Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

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mich
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Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#1 Beitrag von mich »

Hallo,

in Engelberg (Schweiz) hat man trotz aller Bemühungen einen Besucherrückgang von 24 000 (2017) auf 19 000 zu verzeichnen und dem entsprechende Verluste zu verbuchen.

Zitat: Ob sie trotz Defizit nächstes Jahr weiterreiten, ist noch nicht entschieden

https://www.radiopilatus.ch/artikel/152 ... auerzahlen

https://www.luzernerzeitung.ch/zentrals ... ld.1044667

Jochen Bludau würde dazu sagen: Kein Winnetou II spielen. Das Stück zieht beim Publikum nicht.

Viele Grüße
Michael

Sven Margref
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#2 Beitrag von Sven Margref »

mich hat geschrieben: Jochen Bludau würde dazu sagen: Kein Winnetou II spielen. Das Stück zieht beim Publikum nicht.
Nach dieser sehr erfolgreichen Saison würde er das wahrscheinlich so nicht mehr stehen lassen ;-)

Al-No
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#3 Beitrag von Al-No »

Yepp! Ich fand das "neue" Stück in Elspe mau, aber der gestiegende Zuschauerzuspruch macht den Titel "Winnetou II" auch nicht wieder absetzbar. Das freut mich dann doch.

Ich habe die Engelberger Stücke nicht gesehen, aber ich hoffe, dass sie eine drittes schaffen.

mich
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#4 Beitrag von mich »

Hallo,

wahrscheinlich kommt es bei dem Erfolg eines Stückes mehr auf die in

viewtopic.php?f=2&t=3899

beschriebenen Aspekte an. Zitat:

"Die anhaltende Anziehungskraft der Karl-May-Spiele in Elspe und Bad Segeberg erklärt sich für Götz vor allem daraus, das es spannendes Event-Theater ist. „Da kann ich ganz viel gucken, da sind Pferde, Eisenbahnen, Explosionen. Das ist also quasi ein sehr viel aufwendigeres Theaterstück. Normales Theater ist für Kinder oft ein bisschen langweilig, verglichen mit dem, was sie sonst sehen.“

Die Elspe Stücke sind doch mal ganz hart und in Kurzform gesagt doch immer gleich aufgebaut. Der Bösewicht ändert seinen Namen. Explosionen, Indianer oder Banditen reiten von links nach rechts und rechts nach links, Schlägereien, Postkutsche samt Überfall, Eisenbahn samt Überfall, Wasserfall samt Sturz des Bösewichtes … Ob das Stück nun A oder B heißt.

Jochen Bludau: Die Möglichkeiten auf einer Freilichtbühne sind endlich (Versuch einer sinngemässen Wiedergabe).

Nun kann das alles in der Schweiz etwas anders aussehen. Karl May und die Schweiz unter Berücksichtigung des Jahre 2018 - gute Frage.

Michael

HGS
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#5 Beitrag von HGS »

Moin Moin!

Ich mische mich einfach kurz ein und versuche mal eine kleine Analyse. Ich war beide Jahre in der Schweiz und habe grundsätzlich sehr ambitioniertes gesehen. Was mir negativ aufgefallen ist und den "Spaß" ein wenig gedrückt hat:

1. Weite und Tiefe der Bühne: Ich glaube das der Veranstalter sich mit der Größe der Bühne keinen Gefallen tut. Man hat im Publikumsbereich das Gefühl sehr weit weg vom Geschehen zu sein. Problematisch wird das vor allem dann, wenn Laienschauspieler diese Weite und Tiefe nicht einschätzen können und dann so wirken als ob irgendwo eine Person steht und Text kommt vom Band. Jegliche nähe geht so verloren.

2. Die mobile Tribüne: Schlechter Sitzkomfort und viele Pfosten sorgen für ein blödes empfinden. Egal wo ich hingucken will: Immer steht ein Tribünenträger im Weg.

3. Die Toiletten: Klar, es ist eine "mobile" Freilichtbühne, aber wer sitzt schon gerne auf Dixies?

4. Die Kosten: In diesem Jahr hat man den Preis ein wenig gesenkt. Aber als Erwachsener 95 Franken zu zahlen, ist halt auch nicht unbedingt sexy.

5. Ensemble: Nett, aber eben auch nicht mehr.

Wenn ich jeden Punkt für sich stehen lassen würde, wäre das alles gar kein Problem. Aber bei 95 Franken will keiner auf nem Dixie sitzen, will jeder gut und ohne Einschränkungen sehen können und möchte jeder sicherlich auch etwas dementsprechendes Geboten bekommen. Und da ist für mich das Hauptproblem auszumachen. Preis und Leistung passen nicht zusammen. Das Geschehen auf der Bühne war absolut respektabel (2017 deutlich besser als heuer), aber ´nicht so überzeugend das ich nun jedes Jahr 95 Franken hinlegen muss. Und genau das wird sich das Publikum in ENgelberg auch gedacht haben. Nur als Vergleich:

Guter Sitzplatz Segeberg: ca. 25 €
Programmheft: 5 €
Bier: 4 €
Currywurst Pommes: 6,50 €

Gesamt: 40,50 € Weniger als die Hälfte als in Engelberg und dafür alles mit dabei, inklusive Verpflegung! Normale Toiletten, altes kompaktes Theater, nahezu komplett aus Profis bestehendes Ensemble mit dem ein oder anderen bekannten Namen.

Al-No
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#6 Beitrag von Al-No »

Hallo, HGS!
Schön, mal was aus erster Hand zu lesen. 83 € sind freilich viel Geld und dann noch Pfeiler in der Sicht. Die Bühne sah wirklich sehr groß aus, wie ich das auf wenigen Fotos erahnen konnte. Kann man die Tribüne nicht näher heran rücken?

mich
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#7 Beitrag von mich »

Danke für die Info.

Meine Güte - die Schweiz war immer schon aus deutscher Sicht relativ teuer, also etwas Besonderes - seit den Problemen mit den Währungskursen/EUR erst recht. Viele Bekannte fahren da lieber nach Österreich in Urlaub.

Die Preise sind recht heftig. Trotz 20% Rabatt wird das für eine Familie ziemlich teuer. Hauptzielgruppe in Deutschland ist meines Wissens die Jugend.

Das Stück Winnetou I vom letzten Jahr kann man übrigens für 4 CHF streamen oder für 19 CHF kaufen in HD.
http://www.karlmay.ch/shop

Viele Grüße
Michael

HGS
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#8 Beitrag von HGS »

Moin!

Zu den Preisen: Die Verantwortliche wollten sich am Musical orientieren. Nun denn: Das ist natürlich schief gelaufen. Mich wundert das eh ein wenig. Tom Volkers kennt sich in der Karl May Szene eigentlich gut aus und hätte wissen müssen das eine solche Preiskultur völlig daneben ist. Wie schwer es ist eine Bühne zu etablieren weiß er durch seine Zeit in Hohenstein auch. Weniger ist manchmal mehr. Ich wünsche den Verantwortliche das Sie genau dieses auch für sich in Anspruch nehmen.
Von den Produktionskosten her liegt man wohl auf Platz 3, nach Segeberg und Elspe (ich meine 1,2 Millionen SFR wurden einmal angesagt). Hier darf man dann auch überlegen warum die Kosten so hoch sind. Das die Personalkosten das Budget derart sprengen, kann ich mir kaum vorstellen. Bei 1,2 Mio Kosten und kalkulierten 25000 BEsuchern käme man im übrigen auf einen Durchschnittspreis von 48 Franken. Von daher sind die Preise durchaus realistisch, wenngleich natürlich viel zu teuer.

---------- Die Bühne sah wirklich sehr groß aus, wie ich das auf wenigen Fotos erahnen konnte. Kann man die Tribüne nicht näher heran rücken?--------

Ich vermute das die Bühne ca 300 Meter breit ist. An anderer Stelle las ich etwas von 400 Metern. Die Tribüne ist nah am geschehen. Alles gut. Allerdings ist die Bühne eben enorm tief und breit. Man hat offenbar den Anspruch gehabt jeden Spielort einzeln zu präsentieren und dadurch auf die Kompaktheit verzichtet. Für mein empfinden deutlich too much. Das Geschehen auf der Bühne irklich nicht schlecht, aber es ist alles zu weit weg und sehr unpersönlich.

Was mir heuer eben auch aufgefallen ist war die deutlich schlechtere Versorgung der Presse. Es gab weniger Berichte und auch wir müssten lange auf Antworten und nfomaterial warten. Das war beim Vorgänger, offenbar wurde eine neue Presseagentin eingestellt, ganz anders. Schnell, unkompliziert und sehr persönlich war es 2017. Das Gegenteil 2018. Hat sich im Nachinhein zwar auch geklärt, war aber dennoch unbefriedigend.

Alles in allem wünsche ich den Engelbergern wirklich das beste. Es muß sich aber etwas tun, ansonsten sehe ich schwarz. Im übrigen: Der Regiewechsel tat dem ganzen auch nicht sonderlich gut. 2017 sah man eine deutlich bessere Umsetzung auf dr Bühne. 2018 gab es zu viele längen. Hier hätte man weiter auf Giso Weißbach setzen sollen. Weißbach sagte mir in einem persönlichen Gespräch 2017 auch, das er die Winnetou Trilogie inszenieren soll. Wer weiß was da im Vorfeld der Saison 18 aber alles passiert ist. An Stelle der Engelberger hätte ich mich aber eh auf die absoluten Klassiker beschränkt. Silbersee und Ölprinz wären m. M. nach die deutlich besseren Titel gewesen.

Al-No
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#9 Beitrag von Al-No »

Ok, mit Musical-Preisen kann man Winnetou nicht gut am Markt platzieren.
Kosten: Es hatte 2017 geheißen, die Umweltauflagen seien in der Schweiz sehr hoch, die Bühne müsse wieder zurückgebaut und die Tribüne dürfe nur temporär sein. Kostüme und Requisiten musste sicherlich extra hergestellt werden. Zu guter Letzt musste Gewinn erwirtschaftet werden. Vor der ersten Saiosn hatte ich sogar eine erhoffte Zuschauerzahl von 30.000 gelesen.

Die ankündigung des neuen Regisseurs hatte eine aus meiner Sicht auffällige Formulierung - etwas mit noch besserem Zurechtkommen mit Mentalität oder Verhältnissen. Das klang für mich nach künstlerischen Differenzen.

Vielleicht könnte man mit einem Standort weiter im Norden nahe dem Bodensee zusätzlich deutsche und österreichische Zuschauer anlocken. He, vielleicht kann Philipp Stölzl ein Gastspiel auf der Seebühne Bregenz vermitteln? Das wäre doch mal ein ordentlicher Silbersee. ;)

Al-No
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Re: Engelberg 2018 - Besucherrückgang - Verlust

#10 Beitrag von Al-No »

Es hat 2019 nicht mehr gereicht: Die Freilichtbühne Engelberg musste nach drei Produktionen aufgegeben werden. Die Prodkutionsfirma 42 Capital Group GmbH Cham befindet sich in Insolvenz und Liquidation.
Bericht der Luzerner Zeitung vom 02.10.2019: https://www.luzernerzeitung.ch/zentrals ... ld.1156786

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