Im Indian Village entsteht ein Kontrollschacht

ReinhardB
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Registriert: 28. Dez 2005, 08:08

Im Indian Village entsteht ein Kontrollschacht

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25 Meter tief: Im Indian Village entsteht ein Kontrollschacht

Bad Segeberg - Die Höhlen am Kalkberg erhalten einen neuen Zugang - allerdings nicht für Besucher. Eine Spezialfirma aus Sachsen baut zurzeit vom Indian Village aus einen Schacht zum schwer zugänglichen Südgang der Höhlen. So ist dieser Teil des Systems für Kontrollen künftig besser zu erreichen.

Was geschieht denn da im Indian Village? Besorgte Leser meldeten sich bei den LN, weil sie im Dorf der Cowboys und Indianer eine Baustelle bemerkt hatten, die ihnen nicht ganz geheuer vorkam. Da seien womöglich sogar die Höhlen eingestürzt, hieß es.

Doch kein Grund zur Sorge: "Alles okay in den Höhlen", sagt Falk Seliger. Und der Mann muss es wissen. Der Diplom-Ingenieur für Geotechnik, der für eine Spezialfirma aus Freiberg in Sachsen arbeitet, hat gerade erst am Mittwoch den Südteil des Höhlensystems begutachtet. Dieser etwa 300 Meter lange Bereich ist für Besucher nicht zugänglich, und selbst die Experten haben Mühe, ihn zu erreichen. Vom begehbaren Teil der Höhlen gibt es nur einen etwa 40 Zentimeter hohen Spalt in den Südgang. "Da muss man auf dem Bauch durchkriechen. Ich komme da so gerade durch. Das ist kaum zumutbar", sagt Seliger.

Der nächste Gang in die Tiefe, bei dem die Fachleute die Höhlen einmal jährlich unter anderem auf Ablösungen, Spalten, Risse und Deformationen im Gestein kontrollieren, wird für 34-Jährigen sehr viel bequemer. Vom Indian Village aus buddeln die Experten zurzeit einen Schacht in die Erde, 2,50 Meter im Durchmesser, rund 25 Meter tief. "Wir sind jetzt ungefähr bei 18 Metern", erklärt "Hauer" (Bergmann) Michael Czastitz. Der lehmige Boden wird mit einem so genannten Greifer aus dem Loch gegraben, anschließend wird eine Betonwand eingegossen, in die später die so genannten Fahrten (Leitern) eingelassen werden, an denen die Kontrolleure hinabsteigen können. Der Schacht endet einige Meter neben der Höhle, die später durch einen horizontalen Durchgang mit dem Schacht verbunden wird - aufwändige Bohrungen durch Gestein sind so nicht erforderlich.

"Wir wollen die Höhlen nicht beeinträchtigen", sagt Bad Segebergs Bauamtsleiterin Antje Langethal, die gestern zusammen mit Ute Thienel, Geschäftsführerin der Kalkberg GmbH, einen Blick auf den Fortgang der Bauarbeiten warf. Die Kalkberg GmbH, ein Zweig der Mittelzentrumsholding Bad Segeberg-Wahlstedt, ist Auftraggeber der Bauarbeiten, die stolze 370 000 Euro kosten werden. Ende April werden die "Bergarbeiter" einen Zwischenstopp einlegen, weil dann im Stadion zuerst die Schlager- und dann die Oldie-Nacht stattfinden. Danach sollen die Arbeiten fortgesetzt und rechtzeitig vor Beginn der Karl-May-Saison am 1. Juli beendet sein. Die Gäste im Indian Village werden von dem Schacht übrigens nichts sehen. Er wird mit einer Betonabdeckung geschlossen, die wird wiederum mit einer Kiesschicht abgedeckt.

Die Spezialisten aus Sachsen arbeiten seit 2001 für die Kalkberg GmbH. Laut Antje Langethal erstellt die Firma erstmals ein Gutachten, in dem unter- und oberirdische Bereiche des Kalkberges als komplette Einheit zusammengefasst werden. Und Geotechniker Falk Seliger ist einer der wenigen Menschen, die den Südgang des gut zwei Kilometer langen Höhlensystems unter dem Kalkberg je zu Gesicht bekommen haben. Dieser Teil sei zwischen 40 Zentimeter und vier Meter hoch, erzählt Seliger. Birgt dieser Bereich auch solche "Schätze" wie der nur etwa 200 Meter lange Teil der Höhlen, den Besucher besichtigen können? Dort sind bekanntlich Felsformationen zu sehen wie die Steineiche oder Schneewittchen und ihre Zwerge. "Auf solche Dinge achte ich nicht", sagt Seliger, "dazu fehlt mir auch die Fantasie." Aber grundsätzlich seien diese Höhlen genauso geformt wie die für Besucher zugänglichen Bereiche. Diese so genannte Schauhöhle hat er übrigens schon vor dem ersten Rundgang mit Besuchern inspiziert, gleich nachdem die 15 000 Fledermäuse ihren Winterschlaf beendet hatten. "Auch hier gab's nichts zu beanstanden", sagt Seliger.

Quelle: Lübecker Nachrichten (21.04.06)