Hallo nochmalRüdiger hat geschrieben:Ich bin der Meinung, ein Autor, der einen andern Autor in gewisser Weise "fortführt", darf das auch inhaltlich und thematisch tun. Mich stört vielmehr, wenn es atmosphärisch bzw. von der Mentalität her nicht "paßt". Ob das bei Jeier der Fall ist, kann ich noch nicht beurteilen. Ich werde mir das "Geisterpferd" aber morgen kaufen, das interessiert mich jetzt wirklich.Und T. Jeier lässt Old Shatterhand im Stil von Hondo Lane oder William Tell Sackett agieren. Das ist durchaus lesenswert aber es passt schlichtweg nicht.
Aber das ist doch nun, mit Verlaub, Blödsinn (Verzeihung. Ist auch nicht bös' gemeint. Ich drück' mich gern etwas hendsärmelig aus). Verkaufszahlen sind für mich NIEMALS ein Kriterium für den Wert eines Buches oder überhaupt von irgendetwas. Wer hat das noch gleich gesagt, es ist um die Menschheit nicht so gut bestellt, daß immer der Mehrheit das Bessere gefiele.Wenn ich dann feststelle, dass er gescheitert ist, lässt sich das wohl an der Tatsache belegen, dass die Bände heute verramscht werden und nicht mehr im aktuellen Katalog des KMV sind.
Wie ist es denn mit den Auflagenzahlen (ich weiß es nicht) ? Kann man denn den (zahlenmäßigen) Erfolg von Büchern, die im Selbstvertrieb unters Volk gebracht werden, überhaupt mit dem solcher vergleichen, bei denen das nicht der Fall ist ?
Wonach "die Karl-May-Szene" verlangt, interessiert mich persönlich mittlerweile so gut wie überhaupt nicht mehr. - Ich verlange ebenfalls nach einem "gewissen Stil", aber den habe ich bislang nur bei Heinz Grill gefunden, und, mit Einschränkungen und Abstrichen, bei Kandolf. An dessen "Allah il Allah" u.a. kommen zeitgenössische Nachahmer m.E. überhaupt nicht heran.Die "Karl-May-Szene" verlangt aber eben offensichtlich nach einem gewissen Stil und nicht nach den vorhin genannten Autoren.
Das mag ja sein; das weiß ich nicht.die vielen sachlichen Fehler
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Lustig ist, daß jetzt zwei Leute, Sie und ich, pro und kontra Jeier-Romane sich auseinandergesetzt haben, die sie beide noch nicht gelesen haben ...
;-)
das letztere hab ich jetzt nicht so ganz verstanden... Ich hab sowohl "Auf Winnetous Spuren" als auch die "Häuptlingstochter" und das "Geisterpferd" gelesen. Was noch irgendwo unaufgearbeitet wartet, sind diverse Bücher über andere Indianerinnen, die vor Jahren in anderen Verlagen auf den Markt kamen. Wahrscheinlich haben die auch einen Anreiz gegeben, über Nscho-Tschi zu schreiben. Im übrigen stimme ich ja durchaus zu, dass es nicht immer darum gehen kann, die Erwartungshaltung der "Szene" zu befriedigen. Aber die bestimmt letztlich die Nachfrage. Und wäre der klassische Westernstil Jeiers angekommen, hätte er sicher auch weiter gemacht. Was sich andererseits gut verkaufen lässt. sind Geschichten, die den Mayschen Stil mit dem der Freilichtspiele, Filme und Hörspielversionen vermengen. Das ist das, was zum Beispiel Marheinecke und Laroche abliefern. Auf einem unterschiedlichen Niveau-Level, den ich aber nicht zu sehr thematisieren will. Auch wenn die Bände seit Jahren herauskommen und eine gewisse Professionalität erreicht haben, es ist und bleibt Fan-Fiction. Und die werde ich ebensowenig mit den ganz großen Maßstäben messen, wie die Laien-Schauspieler oder Chöre, mit denen ich mich im normalen Alltagsrezensionsleben herumschlagen muss.
Aber zurück zum Eigentlichen... Das "Geisterpferd" ist wirklich lesenswert, aber als untermalender Soundtrack eignet sich besser Musik von Bernstein, Goldsmith oder Poledouris. Nicht mal Steiner oder Tiomkin. Und sicher nicht Böttcher. Höchstens Peter Thomas... Es stimmt da tatsächlich atmosphärisch nicht. Was Karl May angeht. Das ist Jeier beim ersten Buch viel besser gelungen, was ich witzigerweise nach der damaligen Kritik im Magazin auch nie geglaubt hätte. Habe den Band erst kürzlich gelesen. Das alles ist aber auch immer eine Frage des Geschmacks. Ich hatte zum Beispiel vor einigen Jahren viel Spaß am Western "Gunfighter", der Mulfords Hopalong Cassidy völlig neu und recht original interpretiert. Die meisten William-Boyd-Fans haben getobt. Rezeption und Rezensionen sind eben immer sehr persönlich. Und meistens emotional
Pax
Michael