Winnetou: Wann zuerst im TV?

giesbert
Beiträge: 232
Registriert: 29. Dez 2005, 11:19
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von giesbert »

giesbert hat geschrieben:Nicolas Finke war so freundlich, mir eine umfangreiche Liste mit den TV-Daten der KM-Spiele zu schicken. Ich hab den "Bargfelder Teil" mal an Bernd Rauschenbach weitergeleitet.

Vielleicht kommt da ja noch was raus. Ich werde euch informieren 8-)
Heute hat Susanne Fischer von der Arno Schmidt Stiftung in der ASml noch etwas zur Beantwortung der TV-Frage beigetragen:
Liebe Listener,

Schmidts hatten Fernsehen ab August 63.

Damals gab es nur 3 Programme, plus DDR, das war in Bargfeld auch zu
empfangen. Die Programme wurden häufig mit Abfilmungen von Theater- und
Opernaufführungen gefüllt, und genau die haben Schmidts auch gern gesehen.
Außerdem Tiersendungen (Grzimek u. ä.), Eiskunstlauf (Alice Schmidt mehr als
Arno Schmidt) und gelegentlich Dokumentationen (Kultur, Architektur und
Reisen).

Aus Alice Schmidts Tagebüchern (ab 1965) geht nicht hervor, daß die
Karl-May-Verfilmungen gesehen wurden. Es wäre auch unwahrscheinlich, da
Schmidts eher abends fernsahen, aber auch nicht jeden Tag, und im Sommer
meist weniger als im Winter, so weit ich das beim Durchblättern sehen
konnte.

Irgendeine Zeitschrift hatte dann noch die gute Idee, Schmidt zu bitten, als
Rezensent zu den Karl-May-Festspielen nach Bad Segeberg zu fahren. Und wenn
ich die mail an dieser Stelle abbreche, fragt bestimmt einer: 'Und? Hat er's
gemacht?' - Eher nö wie ja.

Mit freundlichen Grüßen in die Runde
Susanne Fischer
Carpio
Beiträge: 200
Registriert: 17. Jul 2006, 13:31
Wohnort: Linsengericht

Beitrag von Carpio »

@Rehkitz: Du hast natürlich recht. Irgendwie konnte ich 1969 und 1970 nicht mehr in Einklang brinegn mit den Gesetzen der Mathematik. Vor lauter Begeisterung schreibe ich schon, ich wäre 1970 noch net geboren. So was.*grübel

Muss noch mal Rechnen lernen.*ggg
Rolf Dernen
Beiträge: 1215
Registriert: 27. Dez 2005, 23:38

Beitrag von Rolf Dernen »

Hallo Giesbert!

Arno Schmidt als Segeberg-Rezensent, das wäre es gewesen. Ach, hätte er es doch getan!

Grüße

Rolf
n.f.
Beiträge: 969
Registriert: 22. Dez 2005, 17:14

Beitrag von n.f. »

Da schließe ich mich an; das wär's gewesen! Doch was heißt hier eigentlich "Eher nö wie ja"? Erfreulich, wenn das auch etwas aussagekräftiger ginge!
giesbert
Beiträge: 232
Registriert: 29. Dez 2005, 11:19
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von giesbert »

n.f. hat geschrieben:Doch was heißt hier eigentlich "Eher nö wie ja"?
Das heißt: "Natürlich nicht!" (Es gibt kaum etwas, was weniger zusammenpasst als Arno Schmidt & Segeberg 8-))
GP
Beiträge: 555
Registriert: 28. Dez 2005, 16:17
Kontaktdaten:

Beitrag von GP »

rolfd hat geschrieben:Hallo Giesbert!

Arno Schmidt als Segeberg-Rezensent, das wäre es gewesen. Ach, hätte er es doch getan!

Grüße

Rolf

Dafür haben wir doch heute Rüdiger und Mörschied ;-))
n.f.
Beiträge: 969
Registriert: 22. Dez 2005, 17:14

Beitrag von n.f. »

giesbert hat geschrieben:
n.f. hat geschrieben:Doch was heißt hier eigentlich "Eher nö wie ja"?
Das heißt: "Natürlich nicht!" (Es gibt kaum etwas, was weniger zusammenpasst als Arno Schmidt & Segeberg 8-))
Schon klar. Aber wirklich "natürlich nicht"? Fanden etwa diese Beobachtungen lediglich in seiner Fantasie statt?

"(Nòch=nich fertich?!) - noch der KARL MAY Templ in Bad Sägeberg. - LocalCulte, so um Ende=Juli. Extra=Pilgerzüge, von weither. Gedungene Mimen stelltn in Schauspielen das Lebn & Treibm gewisser (ziemlich dubioser) Heroen dar. (Während die Beschauer indes, geräuschvoll, indianische Kost verzehrtn & AnsichtsPostkartn ausfülltn, (diese neue Briefmarkn=Sonderserie brachte dem Staat ja ein HeidnGeld : Jede (r) wollte WINNETOU'n von hinten ablekkn!)) ...
Arno Schmidt, Zettels Traum"

(gefunden in: die horen. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, Band 2/1995, Ausgabe 178; S. 2)

Zusammengereimt, mal davon gelesen und dies verarbeitet, doch im "Fernsehn gesehn" oder gar mal dabei gewesen?
giesbert
Beiträge: 232
Registriert: 29. Dez 2005, 11:19
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von giesbert »

n.f. hat geschrieben:Fanden etwa diese Beobachtungen lediglich in seiner Fantasie statt?
Kurz & knapp: Ja. Ich tipp mal auf ausgemaltes Hörensagen. Schmidts Weltgrenze war Bargfeld (sein Horizont reichte allerdings unendlich viel weiter).

Und ZT ist noch mal ein extremer Sonderfall des Sonderlings: Man darf nicht vergessen, dass er bei der jahrelangen Arbeit an diesem Monstrum nur noch innerhalb von ZT gelebt hat:
Ich habe es nicht gern gesehen, daß mein Mann Zettels Traum schrieb. Alfred Andersch sagte einmal: ein Buch schreiben, das ist Mord. Was sagte AS, wie vielen Büchern rein umfangmäßig Zettels Traum entsprach. 17? Und um wievielfach größer sagte er, daß die Schwierigkeit war, dieses eine große Buch zu schreiben als 17 Romane? Sagte er 100 Mal? Haben Sie eine Vorstellung davon, ein wievielfacher Mord das war? Keine Spaziergänge mehr – kein Sitzen im Garten – kein Sonntag – kaum die Möglichkeit eines Gespräches : auf Fragen nur abwesend nervöse Antworten : bestenfalls. – Im ständigen Gemurmel, wortprobierend, bewegten sich seine Lippen. Völlige Vernachlässigung der eignen Gesundheit. Völlige Gleichgültigkeit gegen alles, was nicht ZT betraf. Er nahm von keinem Brief Kenntnis. Schrieb keinen: jahrelang.

(Alice Schmidt in einem Brief an, ich glaube, Ernst Krawehl)
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Schmidts Weltgrenze war Bargfeld (sein Horizont reichte allerdings unendlich viel weiter).
...
ein extremer Sonderfall des Sonderlings:
...
Keine Spaziergänge mehr – kein Sitzen im Garten – kein Sonntag – kaum die Möglichkeit eines Gespräches : auf Fragen nur abwesend nervöse Antworten : bestenfalls. – Im ständigen Gemurmel, wortprobierend, bewegten sich seine Lippen. Völlige Vernachlässigung der eignen Gesundheit. Völlige Gleichgültigkeit gegen alles, was nicht ZT betraf. Er nahm von keinem Brief Kenntnis. Schrieb keinen: jahrelang.
Es ist sehr wohltuend, nach lauter Bad Segeberg, Familientag im Museum, alpenländischem Rundbrief und anderem Friede-Freude-Eierkuchen-Einheitsbrei auch mal wieder so etwas zu lesen ...

;-)))
IDDOC
Beiträge: 251
Registriert: 20. Jul 2006, 03:00

Beitrag von IDDOC »

Also ich weiss nicht,so "wohltuend"hoert sich das nicht an,passt eher zu einem Menschen,der die Grenze zum Wahnsinn ueberschritten hat.
Eigentlich eher traurig.
giesbert
Beiträge: 232
Registriert: 29. Dez 2005, 11:19
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von giesbert »

IDDOC hat geschrieben:Eigentlich eher traurig.
Das Wort heißt "beängstigend" ;-). Je näher man Schmidt zu kommen meint, desto fremder scheint er zu werden. (Das ist hier eigentlich völlig off-topic; aber die Gelegenheit, auf einen Aufsatz zum Thema hinzuweisen, lass ich nicht ungenutzt verstreichen: Der Fremdkörper. Fragmentarische Spekulationen zur Typoskriptform der späten Werke Arno Schmidts )
andrea
Beiträge: 280
Registriert: 29. Dez 2005, 12:51

Beitrag von andrea »

Uiii, schwärer Stoff für einen Samstagvormittag, zumal für einen Schmidt-Laien, der außer "Sitara" bislang nichts von AS gelesen hat. Trotzdem interessant.

Aber jetzt weiß ich wenigstens, was das eine Cover vom "Buch der Liebe" darstellen soll: Seelandschaft mit Pocahontas!!
Da mir ein Werk dieses Titels unbekannt war , konnte ich da natürlich nicht rückschließen und habe mich gewundert, wie man auf die Idee eines solchen Covers kommen konnte. ;-))))

Wenn ich jetzt noch den Bezug zu den Fröschen herstellen könnte...

Aber das ist für dieses Thema hier natürlich völlig OT.
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Trotzdem interessant.
In der Tat ...

Auch was man alles so wiederfindet, bei anderen ...

;-)

Und wo wir gerade off-topic sind und darüberhinaus es dank Giesbert so schön literarisch zugeht; ich habe mal wieder einen Autor entdeckt, Thomas Wolfe ("Es führt kein Weg zurück"). Nun, das ist auch nicht übel.

(Es muß ja nicht immer Karl May sein)

;-)
IDDOC
Beiträge: 251
Registriert: 20. Jul 2006, 03:00

Beitrag von IDDOC »

Also Ruediger kennt mehr amerikanische Literatur,als die meisten English Majors in college,ich bin schwer beeindruckt.

Eine Frage an Giesbert,wurde AS eigentlich psychiatrisch behandelt ?
Apropos vielen Dank fuer den Link,toll geschrieben,aber schwer verstaendlich wenn man AS Werk nur rudimentaer kennt.
Antworten