KARL MAY & Co. Nr. 131

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Reiner
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#16 Beitrag von Reiner »

Alles wird ausradiert und gleichgemacht. Bald gibt es eh' nur Mittelmaß!

Wenn uns die anderen nicht mehr "Panzer" oder gar Nazis nennen wuerden... Das wird interessanterweise gar nicht mal diskutiert.

Ach ja, die Gutmenschen leben ja nur hierzulande...

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#17 Beitrag von Rüdiger »

Reiner hat geschrieben:Alles wird ausradiert und gleichgemacht. Bald gibt es eh' nur Mittelmaß!

Wenn uns die anderen nicht mehr "Panzer" oder gar Nazis nennen wuerden... Das wird interessanterweise gar nicht mal diskutiert.

Ach ja, die Gutmenschen leben ja nur hierzulande...
Danke.

(Unsere Zeit & Gesellschaft kann man was solche Dinge betrifft wirklich nicht mehr ernst nehmen ...)

Rolf Dernen
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#18 Beitrag von Rolf Dernen »

Auf jeden Fall ist das mit dem "Mecki"-Buch ein guter Hinweis. Das wird ja dann wohl im Wert steigen, also gleich mal ordern.

Werner Fleischer
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#19 Beitrag von Werner Fleischer »

Das ist ein Irrtum. In Frankreich laufen Farbige seit Jahren Sturm gegen "Tim im Kongo" von Herge. Zudem gefällt mir das Wort "Gutmensch" in dieser Debatte überhaupt nicht. Hier geht es um Gefühle von Mitbürgern und Mitbürgerinnen.

Den Ausdruck "Gutmensch" wird zudem sehr oft von Menschen gebraucht die eher dem rechten Spektrum der Gesellschaft zuzuordnen sind wie dem bürgerlichem oder linken Lager. Ich betrachte unsere Familienministerin als konservativ. Jedoch glaube ich nicht das sie diesen Begriff verwenden würde. Sie hat sich allerding klar positioniert in der Debatte um die "Neger" in Kinderbüchern. Dies zeigt das es nicht nur die Linken sondern auch die konservativen sind, die sich hierüber Gedanken machen-

Und nun noch einige Zeilen zu dem negativen Begriff: "Gutmensch" aus der Wikipedia:

"Gutmensch ist sprachlich eine ironische Verkehrung des ausgedrückten Wortsinns „guter Mensch“ in sein Gegenteil, und gilt als politisches Schlagwort mit meist abwertend gemeinter Bezeichnung für Einzelpersonen oder Personengruppen („Gutmenschentum“), denen ihr Attribut „Gutsein“ oder „Gutseinwollen“ als übertrieben moralisierendes oder naives Verhalten unterstellt wird. In der politischen Rhetorik wird Gutmensch als Kampfbegriff verwendet.[1] Im Januar 2012 erhielt das Wort als Unwort des Jahres 2011 in Deutschland den zweiten Platz. In der Begründung gab die Jury an, mit dem Wort werde „insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren“ und kritisierte die aus ihrer Sicht 2011 einflussreich gewordene Funktion des Wortes als „Kampfbegriff gegen Andersdenkende“.

Abgerufen am 01.03.2013 um 17.30 Uhr

Für all diejenigen die sich jedoch ernsthalft mit dem Kinderbuch "Mecki bei den Negerlein" beschäftigen wollen hier ein Link und ein Buchtip:

Frank Möbus, „Robinsons Freitag in Kinderbüchern der Nachkriegszeit“, http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/
aw/2005/nuetzl_vergnuegen/moebus.pdf ; Öffentlicher Vortrag, gehalten an der Universität Göttingen, Februar 2005

Frank Möbus, „Mecki und die Rassenlehrer“ in Fritsche/Schulze „Sesam öffne dich“, BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2006, ISBN 3-8142-2034-X

Dieser Band enthält auch einen Beitrag über Karl May "Mußt du heim, Sidhi oder mußt du nicht heim" von Uwe Schwagmeier.

Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#20 Beitrag von Hermesmeier »

Es sind nicht die Wörter, die böse sind, sondern die Menschen, die sie ge- oder missbrauchen. Ob das Wort "Neger" also, das ja nichts weiter heißt als "Schwarzer", eine Herabsetzung meint oder nicht, hängt von den Absichten dessen ab, der es benutzt. Und Literatur kann nicht nur einen verantwortlichen Verfasser verlangen, sondern auch einen mündigen Leser.

Werner Fleischer
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#21 Beitrag von Werner Fleischer »

Natürlich verwenden es Menschen und positionieren es heute. Hier stellt sich natürlich die Frage wer benutzt es eigentlich heute! Bereits in Wörterbüchern der 70er Jahre, also vor rund 40 Jahren wurde empfohlen diesen Begriff nicht zu verwenden.

Einen sehr differenzierten Artikel gibt es auf der deutschsprachigen Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Neger

Johnny
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#22 Beitrag von Johnny »

Ob nun "Neger", "Farbiger" oder "Maximalpigmentierter" verwendet wird, ist letztlich vom derzeitigen Trend abhängig. Inzwischen ist ja "Farbiger", das ursprünglich als Alternative zu "Neger" galt, auch schon einigermaßen verpönt. Also irgendwie unsinnig die Debatte um den 'richtigen' Begriff, wobei andererseits die Beschwerden der Betroffenen natürlich auch nicht missachtet werden dürfen.
(Beachtenswert auch, dass manche homines sapientes, deren Vorfahren aus Afrika stammen, sich gegenseitig selbst "Nigger" nennen - wenn ein Weißer diesen Begriff verwendet, ist's hingegen eine Todsünde. -- Völlig wertungsfreie Anmerkung.)


Aber vielleicht gibt's ja in ein paar Jahrzehnten den sich selbst aktualisierenden Hypertext, der in die E-Reader eingreift und die Texte immer gleich auf den aktuellen politisch korrekten Stand bringt.

Werner Fleischer
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#23 Beitrag von Werner Fleischer »

Hier noch eine Nachricht zu Tim im Kongo

""Tim im Kongo" nun in drei Ländern verboten
Nachdem der Kongolese Bienvenu Mbutu Mondondo in Brüssel eine Klage wegen rassistischer Darstellungen im "Tim und Struppi"-Comic "Tim im Kongo" eingereicht hatte (SN berichtete), ist der Comic in Großbritannien, den USA und Südafrika verboten worden.

Der Band wurde in besagten Ländern aus den meisten Buchläden entfernt, da Kongolesen wie Affen oder Untermenschen dargestellt werden und der Inhalt beleidigend wirken könnte. In Südafrika ist der Comic wegen der einstigen Rassentrennung unerwünscht.

"Tim im Kongo" entstand 1929. Autor Hergé (namentlich Georges Remi) wurde des öfteren Rassismus vorgeworfen.

Werner Fleischer
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#24 Beitrag von Werner Fleischer »

Johnny hat geschrieben:Ob nun "Neger", "Farbiger" oder "Maximalpigmentierter" verwendet wird, ist letztlich vom derzeitigen Trend abhängig. Inzwischen ist ja "Farbiger", das ursprünglich als Alternative zu "Neger" galt, auch schon einigermaßen verpönt. Also irgendwie unsinnig die Debatte um den 'richtigen' Begriff, wobei andererseits die Beschwerden der Betroffenen natürlich auch nicht missachtet werden dürfen.
(Beachtenswert auch, dass manche homines sapientes, deren Vorfahren aus Afrika stammen, sich gegenseitig selbst "Nigger" nennen - wenn ein Weißer diesen Begriff verwendet, ist's hingegen eine Todsünde. -- Völlig wertungsfreie Anmerkung.)


Aber vielleicht gibt's ja in ein paar Jahrzehnten den sich selbst aktualisierenden Hypertext, der in die E-Reader eingreift und die Texte immer gleich auf den aktuellen politisch korrekten Stand bringt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nigger

Reiner
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#25 Beitrag von Reiner »

Richtig, die Gesellschaft kann man wegen der Aufzwingung von Begriffen nicht mehr ernst nehmen.

Und wie hier bereits erwähnt: Mit der Umschreibung wird überhaupt nichts erreicht. Wichtig ist sich richtig zu benehmen. Und Werte zu vermitteln.

Und wenn ein politisches Lager meint, andere mit einem solchen Unsinn zu belehren, braucht es sich nicht ueber Woerter wie Gutmenschen zu beschweren.

Wer z.B. Einen alten Hans-Albers-Film (wo es noch einen anderen Wortschatz gab als heutzutage) oder den "ollen Karl May" verbieten oder umschreiben will, der kann sich wegen mir "schwarz aergern". Nur sollte er andere nicht mit dem Unfug der Bekehrung belästigen!

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#26 Beitrag von Rüdiger »

Wenn aber Hermann van Veen (erlebt in Duisburg in der Mercatorhalle vor ca. 15 Jahren) mehrmals mit unüberseh- & hörbar verächtlich vorgebrachten „Moffen“ daherkommt [oder z.B. auch der Herr Ceylan gelegentlich Vergleichbares treibt] dann lacht das Publikum und freut sich … Irgendwie haben die Leut‘ hierzulande wirklich einen an der Klatsche … (umgekehrt schwer vorstellbar …ein deutscher Kabarettist in Rotterdam oder Ankara der entsprechendes betriebe …)

Reiner
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#27 Beitrag von Reiner »

Zu dem Thema kann ich nur das Buch "Split at the Root" von Catana Tully empfehlen. Die Farbige Catana ist in zwei Welten (Guatemala und Deutschland) aufgewachsen. Sie kennt die wahren Probleme, statt die Welt der Scheingefechte. Das Buch wird gerade ins Deutsche übersetzt...

Werner Fleischer
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#28 Beitrag von Werner Fleischer »

Geschichte ist nichts statisches sondern Geschichte ist im Fluss. Und vieles ändert sich im Laufe der Zeit. Das gilt nicht erst seit Willi Brandt der vor der UNO in New York Bob Dylan mit dem folgenden Worten zititerte:

"The Times They Are A-Changin"

Und zu einem solchen Wechsel gehört auch ein Wechsel des Bewusstseins. Oder wie Gregor Gysi einmal richtig sagte "Veränderung beginnt im Kopf".

Veränderung besitzt nicht den Anspruch jeden mit zu nehmen. Aber Veränderungen kommen oft erst sehr lautlos dann aber umso gewaltiger.

Natürlich lässt sich solche eine Debatte mit ein paar dünnen Bemerkungen, etwas Polemik erst einmal abwehren, aber auf lange Sicht wird das nicht reichen. Für Tim im Kongo hat es in Großbritannien und den USA nicht gereicht. Meines Erachtens steht die Debatte in der Bundesrepublick erst am Anfang und nicht am Zenit! Ottfried Preußler war vielleicht als ihn sein Verlag wegen der "Kleinen Hexe" erreichte nur um seine Ruhe bedacht und hat sich hier nicht mehr auf große Auseinandersetzungen eingelassen. Jedoch ist damit ein erster Dominostein gefallen.

Über den Umgang mit diesem Thema gibt es einen interessanten Artikel in der TAZ:

http://www.taz.de/!108466/

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#29 Beitrag von Rüdiger »

So etwas wie dieser taz - Artikel liest sich immer wie eine Parodie oder Satire ... Die haben einen an der Waffel ...

Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 131

#30 Beitrag von Hermesmeier »

Der Kampf gegen Wörter ist nichts anderes als Bilderstürmerei und höchstens im Ausmaß, aber nicht im Prinzip zu unterscheiden von der Zerstörung der Buddha-Statuen durch die Taliban. Wenn man phasenweise meint, Literatur für nicht vorführbar zu halten, dann soll man das Drucken unterlassen, nicht aber die Literatur anpassen. So etwa geschehen mit "Nesthäkchen und der Weltkrieg" von Else Ury.

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