller der 50er und frühen 60er Jahre endlich wieder zu haben. Und es ist zu hoffen, dass der Absatz eine Veröffentlichung aller zehn Bände zulässt.
Liebe Grüße
ManniOne