23.03.010/20:15 UHR/WDR/Land der fallenden Seen/Plitvice

Angel
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23.03.010/20:15 UHR/WDR/Land der fallenden Seen/Plitvice

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Land der fallenden Seen > Plitvice > Magazin/Reisen

Datum: Dienstag, 23.03.2010
Sendezeit: 20:15 - 21:00 UHR
Sender: WDR

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Senderinfo:
Sechzehn kristallklare Seen, in spektakulären Terrassen angeordnet, durch unzählige Wasserfälle und Stromschnellen verbunden, das sind die fallenden Seen von Plitvice in Kroatiens gleichnamigem Nationalpark. Dieses einzigartige Naturjuwel erinnert an ein Märchenland: Dichter Buchenwald umschließt die Wasserflächen, Bäume wachsen auf schmalen Überhängen, thronen über Wasserfällen, strecken ihre Äste in den Sprühnebel der Katarakte. Hier scheinen die Grenzen zwischen den Elementen aufgehoben. Denn die fallenden Seen verdanken ihre Existenz einem faszinierenden biologischen Phänomen: Das stark mit Kalk angereicherte Karstwasser aus dem Dinarischen Gebirge lagert sich an Moosen an, Pflanzen und Kalk bilden gemeinsam ein spezielles Gestein, Travertin. In Plitvice verwandelt sich Wasser zu Stein, man nennt es nicht umsonst das 'Land, wo die Steine wachsen'.
Zwischen einem und drei Zentimeter pro Jahr wachsen die Travertinterrassen und schaffen ständig neue Becken und Barrieren, Wasserstürze und Kaskaden. Doch nicht nur die Naturgeschichte dieser Seen-Landschaft ist immer in Bewegung, auch politisch hat der älteste Nationalpark Europas eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Während des Balkankriegs war das Land der fallenden Seen militärisches Kampfgebiet, die einmaligen Travertinterrassen waren vermint und wiederholt von Sprengung bedroht. Wenn auch die Katastrophe ausblieb, die Anwesenheit von Truppen in der fragilen Ökologie des urtümlichen Waldes hinterließ deutliche Spuren: Hirsche und Rehe sind in Plitvice deutlich seltener als in vergleichbaren Naturräumen, die Soldaten schossen weite Teile des Waldes leer, aus Langeweile oder zur Verpflegung.
Heute erinnert wenig an diese brutale Vergangenheit, die riesigen Buchenwälder von Plitvice sind voll mit Leben: Hier findet sich nicht nur die größte Braunbären-Population Europas, auch große Wolfsrudel und Luchse in stattlicher Zahl durchstreifen den Wald rund um die Kaskaden und Seen. Im klaren Wasser tummeln sich einige der rarsten Europäer: Sumpfschildkröten und Flusskrebse sind in den meisten anderen Gegenden des Kontinents seit Jahrhunderten ausgerottet.
Sagenumwobene Bewohner verbergen sich tief in den Karsthöhlen des Dinarischen Gebirges. Man hielt sie Jahrhunderte lang für 'Menschenfischlein' oder Baby-Drachen: Die bleichen Grottenolme sind blinde Höhlenbewohner mit einem sechsten bioelektrischen Sinn und Talent zum Hungerkünstler. Sie können ein Jahr ohne Nahrungsaufnahme überleben. Sie sind eine biologische Spezialität der Region und kommen sonst nirgendwo auf der Welt vor. Dieses exklusives Schicksal teilen sie mit ihren Nachbarn, der Bergmaus - der Maus mit dem größten Mauseloch der Welt. Sie lebt ebenfalls in den riesigen Höhlensystemen, die das Wasser aus dem Karst gefressen hat. Doch anders als die räuberischen Grottenolme müssen die Bergmäuse regelmäßig an die Oberfläche, um nach Pflanzennahrung zu suchen.