May & Mamroth
Verfasst: 16. Jul 2006, 09:01
(Für Nicht-Lateiner und Freunde der klar überschaubaren Leseebene 1: Fedor Mamroth war Redakteur der „Frankfurter Zeitung“ und schrieb sehr kritische Artikel über Karl May, dieser nahm im „Silbernen Löwen“ in versteckter Form literarische Rache)
„Pinscher“ äußerte Altbundeskanzler Erhard über gewisse Intellektuelle; heute würde er in rauer gewordenen Zeiten vielleicht ein anderes Wort gewählt und ggf. noch ein „Flach-„ vorangestellt haben. Ja, Druck erzeugt Gegendruck, die sprachlichen Mittel sind nicht immer nur fein, und das Leben ist hart, manchmal sogar noch härter.
Das Verhältnis dieser beiden so unterschiedlichen Menschen kann als sehr indifferent bezeichnet werden. Mamroth, zweifelsohne ein kluger Kopf, scheint das eine oder andere an May durchaus geschätzt zu haben, während er ihn aufgrund völliger Andersartigkeit in seinem literarischen Schaffen sozusagen kaum ertragen haben wird. May wiederum ging es ganz ähnlich. Allerdings empörte ihn, bei aller Wertschätzung, diese unerhörte Arroganz seines Gegenübers, von bloßer Andersartigkeit wie selbstverständlich auf eigene Überlegenheit zu schliessen und die eigene Prägung für das Maß aller Dinge zu halten.
Und so könnte ich mit vorstellen, dass May, ein Mann der Extreme, zu zweierlei in der Lage gewesen wäre: zum einen den lästigen Widerpart bei einer Begegnung spontan in den Arm zu nehmen, oder auch, das andere Extrem, wie weiland Kinski oder auch Jesus bei den Händlern im Tempel, einfach rohe Gewalt sprechen zu lassen (wobei das bei der nicht allzu beeindruckenden körperlichen Konstitution Mays letzten Endes doch eher unwahrscheinlich gewesen wäre). Jedenfalls wird es Momente gegeben haben, wo ihm Mamroth, wenn der mal wieder die sprachliche Keule der freundlich kaschierten absoluten Bösart- und Gehässigkeit ausgepackt hatte, denn doch primär als schleimig-verlogener Widerling vorgekommen sein wird.
Lesen wir den Tagtraum des Maysters selbst, in Band 29. Dort findet Mamroth alias Ahriman Mirza ein gar schreckliches Ende. Interessant, dass er dort, wahnsinnig werdend, „Er fasste mein Gehirn“ sagt. In irgendwie ähnlich anmutender Weise hatte sich auch Mamroth über May einmal geäußert (wenn ich es richtig in Erinnerung habe): er behindere ihn am Denken.
Selbst wenn der eine oder andere damals die silberlöwigen Doppelbödigkeiten verstanden haben dürfte (auch für „Insider“ war es wohl von Fall zu Fall mal mehr, mal weniger schwer, und 90-95 Prozent der Leser dürften gar nichts gemerkt haben), konkret nachweisen konnte man dem Mayster nichts. Da hat er schon drauf geachtet. Weshalb er ganz entspannt und sozusagen mit südniedersächsischer klammheimlicher Freude, wenn man so will, im Grunde übelste Dinge schreiben konnte. Er konnte bekanntlich richtig bös’ sein.
Und wenn der eine oder andere Insider damals sich gewundert haben wird, warum May plötzlich mit solch unverhohlener Heftigkeit auf seinen speziellen alten Freund losging, nachdem vorher relativ lang a Ruh’ war: Mamroth schrieb wohl nicht nur in der Fankfurter Zeitung, sondern auch andernorts, und gelegentlich recht versteckt. Wer weiß was May da an übler Schmiererei zu Gesicht gekommen sein mag. Vielleicht in einem Gästebuch ? Über Unerfreulichkeiten in Gästebüchern, und dass man eine Reaktion seinerseits in Form eines eigenen Eintrags dort entfernt, während man den des anderen stehen lässt, berichtet May ja z.B. in seinem Gedicht „San Salvatore“ in Band 81 auf S. 220/21. Wenn man das so liest, meint man, es mitzuerleben. Das sage ich ja immer, die Dinge sind zeitlos, die Welt verändert sich nicht.
Aber was brauchte May Gästebücher, um schäbigen Hanseln literarisch die Ohren langzuziehen. Hat er halt sich hingesetzt und „San Salvatore“ veröffentlicht. Oder mal wieder neues aus dem Tal der Dschamikun aufgezeichnet.
„Pinscher“ äußerte Altbundeskanzler Erhard über gewisse Intellektuelle; heute würde er in rauer gewordenen Zeiten vielleicht ein anderes Wort gewählt und ggf. noch ein „Flach-„ vorangestellt haben. Ja, Druck erzeugt Gegendruck, die sprachlichen Mittel sind nicht immer nur fein, und das Leben ist hart, manchmal sogar noch härter.
Das Verhältnis dieser beiden so unterschiedlichen Menschen kann als sehr indifferent bezeichnet werden. Mamroth, zweifelsohne ein kluger Kopf, scheint das eine oder andere an May durchaus geschätzt zu haben, während er ihn aufgrund völliger Andersartigkeit in seinem literarischen Schaffen sozusagen kaum ertragen haben wird. May wiederum ging es ganz ähnlich. Allerdings empörte ihn, bei aller Wertschätzung, diese unerhörte Arroganz seines Gegenübers, von bloßer Andersartigkeit wie selbstverständlich auf eigene Überlegenheit zu schliessen und die eigene Prägung für das Maß aller Dinge zu halten.
Und so könnte ich mit vorstellen, dass May, ein Mann der Extreme, zu zweierlei in der Lage gewesen wäre: zum einen den lästigen Widerpart bei einer Begegnung spontan in den Arm zu nehmen, oder auch, das andere Extrem, wie weiland Kinski oder auch Jesus bei den Händlern im Tempel, einfach rohe Gewalt sprechen zu lassen (wobei das bei der nicht allzu beeindruckenden körperlichen Konstitution Mays letzten Endes doch eher unwahrscheinlich gewesen wäre). Jedenfalls wird es Momente gegeben haben, wo ihm Mamroth, wenn der mal wieder die sprachliche Keule der freundlich kaschierten absoluten Bösart- und Gehässigkeit ausgepackt hatte, denn doch primär als schleimig-verlogener Widerling vorgekommen sein wird.
Lesen wir den Tagtraum des Maysters selbst, in Band 29. Dort findet Mamroth alias Ahriman Mirza ein gar schreckliches Ende. Interessant, dass er dort, wahnsinnig werdend, „Er fasste mein Gehirn“ sagt. In irgendwie ähnlich anmutender Weise hatte sich auch Mamroth über May einmal geäußert (wenn ich es richtig in Erinnerung habe): er behindere ihn am Denken.
Selbst wenn der eine oder andere damals die silberlöwigen Doppelbödigkeiten verstanden haben dürfte (auch für „Insider“ war es wohl von Fall zu Fall mal mehr, mal weniger schwer, und 90-95 Prozent der Leser dürften gar nichts gemerkt haben), konkret nachweisen konnte man dem Mayster nichts. Da hat er schon drauf geachtet. Weshalb er ganz entspannt und sozusagen mit südniedersächsischer klammheimlicher Freude, wenn man so will, im Grunde übelste Dinge schreiben konnte. Er konnte bekanntlich richtig bös’ sein.
Und wenn der eine oder andere Insider damals sich gewundert haben wird, warum May plötzlich mit solch unverhohlener Heftigkeit auf seinen speziellen alten Freund losging, nachdem vorher relativ lang a Ruh’ war: Mamroth schrieb wohl nicht nur in der Fankfurter Zeitung, sondern auch andernorts, und gelegentlich recht versteckt. Wer weiß was May da an übler Schmiererei zu Gesicht gekommen sein mag. Vielleicht in einem Gästebuch ? Über Unerfreulichkeiten in Gästebüchern, und dass man eine Reaktion seinerseits in Form eines eigenen Eintrags dort entfernt, während man den des anderen stehen lässt, berichtet May ja z.B. in seinem Gedicht „San Salvatore“ in Band 81 auf S. 220/21. Wenn man das so liest, meint man, es mitzuerleben. Das sage ich ja immer, die Dinge sind zeitlos, die Welt verändert sich nicht.
Aber was brauchte May Gästebücher, um schäbigen Hanseln literarisch die Ohren langzuziehen. Hat er halt sich hingesetzt und „San Salvatore“ veröffentlicht. Oder mal wieder neues aus dem Tal der Dschamikun aufgezeichnet.