17.4.Bilder einer Landschaft..von unten ruft Winnetou herauf

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Erika
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17.4.Bilder einer Landschaft..von unten ruft Winnetou herauf

#1 Beitrag von Erika »

Bayern, Dienstag, 17.04., Magazin/Reisen 19:30 - 20:15 Uhr
Erstausstrahlung

Bilder einer Landschaft
Entlang der böhmischen Elbe

Im Reich der Romantik

Die landschaftliche Idylle des Flusstals, das sich zwischen Leitmeritz/Litomerice und Herrnskretschen/Hrensko dahinzieht und vom Böhmischen Mittelgebirge flankiert wird, bezauberte im 19. Jahrhundert Maler, Dichter und Musiker gleichermaßen: 'Da fühlt man Gottes schöne Welt', notierte Robert Schumann, als er sich die Gegend erwanderte.

Der einst blühende Fremdenverkehr, der mit den Romantikern begonnen hatte und durch Dampfschifffahrt und Eisenbahn einen ungeahnten Aufschwung nahm, erfährt seit der 'Samtenen Revolution' von 1989 eine zarte Renaissance.

Das Land hat viel gelitten und manches ist ein für alle Mal dahin: der grandiose Anblick der Burg Schreckenstein, in deren Torhaus Richard Wagner, hoch über der Elbe, den ersten Entwurf für seine Oper Tannhäuser niederschrieb - verschandelt durch ein monströses Stauwehr. Die herrschaftlichen Villen und gründerzeitlichen Straßenzüge, die vom einstigen Wohlstand des Bürgertums von Aussig/Ústí nad Labem kündeten - gesprengt im Namen der Partei. Historische Filmaufnahmen, die der Kameramann Jirí Petru in Archiven und bei Privatleuten aufgestöbert hat, zeigen das alte Aussig und dessen systematische Zerstörung durch die Kommunisten.

Furchtbar die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - ein Drama, das in einem Massaker tschechischer Milizionäre auf der Aussiger Elbe-Brücke kulminierte. Johanna Baronin Herzogenberg hat die damaligen Repressalien überstanden. Geblieben aber ist die wehmütige Erinnerung an das verlorene Land der Kindheit.

Vom Dubitzer Kircherl eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf die Elbschleife. Und von unten ruft Winnetou herauf. Denn in Böhmen beginnt der Wilde Westen - zumindest in der Vorstellung von Karl May. Der Vielschreiber aus Radebeul kannte die Gegend aus den Tagen seiner Jugend und weilte 1897 erneut an den böhmischen Gestaden der Elbe: In Herzig's Restauration in Birnai/Brna, dem heutigen Gasthaus Srdícko, verfasste er bei böhmischen Knödeln und böhmischem Bier das Buch Weihnacht. Frantisek Polansky, der junge Wirt, könnte mit seiner blonden Mähne dem Roman entsprungen sein. Seine Lebensgeschichte spielt aber doch unüberhörbar in unserer Zeit: 1988 aus der damaligen Tschechoslowakei geflohen, lebte er mehrere Jahre in Bayern, bevor er nach Böhmen zurückkehrte.

Wer flussabwärts fährt, erlebt eine der großartigsten und urtümlichsten Landschaften Europas: die Böhmische Schweiz.

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