KARL MAY & Co. Nr. 113

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rüdiger »

Zu "Auf ein Wort, Herr May":

Die Idee, sich als Fan ungewöhnlicherweise einmal recht kritisch mit Aspekten des Werkes auseinanderzusetzen, finde ich gut, daran stört mich nichts. Das Inhaltliche ist’s, das mich hier, einigermaßen verärgert, zur Feder resp. Tastatur greifen lässt …

Den Tenor des Beitrages verstehe ich zu Beginn, bewusst hemdsärmelig, etwa so: schwul angehaucht darf das schon sein mit Euch beiden, das nehmen wir in Kauf, aber etwas menschlicher hätten wir Deinen Winnetou gern gehabt …

Und eben das sollte (und brauchte) halt nicht sein, das besorgten dann später andere. Das Thema Menschlichkeit mit fast allem was dazu gehört wurde bei Hadschi Halef u.a. ausgiebig vorgeführt, mit seinem Winnetou hatte Karl May anderes vor, bzw., der war für andere Dinge zuständig.

Von wegen Christentum, Opfer usw.: Old Shatterhand und Winnetou töten beide, und das ist (im Kontext) auch gut so. Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihn auf den Hut (das ist nicht von mir …)

Hadschi Halef Omar ist ein Mensch, Winnetou eine Kunstfigur. Der erstere ist mir persönlich übrigens wesentlich lieber als der andere, dieser staubtrockene Langweiler. Was weiß ich was sich Karl May da zusammengeträumt hat; dieser Winnetou hat mich persönlich niemals sonderlich beeindruckt oder interessiert. Und das, dieses Nicht-wirklich-interessieren, dürfte auch eine Rolle gespielt haben bei der Tatsache, daß in Sachen Biographie Winnetous usw. wirklich auffallende Lücken zu finden sind bei Karl May.

Außerdem: einen „Winnetou für die ganze Familie“, einen zurechtgebogenen, bereinigten, gefälliger gemachten, das war nie Mays Absicht, das machten dann später andere (indem sie Mays Texte veränderten oder Sequels schrieben).

Und auf der anderen Seite dann wieder: Noch unfehlbarer sollte er sein, noch größer ? Er ist so wie er ist schon unrealistisch genug …

In Sachen „Geben und Nehmen“; das ist mir jetzt zu mühsam, Dutzende von Textstellen herauszusuchen, in denen es eindeutig klar wird daß Shatterhand sich auch (nicht durchgängig) als den empfangenden Teil sieht, den Schüler, der ob seines Meister-Freundes dankbar ist. Es gibt sie, diese Textstellen, ich nehme mal an daß das auch einigermaßen bekannt ist.

Wer selber in Texten, die mit Karl May vielleicht die Schauplätze und die Namen der Figuren gemeinsam haben, aber ansonsten m.E. letzten Endes herzlich wenig, für mein Empfinden eine Art Winnetou im Taschenformat für Menschen wie du und ich präsentiert hat, der sollte sich mit Vorwürfen wie „verfälscht und verfremdet“ besser ein wenig zurückhalten.

„Respekt, das war ein raffinierter Schachzug! Ein Autogramm bitte, Mister Shatterhand!“ Das wirkt nun reichlich kleinkariert. Der zuvor geäußerte Vorwurf mag ja meinetwegen zutreffen, Ja, May wollte „der Größte“ sein. Aber was gibt es da in dieser unpassenden Weise herumzuzetern ? (Wir sind doch nicht mit Mutter Beimer auf dem Fischmarkt ...) (Ich will nur veranschaulichen, nicht provozieren)

Dann kommt noch dieser nicht für fünf Cent haltbare Vorwurf in Sachen „allein und hilflos zurückzulassen“ Winnetous in England. Hierzu steht im dritten Band von „Satan und Ischariot“ unmissverständlich: „Es verstand sich ganz von selbst, daß wir an nichts anderes als die Pflege des teuern Freundes denken konnten. Wir saßen, uns ablösend, Tag und Nacht an seinem Bette und thaten alles, was geeignet war, den tückischen Feind in die Flucht zu schlagen. Aber erst in der dreizehnten Woche erklärten uns die Aerzte, daß das Schlimmste vorüber sei und der Kranke nur noch der Schonung und der Erholung bedürfe.“

Und um einen Rückfall zu vermeiden, will man ihn eben zunächst nicht mit nach Amerika nehmen, aber er selber besteht darauf, und fährt mit ! Nichtsda von wegen zurücklassen. Bitte etwas genauer lesen bzw. nicht nach Art eines gewieften Anwalts herumtricksen (so wirkt es, aber vermutlich ist es "nur" ein Versehen).

Daß es hauptsächlich immer nur um ihn selber ging, May ein um sich kreisender Monomane war, das wurde durchaus richtig erkannt. Aber es ist zuviel [……] Zeug dazwischen geraten. Schade.

Winnetou ist eine Erfindung Karl Mays, und eine Leserin sollte ihm nicht posthum vorschreiben, wie er diese Erfindung ihr zuliebe hätte gestalten sollen. (Ok, kann man natürlich auch machen, aber dann kommt jeder mit seinen persönlichen Wünschen, der eine will mehr Sex, der nächste mehr Action, wieder ein anderer mehr Grausamkeit, der nächste wieder das Gegenteil ... Armer Winnetou.)
Sven Margref
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Sven Margref »

Mir gings da ganz anders.. ich habe selten einen so kurzweiligen Text über May gelesen, der mich dazu auch noch super unterhalten hat - ich habe mich bei der Lektüre köstlich amüsiert (im positivsten Sinne) und gedacht "davon will ich mehr".
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rüdiger »

Ich habe ihn halt ganz ernst genommen. Vielleicht war das der Fehler ...
Anne
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Anne »

Hi.
Mein Name ist Anne, das Heft Nummer 113 ist mein 4. und
es ist noch nicht hier in Reinbek angekommen...
Na ja, bin auch heute erst aus Irland zurueck gekommen...
Ich hoffe, es hat mit der Adressaenderung geklappt.
Ich hatte ja um eine Bestaetigung meiner Mail gebeten, habe sie aber (noch?) nicht bekommen...
An alle anderen: Viel Spass beim Lesen, hoffe, dass ich es auch bald geniessen kann...
Torsten Greis
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Torsten Greis »

Hallo Anne,

deine neue Adresse haben wir in unsere Kartei übernommen, von daher sollte das Heft in Kürze bei dir eintreffen, vielleicht ist es zwischenzeitlich ja auch schon angekommen. Sorry, dass wir deine Änderung nicht bestätigt haben, aber bei so vielen Abonnenten geht schon mal etwas durch...

Viele Grüße
Torsten Greis
Rolf Dernen
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rolf Dernen »

Sven Margref hat geschrieben:Mir gings da ganz anders.. ich habe selten einen so kurzweiligen Text über May gelesen, der mich dazu auch noch super unterhalten hat - ich habe mich bei der Lektüre köstlich amüsiert (im positivsten Sinne) und gedacht "davon will ich mehr".
Mir ging es ähnlich. Und, lieber Rüdiger, widerspricht denn ein amusement dem ernst Nehmen? Und wenn Du schreibst:

Wer selber in Texten, die mit Karl May vielleicht die Schauplätze und die Namen der Figuren gemeinsam haben, aber ansonsten m.E. letzten Endes herzlich wenig, für mein Empfinden eine Art Winnetou im Taschenformat für Menschen wie du und ich präsentiert hat, der sollte sich mit Vorwürfen wie „verfälscht und verfremdet“ besser ein wenig zurückhalten.


so empfinde ich zumindest das als einen völlig unzutreffenden Vorwurf an die Adresse Laroche/Marheinecke. In den "Testament"-Bänden geht es alles andere als inhaltlich-oberflächlich oder etwa "familienkompatibel" her, speziell nicht in Bezug auf die Figur des Winnetou.
Anne
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Anne »

@Thorsten Greis:
dann ist ja alles in Ordnung.
Meine Grossmutter hat erzaehlt, dass heute gar keine Post ausgetragen wurde hier...
Freu mich schon.
markus
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:Ich habe ihn halt ganz ernst genommen. Vielleicht war das der Fehler ...
Habe den Text erst heute, nachdem ich das hier gelesen habe, gelesen. Habe versucht ihn nicht ernst zu nehmen, aber ich empfand, genau wie Rüdiger, keine Ironie. Vieleicht hätte man hier und da einen kleinen Kalauer, ein Wortwitz oder was weiß ich einstreuen können um zu erkennen daß das ganze nicht so ernst gemeint war.

P.S.: Obwohl ich sagen muß, ich habe den Text selber natürlich nicht Ernst genommen. Er kam mir nur zu Ernsthaft rüber.
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rüdiger »

Rolf hat geschrieben: widerspricht denn ein amusement dem ernst Nehmen?
Generell natürlich nicht, aber im konkreten Fall schon. Wenn ich den Artikel ernstnehme, gefällt er mir nicht, wenn ich ihn als augenzwinkernde, nicht ganz ernstgemeinte Plauderei betrachte, mag es noch angehen.

Rolf hat geschrieben:
In den "Testament"-Bänden geht es alles andere als inhaltlich-oberflächlich oder etwa "familienkompatibel" her, speziell nicht in Bezug auf die Figur des Winnetou.
Aha. Nun, das mag Ansichtssache sein, und ich hätte mich auch gar nicht so unfreundlich geäußert, wenn mich dieses anmaßende „verfälscht und verfremdet“ nicht geärgert hätte.
Sven Margref
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Sven Margref »

Ich fand gerade im Internet die folgende, vielleicht recht nützliche Sache: Nützliche Sache bei CHIP Online ;-)
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rüdiger »

:-)

;-)
markus
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von markus »

Sven Margref hat geschrieben:Ich fand gerade im Internet die folgende, vielleicht recht nützliche Sache: Nützliche Sache bei CHIP Online ;-)
Ha, ha, ha...;-))

Wo wir grad bei Winnetou sind: Karl May sagte glaub ich mal er hätte mit ihm noch viel mehr vor, größeres. Was mir dabei aber auffällt ist, daß Winnetou im Spätwerk (wenn ich mich nicht irre) gar nicht mehr auftritt (zumindest nicht Leibhaftig, nur erwähnt). Ob May mit ihm als symbolischen Edelmenschen nicht mehr viel anfangen konnte? Oder wollte er nur konsequent sein, da Winnetou ja schon im Band "Winnetou III" starb und er irgendwann (glaubwürdigkeitsmäßig) einen Schlußstrich ziehen mußte?
Reiner
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Registriert: 21. Jan 2006, 21:10

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Reiner »

Erfreulich die fairen Worte von Peter Essenwein zu Rod Camerons "Old Firehand"-Figur! Halt ein echter Westerner.
Duke
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Duke »

Reiner hat geschrieben:Erfreulich die fairen Worte von Peter Essenwein zu Rod Camerons "Old Firehand"-Figur! Halt ein echter Westerner.
Hallo

ich finde auch, dass Cameron es verdient hat, einmal ein wenig positiver wegzukommen. Ich hätte mir sicher auch den wunderbaren Van Heflin in der Rolle vorstellen können, aber der Kanadier macht seine Sache nicht so schlecht ("plump, unattraktiv" hat Joe Hembus mal geschrieben), wie es immer dargestellt wird. Auch, dass sein Name nur bei den Älteren einen Klang habe, wie Petzel formulierte, ist mir zu allgemein. Immerhin hat Barker etwa zur gleichen Zeit angefangen und war lange nicht so populär und beständig im Western oder überhaupt US-Kino vertreten. Immerhin ist Rod Cameron etwa zur gleichen Zeit wie Old Firehand auch - als Bad Guy - im Bonanza-Zweiteiler Pony Express zu sehen gewesen.

Ich beschäftige mich gerade mit den Western der unmittelbaren Nachkriegszeit und war beim Durchstöbern meiner Sammlung selbst ein wenig überrascht, über die vielen schönen Filme, die Cameron in diesen Jahren gemacht hat. Zum Beispiel Frontier Gal, River Lady (beide in Technicolor und mit Yvonne DeCarlo!) oder Blake Edwards Panhandle, der auf einem kleineren Level durchaus mit den John-Wayne-Klassikern Tall In The Saddle und Angel And The Badman mithalten kann.

Nur in einer Hinsicht möchte ich Peter Essenwein widersprechen. Camerons Darstellung hat Old Firehand sicher geprägt, vor allem die Kopfbedeckung, aber authentisch ist sie nicht. Cameron trägt die klassische Coonskin Cap, die auch Dan'el Boone oder Davy Crockett zu Unrecht in der Folklore verpasst wurde. Der Biberhut, den May beschreibt, ist ein ganz normaler "Deckel" mit Krempe, an dem freilich ein Dickschwanz befestigt war.

Schönen Sonntag und happy trails

Michael
Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 113

Beitrag von Rüdiger »

Als Kopfbedeckung hätte er meinetwegen eine Baseballkappe oder eine Pudelmütze aufhaben können, wenn seine Darstellung dem entsprochen hätte, was Old Firehand bei Karl May ist: ein herber, etwas bitterer, schweigsamer, harter, leidgeprüfter und -geprägter Mann; statt dessen sahen wir in dem Film eher so etwas wie einen lieben und netten, recht gemütlichen Menschen vom Typ Familienvater oder auch Onkel.

;-)
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