Re: KARL MAY & Co. Nr. 113
Verfasst: 2. Aug 2008, 14:55
Zu "Auf ein Wort, Herr May":
Die Idee, sich als Fan ungewöhnlicherweise einmal recht kritisch mit Aspekten des Werkes auseinanderzusetzen, finde ich gut, daran stört mich nichts. Das Inhaltliche ist’s, das mich hier, einigermaßen verärgert, zur Feder resp. Tastatur greifen lässt …
Den Tenor des Beitrages verstehe ich zu Beginn, bewusst hemdsärmelig, etwa so: schwul angehaucht darf das schon sein mit Euch beiden, das nehmen wir in Kauf, aber etwas menschlicher hätten wir Deinen Winnetou gern gehabt …
Und eben das sollte (und brauchte) halt nicht sein, das besorgten dann später andere. Das Thema Menschlichkeit mit fast allem was dazu gehört wurde bei Hadschi Halef u.a. ausgiebig vorgeführt, mit seinem Winnetou hatte Karl May anderes vor, bzw., der war für andere Dinge zuständig.
Von wegen Christentum, Opfer usw.: Old Shatterhand und Winnetou töten beide, und das ist (im Kontext) auch gut so. Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihn auf den Hut (das ist nicht von mir …)
Hadschi Halef Omar ist ein Mensch, Winnetou eine Kunstfigur. Der erstere ist mir persönlich übrigens wesentlich lieber als der andere, dieser staubtrockene Langweiler. Was weiß ich was sich Karl May da zusammengeträumt hat; dieser Winnetou hat mich persönlich niemals sonderlich beeindruckt oder interessiert. Und das, dieses Nicht-wirklich-interessieren, dürfte auch eine Rolle gespielt haben bei der Tatsache, daß in Sachen Biographie Winnetous usw. wirklich auffallende Lücken zu finden sind bei Karl May.
Außerdem: einen „Winnetou für die ganze Familie“, einen zurechtgebogenen, bereinigten, gefälliger gemachten, das war nie Mays Absicht, das machten dann später andere (indem sie Mays Texte veränderten oder Sequels schrieben).
Und auf der anderen Seite dann wieder: Noch unfehlbarer sollte er sein, noch größer ? Er ist so wie er ist schon unrealistisch genug …
In Sachen „Geben und Nehmen“; das ist mir jetzt zu mühsam, Dutzende von Textstellen herauszusuchen, in denen es eindeutig klar wird daß Shatterhand sich auch (nicht durchgängig) als den empfangenden Teil sieht, den Schüler, der ob seines Meister-Freundes dankbar ist. Es gibt sie, diese Textstellen, ich nehme mal an daß das auch einigermaßen bekannt ist.
Wer selber in Texten, die mit Karl May vielleicht die Schauplätze und die Namen der Figuren gemeinsam haben, aber ansonsten m.E. letzten Endes herzlich wenig, für mein Empfinden eine Art Winnetou im Taschenformat für Menschen wie du und ich präsentiert hat, der sollte sich mit Vorwürfen wie „verfälscht und verfremdet“ besser ein wenig zurückhalten.
„Respekt, das war ein raffinierter Schachzug! Ein Autogramm bitte, Mister Shatterhand!“ Das wirkt nun reichlich kleinkariert. Der zuvor geäußerte Vorwurf mag ja meinetwegen zutreffen, Ja, May wollte „der Größte“ sein. Aber was gibt es da in dieser unpassenden Weise herumzuzetern ? (Wir sind doch nicht mit Mutter Beimer auf dem Fischmarkt ...) (Ich will nur veranschaulichen, nicht provozieren)
Dann kommt noch dieser nicht für fünf Cent haltbare Vorwurf in Sachen „allein und hilflos zurückzulassen“ Winnetous in England. Hierzu steht im dritten Band von „Satan und Ischariot“ unmissverständlich: „Es verstand sich ganz von selbst, daß wir an nichts anderes als die Pflege des teuern Freundes denken konnten. Wir saßen, uns ablösend, Tag und Nacht an seinem Bette und thaten alles, was geeignet war, den tückischen Feind in die Flucht zu schlagen. Aber erst in der dreizehnten Woche erklärten uns die Aerzte, daß das Schlimmste vorüber sei und der Kranke nur noch der Schonung und der Erholung bedürfe.“
Und um einen Rückfall zu vermeiden, will man ihn eben zunächst nicht mit nach Amerika nehmen, aber er selber besteht darauf, und fährt mit ! Nichtsda von wegen zurücklassen. Bitte etwas genauer lesen bzw. nicht nach Art eines gewieften Anwalts herumtricksen (so wirkt es, aber vermutlich ist es "nur" ein Versehen).
Daß es hauptsächlich immer nur um ihn selber ging, May ein um sich kreisender Monomane war, das wurde durchaus richtig erkannt. Aber es ist zuviel [……] Zeug dazwischen geraten. Schade.
Winnetou ist eine Erfindung Karl Mays, und eine Leserin sollte ihm nicht posthum vorschreiben, wie er diese Erfindung ihr zuliebe hätte gestalten sollen. (Ok, kann man natürlich auch machen, aber dann kommt jeder mit seinen persönlichen Wünschen, der eine will mehr Sex, der nächste mehr Action, wieder ein anderer mehr Grausamkeit, der nächste wieder das Gegenteil ... Armer Winnetou.)
Die Idee, sich als Fan ungewöhnlicherweise einmal recht kritisch mit Aspekten des Werkes auseinanderzusetzen, finde ich gut, daran stört mich nichts. Das Inhaltliche ist’s, das mich hier, einigermaßen verärgert, zur Feder resp. Tastatur greifen lässt …
Den Tenor des Beitrages verstehe ich zu Beginn, bewusst hemdsärmelig, etwa so: schwul angehaucht darf das schon sein mit Euch beiden, das nehmen wir in Kauf, aber etwas menschlicher hätten wir Deinen Winnetou gern gehabt …
Und eben das sollte (und brauchte) halt nicht sein, das besorgten dann später andere. Das Thema Menschlichkeit mit fast allem was dazu gehört wurde bei Hadschi Halef u.a. ausgiebig vorgeführt, mit seinem Winnetou hatte Karl May anderes vor, bzw., der war für andere Dinge zuständig.
Von wegen Christentum, Opfer usw.: Old Shatterhand und Winnetou töten beide, und das ist (im Kontext) auch gut so. Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihn auf den Hut (das ist nicht von mir …)
Hadschi Halef Omar ist ein Mensch, Winnetou eine Kunstfigur. Der erstere ist mir persönlich übrigens wesentlich lieber als der andere, dieser staubtrockene Langweiler. Was weiß ich was sich Karl May da zusammengeträumt hat; dieser Winnetou hat mich persönlich niemals sonderlich beeindruckt oder interessiert. Und das, dieses Nicht-wirklich-interessieren, dürfte auch eine Rolle gespielt haben bei der Tatsache, daß in Sachen Biographie Winnetous usw. wirklich auffallende Lücken zu finden sind bei Karl May.
Außerdem: einen „Winnetou für die ganze Familie“, einen zurechtgebogenen, bereinigten, gefälliger gemachten, das war nie Mays Absicht, das machten dann später andere (indem sie Mays Texte veränderten oder Sequels schrieben).
Und auf der anderen Seite dann wieder: Noch unfehlbarer sollte er sein, noch größer ? Er ist so wie er ist schon unrealistisch genug …
In Sachen „Geben und Nehmen“; das ist mir jetzt zu mühsam, Dutzende von Textstellen herauszusuchen, in denen es eindeutig klar wird daß Shatterhand sich auch (nicht durchgängig) als den empfangenden Teil sieht, den Schüler, der ob seines Meister-Freundes dankbar ist. Es gibt sie, diese Textstellen, ich nehme mal an daß das auch einigermaßen bekannt ist.
Wer selber in Texten, die mit Karl May vielleicht die Schauplätze und die Namen der Figuren gemeinsam haben, aber ansonsten m.E. letzten Endes herzlich wenig, für mein Empfinden eine Art Winnetou im Taschenformat für Menschen wie du und ich präsentiert hat, der sollte sich mit Vorwürfen wie „verfälscht und verfremdet“ besser ein wenig zurückhalten.
„Respekt, das war ein raffinierter Schachzug! Ein Autogramm bitte, Mister Shatterhand!“ Das wirkt nun reichlich kleinkariert. Der zuvor geäußerte Vorwurf mag ja meinetwegen zutreffen, Ja, May wollte „der Größte“ sein. Aber was gibt es da in dieser unpassenden Weise herumzuzetern ? (Wir sind doch nicht mit Mutter Beimer auf dem Fischmarkt ...) (Ich will nur veranschaulichen, nicht provozieren)
Dann kommt noch dieser nicht für fünf Cent haltbare Vorwurf in Sachen „allein und hilflos zurückzulassen“ Winnetous in England. Hierzu steht im dritten Band von „Satan und Ischariot“ unmissverständlich: „Es verstand sich ganz von selbst, daß wir an nichts anderes als die Pflege des teuern Freundes denken konnten. Wir saßen, uns ablösend, Tag und Nacht an seinem Bette und thaten alles, was geeignet war, den tückischen Feind in die Flucht zu schlagen. Aber erst in der dreizehnten Woche erklärten uns die Aerzte, daß das Schlimmste vorüber sei und der Kranke nur noch der Schonung und der Erholung bedürfe.“
Und um einen Rückfall zu vermeiden, will man ihn eben zunächst nicht mit nach Amerika nehmen, aber er selber besteht darauf, und fährt mit ! Nichtsda von wegen zurücklassen. Bitte etwas genauer lesen bzw. nicht nach Art eines gewieften Anwalts herumtricksen (so wirkt es, aber vermutlich ist es "nur" ein Versehen).
Daß es hauptsächlich immer nur um ihn selber ging, May ein um sich kreisender Monomane war, das wurde durchaus richtig erkannt. Aber es ist zuviel [……] Zeug dazwischen geraten. Schade.
Winnetou ist eine Erfindung Karl Mays, und eine Leserin sollte ihm nicht posthum vorschreiben, wie er diese Erfindung ihr zuliebe hätte gestalten sollen. (Ok, kann man natürlich auch machen, aber dann kommt jeder mit seinen persönlichen Wünschen, der eine will mehr Sex, der nächste mehr Action, wieder ein anderer mehr Grausamkeit, der nächste wieder das Gegenteil ... Armer Winnetou.)