Legenden: Uwe Seeler
Verfasst: 21. Mai 2006, 15:00
(Plaudertäschchen bittet für das folgende die Kopfschüttler-Fraktion schon einmal um Nachsicht. Immerhin gab es hier aber auch mal einen länglichen und gut frequentierten Fußball-Thread).
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Morgen wird in der Sendung „Legenden“ um 21 Uhr in der ARD ein Mann geehrt, der, wie Karl May, seit meiner Kindheit einen ganz ganz großen Stein bei mir im Brett hat: Uwe Seeler.
Er verkörpert für mich, wie teilweise Karl May, sozusagen eine Kombination von Tugenden, die mir in dieser Art persönlich halt sehr gut gefällt: Bei aller Größe: Schlichtheit, Bescheidenheit, Redlichkeit, Anständigkeit, Menschlichkeit, die Kirche im Dorf und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Er ist nie eitel gewesen, nie unangenehm aufgefallen, hat frisch von der Leber weg geredet, nie vorlaut. Ein Leben lang bei ein und demselben Verein, ich glaube, da dürfte er unter den „großen Namen“ wirklich der einzige sein. Auch als lukrativere Angebote aus Italien kamen, er hat, ganz ohne Philosophie- oder Psychologiestudium aus dem Bauch heraus erkannt, was richtig für ihn ist und wo es für ihn langgeht: Mensch bleiben. Im Vertrauten und da, wo man hingehört (ich will damit nicht sagen dass niemand die Stadt oder das Land wechseln soll. Aber für ihn war es richtig so. Der war und ist so in sich ruhend und stabil, dass er die Reize von außen nicht braucht.)
Es gibt eine Anekdote, ich weiß nicht, ob sie so stimmt und ob ich sie aus der Erinnerung richtig wiedergebe, da ist er vor Jahrzehnten bei einem Länderspiel unten in Albanien oder irgendwo da in der Kante gewesen, man reiste mit dem Zug. Auf der Rückfahrt fiel Mannschaftskollegen auf, dass ihm kalt war, und er mit den Armen herumwedelte, um es sich ein bisschen wärmer zu machen. Er solle doch seinen schönen Mantel anziehen, wo habe er den denn, wurde gesagt. Seeler druckste herum, sagte nichts richtiges und fror und wedelte weiter. Erst später stellte sich heraus, dass er angesichts frierender Massen & Not & Elend besagten Mantel vor Ort spontan verschenkt hatte. - Die Geschichte vergesse ich nie (sie erinnert übrigens auch ein bißchen an Karl May in Gartow), zum einen das unspektakuläre spontane Wegschenken, und, fast noch schöner, das Kein-Aufhebens-machen-wollen davon.
Sehr hübsch auch ein Moment im Sportstudio, wo der in der Tat beachtenswerte Chris de Burgh bei seinem Lied-Vortrag offenbar einen besonders begnadeten Moment erwischt hatte und Seeler daraufhin seinem Beeindruckt-Sein unverhohlenen Ausdruck gab, schlicht und einfach, wie es ihm halt gemäß war.
Oder einmal in der Sportschau, Seeler sprach, eine vergangene WM Revue passieren lassend, mehrmals von den „Urus“. Vermutlich (für den Zuschauer nicht erkennbar) nach einer dezenten Intervention des Moderators wandelte er dann in späteren Einblendungen sein Vokabular, sichtlich bemüht und einigermaßen unfroh, in Richtung „Uruguayer“ ab, da mischte sich die durchaus spürbare Einsicht in die political correctness mit der Unlust, so sprechen zu sollen wie ihm nun eben nicht der Schnabel gewachsen war.
Solche Sachen sind mir noch deutlicher in Erinnerung als die sportlichen Erfolge. Und: Haltung. In guten wie in schlechten Tagen. Und es ist irgendwie niedlich, zu hören (und sehen), wie der sonst nicht gerade auf den Mund gefallene Franz Beckenbauer anlässlich des Themas Uwe Seeler des öfteren keine Worte findet, ja, nicht finden will, und einfach eine in diesem Fall durchaus sympathische Art von Säulenheiligenverehrung ohne weitere Begründungen zeigt. Recht hat er.
Mit der Präsidentschaft Seelers beim HSV war es wohl nicht so das Richtige. Klar. Kerle wie er sind nicht unbedingt Führungspersönlichkeiten (auf artfremdem Parkett). Wort für Wort zutreffend: zu gut für diese Welt, bei solchen Sachen.
Ich mag den Mann, und auf den lasse ich nichts kommen. Howgh.
An dem könnte sich mancher ein Beispiel nehmen. Ich auch. ;-)
Und die Sendung ist ein unbedingtes Muß.
Uns Uwe. Ein Seeler von Mensch.
(Ob er auch Karl May liest oder gelesen hat ?)
;-)
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Morgen wird in der Sendung „Legenden“ um 21 Uhr in der ARD ein Mann geehrt, der, wie Karl May, seit meiner Kindheit einen ganz ganz großen Stein bei mir im Brett hat: Uwe Seeler.
Er verkörpert für mich, wie teilweise Karl May, sozusagen eine Kombination von Tugenden, die mir in dieser Art persönlich halt sehr gut gefällt: Bei aller Größe: Schlichtheit, Bescheidenheit, Redlichkeit, Anständigkeit, Menschlichkeit, die Kirche im Dorf und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Er ist nie eitel gewesen, nie unangenehm aufgefallen, hat frisch von der Leber weg geredet, nie vorlaut. Ein Leben lang bei ein und demselben Verein, ich glaube, da dürfte er unter den „großen Namen“ wirklich der einzige sein. Auch als lukrativere Angebote aus Italien kamen, er hat, ganz ohne Philosophie- oder Psychologiestudium aus dem Bauch heraus erkannt, was richtig für ihn ist und wo es für ihn langgeht: Mensch bleiben. Im Vertrauten und da, wo man hingehört (ich will damit nicht sagen dass niemand die Stadt oder das Land wechseln soll. Aber für ihn war es richtig so. Der war und ist so in sich ruhend und stabil, dass er die Reize von außen nicht braucht.)
Es gibt eine Anekdote, ich weiß nicht, ob sie so stimmt und ob ich sie aus der Erinnerung richtig wiedergebe, da ist er vor Jahrzehnten bei einem Länderspiel unten in Albanien oder irgendwo da in der Kante gewesen, man reiste mit dem Zug. Auf der Rückfahrt fiel Mannschaftskollegen auf, dass ihm kalt war, und er mit den Armen herumwedelte, um es sich ein bisschen wärmer zu machen. Er solle doch seinen schönen Mantel anziehen, wo habe er den denn, wurde gesagt. Seeler druckste herum, sagte nichts richtiges und fror und wedelte weiter. Erst später stellte sich heraus, dass er angesichts frierender Massen & Not & Elend besagten Mantel vor Ort spontan verschenkt hatte. - Die Geschichte vergesse ich nie (sie erinnert übrigens auch ein bißchen an Karl May in Gartow), zum einen das unspektakuläre spontane Wegschenken, und, fast noch schöner, das Kein-Aufhebens-machen-wollen davon.
Sehr hübsch auch ein Moment im Sportstudio, wo der in der Tat beachtenswerte Chris de Burgh bei seinem Lied-Vortrag offenbar einen besonders begnadeten Moment erwischt hatte und Seeler daraufhin seinem Beeindruckt-Sein unverhohlenen Ausdruck gab, schlicht und einfach, wie es ihm halt gemäß war.
Oder einmal in der Sportschau, Seeler sprach, eine vergangene WM Revue passieren lassend, mehrmals von den „Urus“. Vermutlich (für den Zuschauer nicht erkennbar) nach einer dezenten Intervention des Moderators wandelte er dann in späteren Einblendungen sein Vokabular, sichtlich bemüht und einigermaßen unfroh, in Richtung „Uruguayer“ ab, da mischte sich die durchaus spürbare Einsicht in die political correctness mit der Unlust, so sprechen zu sollen wie ihm nun eben nicht der Schnabel gewachsen war.
Solche Sachen sind mir noch deutlicher in Erinnerung als die sportlichen Erfolge. Und: Haltung. In guten wie in schlechten Tagen. Und es ist irgendwie niedlich, zu hören (und sehen), wie der sonst nicht gerade auf den Mund gefallene Franz Beckenbauer anlässlich des Themas Uwe Seeler des öfteren keine Worte findet, ja, nicht finden will, und einfach eine in diesem Fall durchaus sympathische Art von Säulenheiligenverehrung ohne weitere Begründungen zeigt. Recht hat er.
Mit der Präsidentschaft Seelers beim HSV war es wohl nicht so das Richtige. Klar. Kerle wie er sind nicht unbedingt Führungspersönlichkeiten (auf artfremdem Parkett). Wort für Wort zutreffend: zu gut für diese Welt, bei solchen Sachen.
Ich mag den Mann, und auf den lasse ich nichts kommen. Howgh.
An dem könnte sich mancher ein Beispiel nehmen. Ich auch. ;-)
Und die Sendung ist ein unbedingtes Muß.
Uns Uwe. Ein Seeler von Mensch.
(Ob er auch Karl May liest oder gelesen hat ?)
;-)