Dasing 2015 "Der Schatz im Silbersee"

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Waldläufer
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Dasing 2015 "Der Schatz im Silbersee"

#1 Beitrag von Waldläufer »

2012 war ich nach fast dreißigjähriger Karl May-Bühnenabstinenz mit meinen drei Kindern in Dasing. Damals habe ich mich geradezu zu Begeisterungsstürmen hinreißen lassen, war ich doch von dem Stück und der Gastlichkeit, sowie einem unglaublichen Matthias M. geradezu geplättet.
Und das als Elspe-Jünger aus den siebziger Jahren, der noch Pierre Brice nach seinem Gruß den Hügel runterreiten sah.
Für mein Empfinden wurde das ganze 2013 mit "Halbblut" noch getoppt. Das Beste was ich je auf einer Bühne gesehen hatte.
Über die schlechte Qualität der angebotenen Speisen im Saloon, sowie einer doch schwer in die Jahre gekommenen "Western-City", hatte man da noch hinweggesehen.
Dieses Jahr fuhren wir mit der Hoffnung nach Dasing, das man sich dort, nach dem natürlich tragischen Tod des Zugpferdes Fred Rai,doch etwas zu neuen, moderneren, Ufern aufgemacht hätte.
Leider nicht! Das Essen im Saloon gleicht einer mittleren Katastrophe. Die Preise für eine Limo am Stand mit 3 Euro/Flasche recht hoch.
DIe "Attraktionen" sind mitlerweile so in die Jahre gekommen, dass wirklich niemand , aber auch wirklich niemand, länger dort verbleibt. Eine angestaubte "Fred Rai Halle", den viele Besucher die zu den Karl May Spielen 2015 nach Dasing kommen, vermutlich gar nicht mehr kennen werden, eine Indianerausstellung die wirklich nur noch Unverständlichkeit hervorruft. Kaputte umgefallene, verdreckte FIguren ohne jeglichen Anschauungswert. Die aus der Technikkabine heraushängenden alten Kabel und permanente Tonstörungen setzten den Eindruck fort.
Ein Indianerzelt, an dem kaputte Plastikfolien herunterhängen, eine uralte Scheibe zum Pfeile drauf schießen. Das war es dann aber auch schon für Kinder in der "Western-City". Meine drei Jungs, große Winnetou-Fans", liefen mit ihren 7 und 8 Jahren einmal ums Gelände und waren erneut mehr als enttäuscht. Gut es gibt ein Hufeisenwerfen, wenn man zur richtigen Zeit da ist. Das war es aber auch schon. Hier gäbe es so viele Möglichkeiten, einfache, spaßmachende Dinge für Kinder anzubieten.
Ein weiteres leidiges Thema ist die fehlende Platzreservierung. Für über 100 Euro für uns Fünf, hätten wir unsere Plätze nach der Pause gerne behalten. Stattdessen saßen viele Leute, die vorher in der heißen Sonne saßen, jetzt einfach auf unseren Schattenplätzen. Schade. Denn wir hatten zumindest 45 Minuten dafür in der prallen Sonne angestanden. Mal vom gesellschaftlichen Tabubruch abgesehen.
Schlimm finde ich auch den massenhaften Verkauf von chinesischem Plastikschrott-Spielzeug. Man könnte auch sagen es wird einfach alles verramscht, was man billigst zum Thema Western auftreiben kann. Und das vermutlich noch mit gesundheitlichem Risiko für unsere Kinder. Spielzeugschrott produziert für die Tonne. DDas ist ebenfalls leicht verbesserbar. Es fällt auch auf, das fast niemand etwas kauft. Mein Sohn hat sich von seinem Taschengeld eine DVD einer alten Aufführung gekauft. Mit 17,50 Euro einfach auch zu teuer.
Jetzt könnte man argumentieren Dasing ist eine kleine Bühne, da möchte ich gerne nach Pluwig zeigen. Was dort für ein liebevolles , detailreiches Bühnenbild entworfen wurde ist wirklich beeindruckend. Und selbst Pluwig hat nummerierte saubere Hartschalensitze für den Besucher zu bieten. Dasing hat dafür zwar eine Überdachung. Leider regnes es dort aber gerne auch hinein und bräuchte dringend eine neue Abdichtung.

Dem Stück selbst fehlt es in der ersten Hälfte ganz eindeutig an einer stringenten Handlung. Da wird mal da überfallen, mal da gebetet und mal da verfolgt. Aber ein Handlungsfaden der einen in den Bann zieht? Nicht gefunden. Gott sei Dank wurde das in der zweiten Hälfte deutlich besser.
Matthias M. und vorallem Marco Mayer wie immer richtig klasse. Auch Björn Trenner macht seine Sache gut. Helmut Urban kommt schon hereingeritten wie Lex Barker, was mich persönlich immer sehr freut. Zudem ein wahnsinnig netter Typ.
Auch fanden wir die Besetzung eines neuen Schurkendarstellers, hier Peter Bechtel als Colonel Brinkley, recht gelungen. Fred Rai war da in den letzten Jahren einfach schon zu immobil. Außerdem schauspielerisch sicher kein Hingucker.
Enttäuschend sind einige Nebenrollen. Die Komiker dieses Jahr schauspielerisch und inhaltlich ein Totalausfall. Petra Laschner als Mss Butler einfach keine Schauspielerin. Man hat nicht das Gefühl, dass sich in den schwächeren Rollen hier in Dasing irgendjemand weiterentwickelt hat. Im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Bühnen. Das ganze ist um so tragischer, da die Hauptrollen wirklich hervorragend besetzt sind, das Stück aber durch diese Laienauftritte enorm geschwächt wird. Sowohl was Qualität, aber auch Spannungsbogen und Aufmerksamkeit beim Zuschauer betrifft. Hinzu kam eine extrem dumpfe Tonqualität der Nebenrollen, was teilweise zur gänzlichen Unverständlichkeit führte.
Peter Görlach schreibt sicher die besten Bücher in der Szene, aber sieht man ihn drei JAhre hinterienander fällt doch seine sehr begrenzte Art des Darstellungsvermögens auf. Beine auseinander, Fäuste nach vorne (der unvergessliche M.Pape lässt grüßen) und Mundwinkel nach unten. Man hat leider das Gefühl seine Rollen als kriegerischer Häuptling sind komplett austauschbar. Man sieht jedes Jahr den gleichen Charakter, egal wie er sich diesmal nennt. Das darf eigentlich nur bei unseren Karl May Helden sein.
Und noch was fiel ungemein negativ auf. Old Shatterhands Pferd war um zwei Köpfe kleiner als Iltschi. Was jedesmal ein Aufgucken Helmut Urbans zu seinem Blutsbruder nach sich zog und nicht nur einmal etwas lächerlich dadurch wirkte. Und müssen wirklich von 5 kriegerischen, reitenden Utahs, 4 Frauen sein, davon eine auf einem behäbigem "Norweger" und eine auf einem noch kleineren Pony? Das wirkt auch mit viel Toleranz irgendwie belustigend.

Bleibt zusammenfassend nur zu sagen, dass Dasing einen kräftigen Schritt nach vorne gehen muss, um auch in Zukunft bestehen bleiben zu können. Hier sind vorallem dringende Sanierungen der "Western City" selbst und auch im Zuschauer- und Gastronomieservice unabdingbar.
Der Tod von Fred Rai wird "seine Besucher" auch noch wegbrechen lassen.
"Wenisgtens mal putzen könnten sie hier" sagte eine Frau in der Warteschlange hinter uns und traf es damit ziemlich auf den Punkt. Mit den angebotenen "Attraktionen" wird man auf kurz oder lang keinen mehr nach Dasing locken können. Ein marktwirtschaflich orientierter Sponsor oder neuer Geschäftsführer wäre hier mehr als dringend nötig. Mir ist es ein Rätsel wie man heute noch die "Western-City" auch ohne Karl MAy-Spiele anbieten kann. Als Positivbeispiel möchte ich noch einmal auf Pluwig verweisen.
Der immer gleiche Saloon-Auftritt von Herrn Rai war in seiner Form schon fast kult. Neben den Liedtexten konnte man auch den Sprechtext von Fred Rai komplett mitsprechen. Das hat der Stimmung aber keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Spätestens bei "Von den Blauen Bergen kommen wir" tobte die Halle.
Ein Erlebnis was dieses Jahr mit einer drittklassigen Rock-Country-Sängerin nicht annähernd wiederholt werden konnte. Auch wen Dasing seine ganzen C-Klasse "Promis" immer als "Weltstars" ankündigt.
Leider habe ich keinerlei Fotos der Location gemacht um meine Behauptungen eindrücklich zu belegen. Sollte ich nächstes Jahr wieder da sein, werde ich das unbedingt nachholen.

Scharlih
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Re: Dasing 2015 "Der Schatz im Silbersee"

#2 Beitrag von Scharlih »

Passend zu dem Bericht, möchte auch ich kurz meine Eindrücke zu Dasing darstellen. Fakt ist leider wirklich, dass das Stück sehr, sehr schlecht ist. Meiner Meinung nach sogar das schlechteste seit Bestehen der Bühne. Aber einige Kleinigkeiten möchte ich doch etwas relativieren.
Man merkt definitiv, dass Fred Rai an allen Ecken und Enden fehlt. Schon alleine wenn man in die Westernstadt kommt spürt man es einfach. Dann wurden hier Einsparungen durchgeführt, die nicht wirklich gut sind. Angefangen, von der Eintrittskarte die mit den Motive sehr vereinfacht wurde und wo man sie nun sozusagen als Universallbeleg benützt, da man das jeweilige Vorstellungsdatum von Hand drauf schreibt bis über das Plakat welches vom Motiv her stark abfällt.
Die Sache mit dem Pferd von Old Shatterhand konnte ich nicht feststellen, da wäre vielleicht ein denkbarer Grund möglich, dass sich das Pferd verletzt hat und kein passender Ersatz vorhanden ist.
Warum man an den Preis der DVD rumnörgelt kann ich nicht nachvollziehen. Hier braucht man nur eine Blick auf die Internetseiten vom Karl-May-Verlag zu werfen um festzustellen, dass sie bei anderen Bühnen ebenso viel kostet. Im Gegenteil man sollte froh sein, dass es hier eine DVD zu kaufen gibt und das obwohl es kein Filmverbot von der Aufführung gibt. Ansonsten konnte ich bei meinen Besuch nicht feststellen, dass im Shop in gekauft würde. Im Gegenteil der Andrang war riesig, so dass ich länger warten musste. Auch das besondere Highlight, dass es nach der Vorstellung für jeden der es haben möchte ein Autogramm gibt wurde beibehalten. Im übrigen werden hier Laien immer spielen, da man gar nicht die Geldmittel hat um bsser Schauspieler an die Bühne zu locken.
Wenn ich mir aber alles so überlege, so sehe auch ich es genauso, wenn es nächstes Jahr keine gravierende Änderungen besonders mit einem besseren Stück (wie2014) geben wird die Bühne keine Zukunft mehr hat. Dieses wäre sicher nicht im Sinne von Fred Rai, der sich ja immer gewünscht hat dass sein Lebenswerk weitergeführt wird.

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