Barbara hat geschrieben:Das erklärt natürlich, warum immer weniger junge Leute Karl May lesen ;-)
Wissen wir überhaupt, was wir wollen?
Schon wieder dieses kollektive "wir". Lassen Sie mich da bitte raus. Mir ist jeder missionarische Ansatz "Die Jugend soll mehr Karl May lesen" suspekt. Es ist nicht meine Aufgabe, mehr Leser für Karl May zu finden. Dann muss er selbst schaffen - auch postum. Karl May hat jetzt bereits die eigene Lebenszeit um 100 Jahre verlängert. Das wird immer eine beachtliche Leistung bleiben. Aber alles stirbt irgendwann, auch einmal das Interesse an Karl May. Man mag das bedauern, aber das ist der Lauf der Welt.
Barbara hat geschrieben:Einerseits bemängeln gewisse Personen, dass Karl May immer mehr mit den Freilichtspielen assoziiert wird, andererseits lehnen sie seriöse Forschung über ihn ab.
Also so einen Satz kann man nicht einfach so stehen lassen. Sie spielen hier die einen gegen die anderen aus. Dabei geht es hier um ein 'sowohl - als auch'. Ich habe nichts gegen die Festspiele. Sie interessieren mich zwar nicht die Bohne. Aber sie haben ihre Berechtigung und sollen sie auch behalten. Mich persönlich packt nur das Unverständnis, wenn Zuschauer meinen - und das gilt in noch viel stärkerem Maße für die Filme - das sei "Karl May". Wenn man gegen jede positivistische Einsicht ignoriert, dass Karl May ein Schriftsteller war, ist mir jedenfalls jede Diskussionsgrundlage entzogen.
Ums ganz deutlich zu sagen und zu wiederholen. Der Gegenpart zu den "Freilichtspielen" ist nicht die "seriöse Forschung", sondern die "simple Lektüre" seiner Werke.
Barbara hat geschrieben:Faktum ist jedoch, dass in Zeiten von "Harry Potter" und Gameboy kaum ein Kind mehr zum Karl-May-Lesen animiert werden kann (ich habe es zumindest bei meiner Tochter und meinen Neffen vergeblich versucht).
Wieder dieses "entweder oder" anstelle eines "sowohl als auch". Ich jedenfalls bin kein Kind und habe beide Autoren mit Vergnügen gelesen. Und die literarische Qualität schätze ich - abgesehen vom Schlussband - bei Rowling erheblich höher ein. Und dennoch lese ich weiterhin Karl May.
Barbara hat geschrieben:Wenn wir wollen, dass er auch von jüngeren Generationen gelesen wird, müssen wir die da abholen, wo wir sie finden können.
Schon wieder dieses rhetorische 'wir', dem ich mich ganz eindeutig nicht zugehörig fühle. Ich missioniere nicht. Wenn Karl May künftig neue Leser gewinnt, freut mich das. Wenn nicht, kann ich damit leben. Es kommt, wie es kommt. "Die Jugend zu Karl May hinführen" ist so ein Schlagwort. Das Absurde muss man sich einfach mal vor Augen führen. Karl May war am erfolgreichsten, als er von ganzen Schülergenerationen heimlich unter Schulbänken oder Bettdecken gelesen wurde, ganz entgegen den Empfehlungen von Pädagogen. Ich weiß, wie ich auf Leseempfehlungen reagiere: mit innerem Widerstand. Die Jugend muss ihren Karl May schon von ganz allein entdecken, ohne dahin geschuppst zu werden. Meine Lehrer wollten mich zu Bertolt Brecht hinführen. Sie sind kläglich gescheitert.
Barbara hat geschrieben:Übrigens schon mal etwas von Kanonbildung gehört?
Reinhard Mey hat geschrieben:Erinnert euch daran: Sie waren zwölfe:
Den dreizehnten, den haben sie eiskalt
Verraten und verhökert an die Wölfe.
Man merke: Im Verein wird keiner alt!
Worum es geht, ist mir schnuppe:
Mehr als zwei sind eine Gruppe.
Jeder dritte hat ein andres Ziel,
Der nagelt mit Engelsmiene
Beiden ein Ei auf die Schiene!
Nein, bei drei‘n ist einer schon zuviel!
Ich will in keinem Haufen raufen,
Laß mich mit keinem Verein ein!
Barbara hat geschrieben:Außerdem finde ich es schade, andere als die eigene Beschäftigungsweise mit dem Autor aus Desinteresse oder Unverständnis einfach pauschal abzuwerten.
Hier beschreiben Sie exakt Ihre Haltung zum Beitrag von Christoph Blau. Sie waren, wie Sie selbst schrieben, gelangweilt. Der Inhalt interessierte sie einfach nicht. Statt dieses in der Rezension so zu schreiben, was selbstverständlich erlaubt gewesen wäre, werfen Sie ihm methodische Fehler vor. Ich finde das nach wie vor unredlich.
Barbara hat geschrieben:Niemandem steht die Arroganz zu, nur sein eigenes Spartenprogramm als das alleinseligmachende einzustufen.
Soweit ich das sehe, macht das auch niemand. Oder hätte ich Sie da falsch verstanden?