KARL MAY & Co. Nr. 111

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Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#31 Beitrag von Rüdiger »

Liebe Frau Drucker,

gewisse, sagen wir, Unfreundlichkeiten geschickt zu verpacken ist Ihnen in Ihrem Beitrag wesentlich besser gelungen als zuvor mir, diesbezüglich sollte ich vielleicht noch an meinem Stil feilen.

;-))

Darüberhinaus danke ich Ihnen, und das meine ich jetzt wirklich voll und ganz ernst, für Ihre sachliche und unaufgeregte Reaktion auf einen Beitrag mit einem gewissen Provokationspotential. Auch ich werde mich bemühen, und das meine ich wiederum genau so wie ich es sage, zukünftig vielleicht etwas weniger „großkotzig“ daherzukommen.

Die Geschmäcker sind verschieden, und das ist auch gut so; die Freilichtspiele (so wie sie halt sind; es könnte anders sein) mag ich persönlich eher nicht, dafür mag ich Heinz Grill, das alles und noch viel mehr ist individuell verschieden und sicher kein Anlaß zu Streitereien.

Was „Wirkungsästhetik“ ist, weiß ich nicht, bin aber der Meinung, bevor man als bekennende Wissenschaftlerin offenbar weder das Spätwerk noch die von mir genannten Autoren gelesen hat, sollte man mit einer Aussage wie, Karl May sei halt ein guter Unterhaltungsschriftsteller und weiter nichts (ich weiß, daß Sie es anders formuliert haben), m.E. vorsichtiger sein.

„Höhenkammliteratur“ (hübsch …) ist Karl May auch für mich nicht, aber deutlich mehr als ein reiner Unterhaltungsschriftsteller. Und ich lese z.B. auch Hesse, Borges oder Feuchtwanger und Thomas Mann, aber auf die Idee, Karl May denen gegenüber abzuwerten, käme ich nicht. Fast hätte ich gesagt, das habe ich nicht nötig, aber ich will ja nicht wieder frech werden.

;-)

Mit einem freundlichen Augenzwinkern

Rüdiger Wick

Karl-Heinz Becker
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#32 Beitrag von Karl-Heinz Becker »

Geht es hier eigentlich noch um das Magazin Karl May & Co., Heft Nr. 111?

Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#33 Beitrag von Hermesmeier »

Karl-Heinz Becker hat geschrieben:Geht es hier eigentlich noch um das Magazin Karl May & Co., Heft Nr. 111?
Aber natürlich. Weiter mit Lesesplittern:

Seite 41: Was für ein Griff in den Farbtopf. Wenn's nicht rot wäre, wäre ich schneeblind.

Seite 8-11:
Ist das ernst gemeint, ist das Satire pur? Rüdiger traue ich sowohl das eine als auch das andere als auch beides zusammen zu. Nach Sprache und Inhalt liegt eine unkritische Lobhudelei vor, wie wir sie zu den Filmen der Sechzigerjahre schon zu Hauf lesen durften. Immer dann, wenn die Begeisterung überschießt, sinkt die Sprache im Niveau. Rüdiger verzichtet dann auf vollständige Sätze:
- "Überhaupt die Darstellerriege:"
- "Sehr schön die Szene ..."
- "Faszinierend Heinz Moos als Oskar ..."
Und die Überschrift "Da kann es einen schon erwischen" passt da voll ins Bild.
Darüber, worum es in dem Film inhaltlich geht, erfährt man eigentlich nichts. Statt dessen werden schauspielerische Leistungen bis zur Unerträglichkeit gepriesen (siehe auch obige Beispiele) und danach, so als hätte es niemand gemerkt, setzt er noch oben drauf: "Ich gestehe, von der darstellerischen Leistung Käutners wirklich hellauf begeistert, hingerissen zu sein." Mir kam's vor wie eine Persiflage auf ähnlich fan-atisch formulierte Begeisterungsäußerungen über die Barker/Brice-Filmchen.
Was wirklich kritisch hätte angemerkt werden können, wird ausgelassen, etwa, dass der Film inhaltlich und in seinen zahlreichen Anspielungen mit Zitaten aus Primär- und Sekundärliteratur nur der versteht und genießen kann, der sich schon intensiv mit May beschäftigt hat. So ist dieser Film eben nicht selbsterklärend, was seine Verbannung in Sparten-Kinos und Sparten-Kanäle des TV, überhaupt seine seltene Aufführung/Ausstrahlung erklären könnte.
Darüber hinaus wird zwar kurz erwähnt, dass Syberbergs Karl May Teil einer Trilogie - die übrigens "Deutschland-Trilogie" heißt - ist, er wird aber nicht - und das ist bisher in der May-Szene konsequent unterschlagen worden - in den Kontext der beiden anderen Filme gestellt. Wo ist der rote Faden, der Deutschland von Ludwig II. über Karl May zu Hitler führt? Darüber müsste mal dringend nachgedacht werden. Als Anknüpfungspunkt eignet sich übrigens die Figur des Lebius im May-Film, die physiognomisch und sprachlich komplett an dem echten Lebius vorbei besetzt wurde. Syberbergs Lebius ist mit allen nur denkbaren antisemitischen Klischees ausgestattet, die der Nazi-Propaganda hätten einfallen können: Körpergröße und -halting, Gestus, Hakennase, Dialekt, Charakter. Damit hat Syberberg etwas beabsichtigt. Aber was?
Den Anfang des Films übrigens, bei Rüdiger als "schön ausgewählte Musik aus Mahlers Auferstehungs-Sinfonie zu Hütten im Schneetreiben" bezeichnet und dann noch als "fantasievolle Ausstattung" gelobt, sehe ich dann doch ganz anders. Es ist unübersehbar, und ich behaupte: absichtlich unübersehbar, dass hier eine winzig kleine Modell-Eisenbahn-Dekoration abgefilmt wurde. Das sieht geradezu unglaublich billig aus, und das soll es wohl auch. Die mit "Karl May" überblendete Szene - sie steht mit dem Rest des Films in überhaupt keinem Zusammenhang - soll uns - Vorsicht: provokative These - den Modellfall der kleinen Nester vorführen, aus denen das kam, was in Hitler gipfelt.

JennyFlorstedt
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#34 Beitrag von JennyFlorstedt »

Seite 41: Was für ein Griff in den Farbtopf. Wenn's nicht rot wäre, wäre ich schneeblind.
Da Du das gerade ansprichst: Gibt es eine nachvollziehbare Erklärung für das Verschwinden der tschechischen Dünen?

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#35 Beitrag von Rüdiger »

Lieber Wolfgang,

>>> Ist das ernst gemeint, ist das Satire pur?

Es ist ernst gemeint. Voll und ganz.

>>> Rüdiger traue ich sowohl das eine als auch das andere als auch beides zusammen zu.

Damit liegst Du, was mich betrifft, ansonsten völlig richtig (alle Achtung ! das gefällt mir), aber im speziellen Fall eben nicht. Siehe oben.

>>> Rüdiger verzichtet dann auf vollständige Sätze:

Das hat indes Tradition, ich hab's wahrlich nicht erfunden. Vielleicht lese ich zuviel Feuilletons, da finden sich solche "unvollständigen Sätze" zuhauf.
(Nachtrag: ich schreibe aber nicht etwa so, weil es so in Feuilletons steht und ich es schick finde oder fände, sondern weil das mein Stil ist)

>>> Darüber, worum es in dem Film inhaltlich geht, erfährt man eigentlich nichts.

Wenn ich einen Text schreibe, kümmere ich mich nicht um formale Kriterien, und eine Inhaltsangabe liefere ich nur, wenn mir danach ist, es mir in den Kram oder auch ins Konzept paßt. Wessen Interesse geweckt ist, der mag sich den Film selber ansehen, die anderen mögen es bleiben lassen.

>>> der Film inhaltlich und in seinen zahlreichen Anspielungen mit Zitaten aus Primär- und Sekundärliteratur nur der versteht und genießen kann, der sich schon intensiv mit May beschäftigt hat

So ist es. Naja, nicht ganz. Worum es im Wesentlichen geht, versteht halt auch der oder die eine oder andere, der sich überhaupt nicht mit Karl May beschäftigt (ich hätte eine Zeugin ..)

>>> So ist dieser Film eben nicht selbsterklärend

Das wäre ja auch noch schöner, wenn immer alles selbsterklärend wäre. Die Wahrheit wird sich nicht zu Ihnen herabbemühen, äußerte sinngemäß einmal Krishnamurti (kein Guru, auch wenn der Name so klingt), Sie werden sich schon zu ihr hinaufbemühen müssen.

>>> Das sieht geradezu unglaublich billig aus, und das soll es wohl auch.

Unsere gelegentlich verblüffend unterschiedliche Wahrnehmung zeigte sich schon kürzlich anhand des Schlusses von "Der kleine Herr Friedemann" (a bissel Geduld, Herr Becker, ich bin gleich weg und dann können sie wieder über andere Dinge plaudern), das macht ja nichts. Du siehst es so und ich sehe es anders.

Den Ludwig- und den Hitlerfilm habe ich noch gar nicht gesehen, glaube ich (das weiß ich jetzt tatsächlich nicht genau), das hat mich auch erst einmal gar nicht interessiert. Es ging ja um Syberberg in Zusammenhang mit Karl May.

Deine weiteren Überlegungen sind interessant und erinnern mich entfernt an Uedings sehr empfehlenswertes Buch über Wilhelm Busch (Untertitel: "Das 19. Jahrhundert en miniature"), haben aber für mich in Zusammenhang mit dem Film keine Bedeutung, oder, anders ausgedrückt: solche Überlegungen habe ich ausgeklammert, mir ging es um den Menschen Karl May (Nachtrag: und dessen Problematik) und nicht um das Drumrum. Ja, ich kenne die These, daß das nicht zu trennen sei, aber das sehe ich halt anders.

Grüße

Rüdiger
Zuletzt geändert von Rüdiger am 3. Mär 2008, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.

GP
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#36 Beitrag von GP »

Karl-Heinz Becker hat geschrieben:Geht es hier eigentlich noch um das Magazin Karl May & Co., Heft Nr. 111?
Oh welch Wohltat! Es ist also doch noch möglich, dass jemand nicht forenpolizistisch zwischenruft, den das Thema auch noch etwas angeht. Dankeschön.

Kristin
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#37 Beitrag von Kristin »

Ich habe mich gefragt, ob der verkehrte Joshy Peters auf Seite 61 Absicht war ... es verursachte bei mir eine gewisse Unsicherheit.

Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#38 Beitrag von Hermesmeier »

JennyFlorstedt hat geschrieben:Da Du das gerade ansprichst: Gibt es eine nachvollziehbare Erklärung für das Verschwinden der tschechischen Dünen?
Einen nachvollziehbaren Grund dafür zu liefern, wird mir schwerfallen. Vielleicht hängt es mit einer buchästhetischen Kleinigkeit zusammen, die sich zwischen den Radebeulern und den Tschechen grundsätzlich unterscheidet: Bei den Radebeulern sind die Bilder immer in Goldrähmchen eingequetschet auf einer ansonsten grünen Leinwand. Bei den Tschechen ist die Leinwand inklusive ihrer Färbung Teil des Bildes, in der Regel also die Haupthintergrundfarbe. Die Dünen hat man vielleicht deshalb entfernt, weil sie aufgrund ihrer Breite auf dem Rücken hätten fortgesetzt werden müssen. Ein definiertes Ende noch auf dem Deckel war nicht möglich. Ein nachvollziehbar abschneidendes Element (wie der Goldrahmen bei den Radebeulern) war eben nicht vorhanden. Nur eine Spekulation. Es könnte auch sein, dass man eine eindeutige Bewegungsrichtung bzw. Blickrichtung von links unten nach rechts oben nicht durch störende Bildelemente vernichten wollte. Hierzu passt ja auch die bei den Tschechen im Hintergrund längere Spur, die, wenn man die Fluchtlinie verlängte, genau mit dem Schatten des Kamels zusammenfällt. Dieses ist beim Radebeuler nicht der Fall. Hier hat man eher den Eindruck, dass sich zwei Wege kreuzen (was sie ja eigentlich auch tun). Außerdem entsteht bei den Tschechen dadurch, dass vom Hintergrund weniger zu sehen ist, noch eher der Eindruck einer Froschperspektive. Über all das kann ich aber auch nur spekulieren.

Rolf Dernen
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#39 Beitrag von Rolf Dernen »

Kristin hat geschrieben:Ich habe mich gefragt, ob der verkehrte Joshy Peters auf Seite 61 Absicht war ... es verursachte bei mir eine gewisse Unsicherheit.
Es ist Absicht, wie auch der ebenfalls auf dem Kopf stehende Überschrift-Teil "...Indsman" zeigt. Die Unsicherheit läßt sich beheben: einfach mal das Heft umdrehen ;-))

Grüße
Rolf

JennyFlorstedt
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#40 Beitrag von JennyFlorstedt »

Danke, Wolfgang!
In der tschechischen Vanriante ist auch eine der Fußtapfen (vorn rechts) deutlich zu sehen, während sie in der Radebeuler Variante nur angedeutet ist. Auch die Spuren um das Tiergerippe sind in Radbeul viel zarter, könnten aber über irgendeine Kontraständerung erklärt werden. Die deutlichere Tapse aber nicht.
Mysteriös.

GP
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#41 Beitrag von GP »

Ich habe das als Zeichen der Vielseitigkeit gedeutet.

Hermesmeier

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#42 Beitrag von Hermesmeier »

Vielseitigkeit von wem?

Rolf Dernen
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#43 Beitrag von Rolf Dernen »

Ich denke, Gordons Beitrag bezog sich auf Joshy Peters.

Noch etwas zu den Dünen: Die Erklärung ist ganz einfach. Es handelt sich um Wanderdünen, und sie sind halt einfach weggewandert, wie es so ihre Art ist. Wiederfinden lassen sie sich im Magazin auf Seite 30. ;-))

GP
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Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#44 Beitrag von GP »

Rolf Dernen hat geschrieben:Ich denke, Gordons Beitrag bezog sich auf Joshy Peters.
So ist es. Worüber reden wir denn hier?

;-)
Zuletzt geändert von GP am 11. Mär 2008, 23:32, insgesamt 1-mal geändert.

Rüdiger

Re: KARL MAY & Co. Nr. 111

#45 Beitrag von Rüdiger »

Ich hab’ mal 'ne Weile gewartet und gedacht, vielleicht merkt’s ein Anderer …

Offenbar aber nicht, also gut, dann muß ich mir wieder selber den Mund verbrennen …

Kleine Korrektur:

S. 72, rechte Spalte, oben bis Mitte:

Da ist nichts falsch im Bildband auf S. 200. Dort gibt es drei Abbildungen, und der Hinweis mit der Jahreszahl 1883 bezieht sich auf die zweite davon. Zur dritten Abbildung, der mit dem "Weg zum Glück", ist eindeutig von 1891 die Rede. Die Zuordnung ist zwar etwas verwirrend, aber doch letzten Endes eindeutig.

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