"Der Schut" - zur geschnittenen Ostromdscha-Szene
Verfasst: 12. Mai 2019, 17:33
Für mich hat "Der Schut" immer zu wenig Aufmerksamkeit in der Fan-Szene genossen. Vielleicht ist das allerdings auch eine rein subjektive Einschätzung, denn ich habe den Film erst sehr spät, 1983 von der Sayka-Verleihfirma "Elysee"erneut in die Kinos gebracht, dafür allerdings auf Riesenleinwand, erleben dürfen. Kurz darauf (1984) erfolgte dann die erste TV-Ausstrahlung. Schnell wurde es dann die VHS, später die DVD und letztendlich die wirklich hervorragende Blu Ray. Neben des permanenten technischen "Upgrades", fand eine zunehmende Wertschätzung, aber auch kritische Auseinandersetzung des Filmes bei mir statt.
"Der Schut" ist heute einer meiner Top 3 neben "Silbersee",Winnetou 1. Teil" und "Winnetou 3.Teil".
Der besondere Reiz liegt sicher an den sorgsam ausgewählten Drehorten an fast "Romanschauplätzen". Einer wunderschönen Kameraarbeit mit farbenprächtigen Landschafts- und Naheinstellungen. Als Beispiel sei der Ritt Karas und Halefs vor Entdeckung des brennenden Gehöftes in der Moraca-Schlucht oder das lila blühende Karstgestein genannt. An der Einstellung "Kara und Halef" vor dem türkisblauen Fluß Cijevna in der Moraca-Schlucht, mit den sanften Tönen Martin Böttchers, der stolzen Haltung Karas und dem prächtigen "Rih", kann ich mich einfach nicht satt sehen. Als Beispiel für die sorgsam ausgewählte Farbchoreografie sei auch die Szene des Beschlagens Rih in Pec erwähnt. Hier fällt die wunderschöne, kräftig rote Sattelung des schwarz glänzenden Rihs mit Zaumzeug aus bunten Perlenkette im Kontrast zur grauen Häuserzeile bewundernswert ins Auge.
Das zweite, unanfechtbare Highlight des Films ist die Musik Martin Böttchers. Eine seiner besten Arbeiten zu den May-Filmen. Mehr als einmal erzeugt der Soundtrack ein enormes Gänsehautfeeling. Meine Favoriten sind die Flucht des Mübareks, der Kampf der Aladschys und die Auslieferung Karas an die Männer des Schut. Das beginnende kraftvolle Trommelsolo, passend zur Rhythmik der Pferde, die Tragik der Gefangennahme untermalend, im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Eine Wahnsinns-Szene . Gänsehaut. Die Genialität Böttchers besticht in der Fähigkeit Musik und Bild kongenial zusammen wirken zu lassen. Das Gesehene emotional zu intensivieren in Gefühl und Gestik. Dazu passt er seine Musik oft der Rhythmik und Dynamik des Szenenablaufes an. Wer das nicht nachvollziehen kann schaue und höre sich den Aladschy-Kampf unter diesen Gesichtspunkten mal an. Absolut großartig und das fast 40 Jahre vor Hans Zimmer, der sich oft gleicher Kunst bedient.
Dieses Phänomen ist meines Erachtens in vielen Berichten über Böttcher nie richtig beleuchtet worden und sogar so sträflich behandelt worden, dass ich mich jedesmal wahnsinnig darüber ärgern konnte. Mann kann nicht verschiedene Szenen seiner Filme zeigen und darunter eine Titelmelodie wie die "Winnetou-Melodie" legen. Schon gar nicht in einem Bericht und Themenabend zum Thema Filmmusik.Das trifft die Genialität seiner Musik und Filmmusik im allgemeinen nicht. (So z.b geschehen in dem Beitrag Vater der Melodien auf 3 Sat. Aktuell noch zu sehen auf Youtube). Als Filmkomponist würde ich Einspruch einlegen. mal abgesehen davon war das Interview eh eine Katastrophe und an Peinlichkeit kaum zu überbieten.
Jetzt endlich zur Überschrift und Michaels Artikel im aktuellen Karl May-Magazin.
Was mir bei dem Film schon als Kind und Jugendlicher auffiel, war die nicht aus einem Guß erzählte Geschichte. Immer wieder kommt es zu Schnitten in der Erzählfolge die ruppig und unvollständig wirken. Vieles ist durch den Artikel jetzt geklärt, aber eben nicht Alles. Immer noch gibt es Schnitte, die mehr als schlampig erscheinen. Ein weiteres solches hakenden Schnittbeispiel ist die Szene, in der Tschita von Manach ins Kloster zur Herberge und den Aladschys verbracht wird. Die Szene endet mit dem Satz von Manach zu Tschita "Warte hier" und im nächsten sofort darauf folgenden schnellen Schnitt ist Manach bereits tief im Gespräch mit den Aladschys. Das sind mehr als holprige Übergänge und die Art und Menge solcher Schnitte macht den Film einfach unrund. Ich habe das immer schon als störend empfunden und nach dem Artikel und dem jetzigen Wissen, was sonst noch geschnitten wurde, ist zwar Vieles geklärt, aber eben nicht Alles. Komisch, dass man dort vorher nie drüber geschrieben hat. Beim heutigen Anschauen auf großer Leinwand hatte ich zum erstenmal das Gefühl einen, auf gewisse Art, verstümmelten Film zu schauen. Dazu hat sicher der Artikel vehement beigetragen. Vielleicht, ich bin sogar sicher, schlummert in irgendeinem Keller weltweit, noch das verlorene Filmmaterial. Der wahre noch zuhebende Schatz der May-Filmfreunde.
P.S: Der Artikel war für mich einer der besten und interessantesten Artikel überhaupt zu den Karl May-Filmen und hat endlich viel zur Auflösung beigetragen, klasse! Vielen Dank an Michael Petzel dafür und das gesamte Team des Magazins.
"Der Schut" ist heute einer meiner Top 3 neben "Silbersee",Winnetou 1. Teil" und "Winnetou 3.Teil".
Der besondere Reiz liegt sicher an den sorgsam ausgewählten Drehorten an fast "Romanschauplätzen". Einer wunderschönen Kameraarbeit mit farbenprächtigen Landschafts- und Naheinstellungen. Als Beispiel sei der Ritt Karas und Halefs vor Entdeckung des brennenden Gehöftes in der Moraca-Schlucht oder das lila blühende Karstgestein genannt. An der Einstellung "Kara und Halef" vor dem türkisblauen Fluß Cijevna in der Moraca-Schlucht, mit den sanften Tönen Martin Böttchers, der stolzen Haltung Karas und dem prächtigen "Rih", kann ich mich einfach nicht satt sehen. Als Beispiel für die sorgsam ausgewählte Farbchoreografie sei auch die Szene des Beschlagens Rih in Pec erwähnt. Hier fällt die wunderschöne, kräftig rote Sattelung des schwarz glänzenden Rihs mit Zaumzeug aus bunten Perlenkette im Kontrast zur grauen Häuserzeile bewundernswert ins Auge.
Das zweite, unanfechtbare Highlight des Films ist die Musik Martin Böttchers. Eine seiner besten Arbeiten zu den May-Filmen. Mehr als einmal erzeugt der Soundtrack ein enormes Gänsehautfeeling. Meine Favoriten sind die Flucht des Mübareks, der Kampf der Aladschys und die Auslieferung Karas an die Männer des Schut. Das beginnende kraftvolle Trommelsolo, passend zur Rhythmik der Pferde, die Tragik der Gefangennahme untermalend, im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Eine Wahnsinns-Szene . Gänsehaut. Die Genialität Böttchers besticht in der Fähigkeit Musik und Bild kongenial zusammen wirken zu lassen. Das Gesehene emotional zu intensivieren in Gefühl und Gestik. Dazu passt er seine Musik oft der Rhythmik und Dynamik des Szenenablaufes an. Wer das nicht nachvollziehen kann schaue und höre sich den Aladschy-Kampf unter diesen Gesichtspunkten mal an. Absolut großartig und das fast 40 Jahre vor Hans Zimmer, der sich oft gleicher Kunst bedient.
Dieses Phänomen ist meines Erachtens in vielen Berichten über Böttcher nie richtig beleuchtet worden und sogar so sträflich behandelt worden, dass ich mich jedesmal wahnsinnig darüber ärgern konnte. Mann kann nicht verschiedene Szenen seiner Filme zeigen und darunter eine Titelmelodie wie die "Winnetou-Melodie" legen. Schon gar nicht in einem Bericht und Themenabend zum Thema Filmmusik.Das trifft die Genialität seiner Musik und Filmmusik im allgemeinen nicht. (So z.b geschehen in dem Beitrag Vater der Melodien auf 3 Sat. Aktuell noch zu sehen auf Youtube). Als Filmkomponist würde ich Einspruch einlegen. mal abgesehen davon war das Interview eh eine Katastrophe und an Peinlichkeit kaum zu überbieten.
Jetzt endlich zur Überschrift und Michaels Artikel im aktuellen Karl May-Magazin.
Was mir bei dem Film schon als Kind und Jugendlicher auffiel, war die nicht aus einem Guß erzählte Geschichte. Immer wieder kommt es zu Schnitten in der Erzählfolge die ruppig und unvollständig wirken. Vieles ist durch den Artikel jetzt geklärt, aber eben nicht Alles. Immer noch gibt es Schnitte, die mehr als schlampig erscheinen. Ein weiteres solches hakenden Schnittbeispiel ist die Szene, in der Tschita von Manach ins Kloster zur Herberge und den Aladschys verbracht wird. Die Szene endet mit dem Satz von Manach zu Tschita "Warte hier" und im nächsten sofort darauf folgenden schnellen Schnitt ist Manach bereits tief im Gespräch mit den Aladschys. Das sind mehr als holprige Übergänge und die Art und Menge solcher Schnitte macht den Film einfach unrund. Ich habe das immer schon als störend empfunden und nach dem Artikel und dem jetzigen Wissen, was sonst noch geschnitten wurde, ist zwar Vieles geklärt, aber eben nicht Alles. Komisch, dass man dort vorher nie drüber geschrieben hat. Beim heutigen Anschauen auf großer Leinwand hatte ich zum erstenmal das Gefühl einen, auf gewisse Art, verstümmelten Film zu schauen. Dazu hat sicher der Artikel vehement beigetragen. Vielleicht, ich bin sogar sicher, schlummert in irgendeinem Keller weltweit, noch das verlorene Filmmaterial. Der wahre noch zuhebende Schatz der May-Filmfreunde.
P.S: Der Artikel war für mich einer der besten und interessantesten Artikel überhaupt zu den Karl May-Filmen und hat endlich viel zur Auflösung beigetragen, klasse! Vielen Dank an Michael Petzel dafür und das gesamte Team des Magazins.