Vorläufige launige Bemerkungen zu H.-G. Münchmeyer. Umrisse.

Rüdiger

Vorläufige launige Bemerkungen zu H.-G. Münchmeyer. Umrisse.

Beitrag von Rüdiger »

„Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ sagt der Volksmund. Daß Heinrich-Gotthold Münchmeyer ein Filou, ein zweischneidiger Charakter, ein mit Vorsicht zu genießender, geriebener Lavier-Künstler war, der vielleicht sozusagen seine eigene Großmutter verkauft hätte und dem gegenüber Vorsicht und Misstrauen stets angebracht war, steht für mich außer Zweifel, dass Karl May ihn nichtsdestotrotz irgendwie mochte und die beiden gut „miteinander konnten“, ebenfalls. Noch in den späten Prozeß-Schriften, in denen er versucht, gleichsam kein gutes Haar an ihm zu lassen, kann man das gleichsam hindurchschmecken.

Mit ihrer Affinität zu Kolportage und unübersehbarer Freude an den einfachen, schönen Dingen des Lebens hatten sie die eine oder andere Gemeinsamkeit, dazu kam ein gewisses Sich-Spiegeln im anderen mit dem Hang zu Sarkasmus oder auch Zynismus, ein gewisses Durchschauen der Dinge und die Neigung, ein Spiel aus allem zu machen bzw. es als solches zu betrachten. Ein bisschen von einem Mephisto, dem nichts heilig ist und der entspannt lächelnd und ein bisschen amüsiert durchs Jammertal geht und gelegentlich sich nicht scheut, ein bisschen Unheil anzurichten ohne sich zu schämen, hatten sie wohl beide.

Möglicherweise war sich Karl May all dieser Dinge ein wenig bewusster als sein etwas älterer Spezi. Irgendwo habe ich mal gelesen, Münchmeyer hätte nicht allzu viel von Psychologie gehalten und einmal gar ziemlich unwirsch reagiert bei dem Thema, während Karl May solche Dinge wie Sich-selbst-erforschen, Erkenntnisverfeinerung usw. sehr fasziniert haben und er nie die Augen verschlossen hat, auch wenn das, was man da alles so wahrnehmen kann, bei anderen wie bei sich selbst, durchaus nicht immer nur angenehm sein mag.

Karl Mays Kolportagezeit möchte ich nicht missen, und ich lese die Sachen immer wieder mal und freue mich durchaus daran. Aber nur der Münchmeyer-May und sonst nichts, das wäre mir zu wenig, das wäre mir sozusagen zu schade. Aber da hat er immer doch irgendwie drauf geachtet, auf einen gewissen Ausgleich, seelisch-literarische Hygiene, wenn man so will.

Aber der Münchmeyer hatte sicher durchaus auch ein gewisses „höheres Streben“ in sich. Sonst hätte er sich nicht so einen hübschen Titel wie „Das Waldröschen“ ausgedacht.

„Und vielleicht fragste dich mal selbst, wennde nach’m Bett gehst, wie es dir geht“ heißt es irgendwo bei Hanns Dieter Hüsch. Und dazu ist es nie zu spät. Und bis Davos ("Davos so schön war …") war ja noch Zeit.

;-)

;-)