KARL MAY & Co. Nr. 121

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

"Ansonsten forderte Shatterhand/Barker höchst May-fern auf, Gewalt mit Gewalt zu beantworten" schreibt Rolf Dernen auf S. 13 über eine Verfilmung. Jenun, Mays Friedenspredigerei ist sozusagen nur eine Seite einer vielschichtigen Medaille, gerade im "Schwarzen Mustang" zeigt er sich von sehr unerbittlichen Seiten, einmal heißt es z.B.
Old Shatterhand hielt ihn trotzdem mit der Linken fest, entriß ihm mit einem schnellen Griffe seiner rechten Hand das Messer und wiederholte:

"Du bleibst! Wir warten, bis Winnetou zurückkehrt; dann wird es sich entscheiden, ob du gehen darfst oder nicht. Kauere dich wieder hin, wo du vorhin gehockt hast. Ein Versuch zur Flucht bringt dir eine Kugel in den Kopf!"

Er schleuderte ihn nach der betreffenden Stelle hin; der Indsman stürzte dort nieder; er wollte sich aufraffen, besann sich aber anders und blieb kauern.
ein andermal äußert Old Shatterhand
wenn ein Lump, wie du bist, es wagen sollte, mich du zu nennen, so lasse ich ihm die Jacke ausziehen und den Rücken so ausgiebig mit dem Lasso bearbeiten, daß er den Unterschied zwischen mir und ihm mit Leichtigkeit erkennen lernt
Das Vernichten der Medizinen (seitens der "Guten") ist schon nahezu sadistisch anmutend geschildert, und am Ende schmeißt Old Shatterhand mal eben drei Indianer vom Felsen und in den Tod (in der Bamberger Bearbeitung nicht), bevor er selber einen seiner üblichen großen Auftritte hinlegt, „Ich habe die drei herabgeworfen, um den vierten, nämlich den Häuptling, zu bekommen!“; „ich töte höchst ungern einen Menschen; hier aber gab es keine Wahl; die Burschen bekamen meine Faust und stürzten da zu Euch herab“.

Der Herr Millauer hat mit seinem auf S. 14 wiedergegebenen Zitat durchaus Recht, durchaus auch ohne sich, wie gemutmaßt, am Film zu orientieren ...
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Kleine Anmerkung zu einer Stelle auf S. 23: Gewissheit ist keineswegs gleich an Sicherheit grenzende[r] Wahrscheinlichkeit ... Freunde hoher Präzision mögen doch bitte auch sprachlich präzise bleiben ...

(besagte Stelle steht übrigens auf S. 354 und nicht 353)

;-)
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Zum Artikel "Pferdeoper" (S. 56 ff.), da steht an einer Stelle auf S. 57, Arndt Limpinsel hätte den Kantor Hampel 2003 in Mörschied als "Trottel" dargestellt. Das habe ich anders in Erinnerung. Limpinsel spielte sehr reizvoll und sehr gekonnt einen halt "weltfremden" und daher an seiner Umwelt aneckenden Menschen. Und gerade weil er das durchaus ernsthaft tat, ohne diese fatale andernorts oft zu beobachtende plakative 'Komiker'-Attitüde, war es umso komischer ... ich weiß noch wie er immer "Dreck" (sächselnd, statt "Treck") sagte, ganz ernst und verbissen, und diese Verbissenheit (Hampels !) voll durchzog und durchhielt, und es (als Hampel) ganz und gar nicht verstehen konnte, was daran irgendwie nicht in Ordnung sein sollte ... Sehr schön. Yes. Well.

Es ist relativ selten, aber in Rathen scheint es der Fall gewesen zu sein, daß jemand Verständiges im Publikum saß ... die junge Dame, die "nein, bloß nicht" gerufen hat. Eine kleine Philosophin. Sie hat verstanden, daß der Weg das Ziel ist, und daß die Idee reizvoller sein kann als die Umsetzung ...

:-)
Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Hermesmeier »

Rüdiger, Du hast mich. Ein Tippfehler (eine falsche Seitenzahl), und unser ganzer Artikel ist im A...

Um aber mal auf die sprachliche Präzision zurückzukommen: Wer immer die Floskel "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" benutzt, meint "Sicherheit", will auch den Eindruck von Gewissheit erwecken, sich aber gleichzeitig ein Hintertürchen offen halten. Auf solche rhetorischen Spielereien muss man ja nicht reinfallen, und ich bin überrascht, dass jemand, der sonst eine so ungeheure Empathie zu besitzen vorgibt, was den zwischen den Zeilen sich befindenen Sinn angeht, uns die Fähigkeit dazu abspricht, noch dazu, da wir die fragliche Stelle im Wortlaut wiedergeben.

"Kehren wir zurück zu gesichtern Fakten" [WOHLGSCHAFT; S. 354] und stellen die Frage, was es denn wohl ist, das auf der Wahrscheinlichkeitsskala (mathematisch von 0 bis 1) unmittelbar angrenzt. Aber solche Grenzwertfragen überlassen wir mal dem Mathematiker hier in der Runde, dem senior consultant. Ich übergebe ...
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Hermesmeier hat geschrieben:Ein Tippfehler (eine falsche Seitenzahl), und unser ganzer Artikel ist im A...
Keineswegs ... wer würde denn so ein dummes Zeug reden oder schreiben, ich nicht ...
Wer immer die Floskel "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" benutzt, meint "Sicherheit"
Nein. Unfug.
will auch den Eindruck von Gewissheit erwecken, sich aber gleichzeitig ein Hintertürchen offen halten.
Das mag ggf. sein.
solche rhetorischen Spielereien
Daß viele in der Tat sich nur noch Worthülsen um die Ohren sülzen, daraus muß man ja nicht schlußfolgern, daß das zwangsläufig immer so sein muß ... So etwas kann eine rhetorische Spielerei sein, in dem Fall wird eine differenzierte Formulierung für eine solche mißbraucht, es kann, es muß aber nicht so sein ...
ich bin überrascht, dass jemand, der sonst eine so ungeheure Empathie zu besitzen vorgibt, was den zwischen den Zeilen sich befindenen Sinn angeht, uns die Fähigkeit dazu abspricht
Ich spreche Euch weder die Fähigkeit ab, zwischen Zeilen sich befindenden Sinn ggf. empathisch zu erkennen, noch die, wenn's vielleicht gerade ins 'Gegnerschaftsbild' ("Feindbild" wäre zuviel) paßt, einen solchen zu konstruieren oder als existent zu behaupten ...
noch dazu, da wir die fragliche Stelle im Wortlaut wiedergeben.
Eben das hat mich gewundert ... (Will sagen: dieses Zitat beweist just, daß es eben nicht um "Gewissheit" geht)

"An sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit" mag von einem Benutzer dieser Formulierung durchaus im Prozentbereich 99 plus angesiedelt sein. Gewissheit ist das nicht.
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Interessant, daß Heinrich Rody (Zitat S. 67 2. Abschnitt) schon vor hundertzehn Jahren die Idee zu Themenbänden zu Karl May hatte, ähnlich wie es sie z.B. zu Hesse

http://www.suhrkamp.de/buecher/lieben_d ... 45977.html

oder Brecht

http://www.suhrkamp.de/buecher/verfuehr ... 46066.html

gibt ...

Käme auch bei einem breiteren Publikum sicher besser an und ließe sich auch besser verkaufen als z.B. "Auf Tod oder Leben" ...
Duke
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Duke »

Rüdiger hat geschrieben:Zum Artikel "Pferdeoper" (S. 56 ff.), da steht an einer Stelle auf S. 57, Arndt Limpinsel hätte den Kantor Hampel 2003 in Mörschied als "Trottel" dargestellt. Das habe ich anders in Erinnerung. Limpinsel spielte sehr reizvoll und sehr gekonnt einen halt "weltfremden" und daher an seiner Umwelt aneckenden Menschen. Und gerade weil er das durchaus ernsthaft tat, ohne diese fatale andernorts oft zu beobachtende plakative 'Komiker'-Attitüde, war es umso komischer ... ich weiß noch wie er immer "Dreck" (sächselnd, statt "Treck") sagte, ganz ernst und verbissen, und diese Verbissenheit (Hampels !) voll durchzog und durchhielt, und es (als Hampel) ganz und gar nicht verstehen konnte, was daran irgendwie nicht in Ordnung sein sollte ... Sehr schön. Yes. Well.


:-)
Hallo

ist sicher eine Frage der Betrachtung, aber für mich ist zwischen vertrottelt und weltfremd kein großer Unterschied [der Typ in meinem Spiegel morgens gehört übrigens auch ein wenig in die Kategorie ;)]. Ist auch schon schrecklich lang her, aber mich hat damals dieser grausig komische Charakter maßlos genervt. Hatte den Ölprinzen damals noch nicht gelesen und erst danach gemerkt, wie nah Limpinsel tatsächlich an der Mayschen Figur war. Was wiederum am (gutmütigen) Trottel aber für mich nichts ändert - während der Rathener Kantor zeitweise eher in die Kategorie gefährlicher Irrer einzustufen ist. Was sich letztlich aber wohl auch beides aus der Vorlage herausfiltern lässt.

Insgesamt könnt' ich auf die komischen Figuren eh verzichten, schon in den Büchern, und natürlich noch mehr auf die üblichen Zerrbilder der Bühnen. Träume dann meistens von "Gabby" Hayes oder Walter Brennan oder Hank Wordens "Mose Harper". Horst Beck tät es auch schon....

Schönes WE

Michael
Helmut
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Helmut »

Was ich mir manchmal wünschen würde, wäre ein wenig mehr "Sorgfalt" bei dem einen oder anderen Artikel. Da gibt es so gut recherchierte wie die von Hermesmeier/Schmatz und die vom Rolf D. (nebenbei Rolf, Bayern mit Texas gleichstzen zu wollen, ist natürlich absoluter Quatsch), und dann gibt es da einen Artikel über die Aufführung in Elspe. Da steht dann zwar am Anfang, dass dies fast nichts mit irgend einem Buch Mays zu tun hat (die Übertreibung stammt von mir H.), aber dann liest man (in einer Bildunterschrift), dass Old Firehand in Elspe jünger ist, als bei Karl May, bei dem er ja in Wahrheit gar nicht vorkommt (sondern da z.B. ein Sam Barth oder ein Oscar Steinbach); oder dass Winnetou "weniger zu tun" hat, aber auch den gibt es eben bei May "Im Tal des Todes" nicht, wie es ja auch ein Buch mit diesem Titel bei May nicht existiert.

Helmut
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Helmut hat geschrieben:aber dann liest man (in einer Bildunterschrift), dass Old Firehand in Elspe jünger ist, als bei Karl May
Aber das ist doch in Ordnung ... Bei Karl May kommt Old Firehand (unabhängig davon wo) nicht als junger Mann vor. (Es sei denn in der Nacherzählung der Liebesgeschichte ...)

Das "bei Karl May" in der Bildunterschrift muß ja keineswegs heißen, daß gemeint sei, bei Karl May in der Todestal-Handlung, sondern überhaupt (bei Karl May), generell. Ich hab' da nichts als falsch empfunden ... (in Sachen Winnetou auch nicht ... der kommt halt in der Aufführung offenbar "weniger vor" als er bei Karl May vorkommt, wenn er vorkommt, bzw., wird in der Aufführung als weniger vorkommend empfunden als bei Karl May, wo er indes auch nicht allzu oft vorkommt, wenn er vorkommt ... es wurde jetzt etwas kompliziert ... ;-))
Helmut
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Helmut »

So gesehen hast Du natürlich recht.
Dann ziehe ich den "Vorwurf mit dem Ausdruck des Bedauerns" zurück.

Helmut

PS.: Und mit Winnetou dem "solemnen Flaps" habe ich eigentlich auch wenig am Hut, da ist mir (persönlich) Marah Durimeh doch schon lieber.
Helmut
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Helmut »

Apropos "Marah Durimeh":
Der Orientroman Mays ist ja recht keusch, wenn Kara Ben Nemsi von Frauen schwärmt, dann sind sie grauhaarig und - siehe Marah Durimeh - im Greisenalter (...). Einzig Senitza im Harem ...
So steht es im Artikel von J. Zeilinger (Seite 19).

Als kleine Anmerkung hierzu:
vollkommen richtig ist dies auch nicht (nach meiner Meinung), da gibt es nämlich bekanntlich ja noch die herrliche Geschichte mit Ingdscha. (Die kommt zwar erst im nächsten, dem zweiten Band vor, aber trotzdem.)

Helmut
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Mit dem Einwand wollte ich auch schon kommen, aber mir war einigermaßen klar, daß man mir dann erzählen würde, daß nur Band 1 gemeint gewesen sei ...

Wenn wir die weiteren Bände des Orientzyklus mit berücksichtigen, ist da auch noch die (als solche doch recht deutlich erkennbare) Liebesgeschichte mit der Perserin in Band 3.
Rolf Dernen
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rolf Dernen »

Sagt Kara Ben Nemsi im 1. Band nicht: "Ich bin der Feind aller Frauen und Mädchen"? (HKA, S. 14).
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von Rüdiger »

Sagt er. (Winnetou sagt in "Old Firehand" auch so etwas in der Art, fällt mir just ein.) In Sachen Halef & Hanneh schreibt er dann gar verräterisch vielsagend "vielleicht stand er am Rande desselben Abgrundes, welcher die Hadschi-Hoffnungen seines Vaters und Großvaters, weiland Abul Abbas und Dawud al Gossarah, verschlungen hatte: der Abgrund der Liebe und der Ehe." ("dem" müßte es eigentlich heißen ...)

Aber in Band 2 und 3 sieht er das schon anders ...

;-)
markus
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 121

Beitrag von markus »

Ntscho-Tschi fehlt natürlich noch (muß ich mal wieder drauf kommen).

;-)
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