Karl May Bücher vollkommen überteuert

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allwanderer
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#16 Beitrag von allwanderer »

Ich denke, dass der KMV dermaßen spezialisiert ist, dass, unabhängig von gestiegenen Kosten fürs Material, für die Angestellten etc. über die Jahre hinweg nur Preiserhöhungen seine Existenz sicherten. Der Karl-May-Boom ist schließlich vorbei, die Zahl der Fans, die für ihr KM-Hobby ( viel ) Geld ausgeben, geschrumpft. Wenn der Absatz sinkt, muß der Verlag gegensteuern. Ich finde das legitim.

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#17 Beitrag von pokaimu »

Das sehe ich ähnlich bzw. genauso. Der Verlag ist sicherlich in diesem zutreffend beschriebenen Dilemma. Dass das Interesse an den Werken über die Jahrzehnte so zurückgegangen ist, ist ein Faktum, das viele Ursachen hat. Wobei der PC und alle weiteren technischen, angeblich smarten Hilfsmitteln sicher eine wichtige von mehreren Ursachen ist. Wer von den Jugendlichen (und/oder auch Erwachsenen) liest heute schon wirklich als andauernde Freizeitbeschäftigung? Wenn schon im jugendlichen Schulalter keine Grundlagen für eine jedwede Lesekompetenz gelegt werden, kann man später nicht mehr viel erwarten. Zu beachten ist auch sicherlich, dass die "Gesammelten Werke" ja auch deutlich günstiger in einer E-Book-Variante auch vom Verlag angeboten werden. Gewiss, ein Zugeständnis an den Zeitgeist, aber damit macht man sich auch im eigenen Hause eine nicht unerhebliche Selbstkonkurrenz. Dennoch: die Preise für die klassische Ausgabe der Werke sind eigentlich kaum noch tragbar. Ich kann mir das zwar leisten - besitze nach Jahrzehnten das Werk immer noch nicht vollständig -, aber das gilt eben nicht allgemein. Wenn ich daran denke, dass mein erstes Buch (Band 6 - Der Schut) 1963 3,50 DM gekostet hat (Hatte mir mein Vater geschenkt.), und das bei gleicher Ausstattung, aber ohne neue Deutsche Rechtschreibung, reibt man sich bei dem aktuellen Preis (in Euro!!!) doch mehr oder minder die Augen. Ob der Verlag auf Dauer überleben kann, ist eine schwierige Frage und bleibt abzuwarten. Ich für meinen Teil hoffe das natürlich nicht.

BiblioMan
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#18 Beitrag von BiblioMan »

Ihre Angaben, dass ein Bamberger Band jemals 3,50 Mark gekostet hat, muss ich ins Reich der Legende verweisen. Der Standardpreis, mit dem es nach dem 2. Weltkrieg losging, waren 7,50 DM. Vor Kriegsende war der niedrigste Preis, den es überhaupt für einen Leinenband gegeben hatte, 3.80 M. Für 3,50 DM haben Sie 1963 eine Kaufhausausgabe von Tosa bekommen. Hier bringen Sie mit Sicherheit etwas durcheinander.

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#19 Beitrag von pokaimu »

Sie haben recht. Ich habe im Buch nachgeschaut; der Preis steht dort noch, mit Bleistift geschrieben, drin: 7,50 DM. Da habe ich mich "nach unten" geirrt, aber es ist ja schon fast 60 Jahre her! Sorry für den Lapsus und danke für die Klarstellung. Aber es ist auf jeden Fall nicht die TOSA-Ausgabe, die ich damals geschenkt bekam. Ich habe das Buch ja noch! Also lag der Preis damals signifikant unter 10,00 DM-Grenze wie sie es als offenbar genauer Kenner der Bücherszene auch zutreffend beschreiben. Aber wohlgemerkt: wir sprechen hier von DM und heute liegt der Preis bei 24,00 € bei prinzipiell gl. Ausstattung. Das ist doch irgendwie schon aus dem Ruder, wenn man auf die klassische Ausgabe der Bände Wert legt. und darum geht es doch in unserer Diskussion. Ein "richtiges" Buch in der Hand zu haben und auch ohne Strom lesen zu können ist beispielsweise doch etwas Anderes als in einem E-Book zu blättern...

BiblioMan
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#20 Beitrag von BiblioMan »

Wenn Die mal den Preis für Brot damals und heute vergleichen, werden Sie vermutlich auf dasselbe Missverhältnis kommen. Inflation ist nunmal Inflation. Übrigens waren seinerzeit Auflagen von 20.000 Stück keine Seltenheit, inzwischen sind es aber nur noch Tausend, und das verteuert die Herstellung. Dabei würde ich noch nicht einmal behaupten, dass heute weniger Karl May gelesen wird. Aber zig Millionen verkauften Exemplare vergangener Jahrzehnte sind ja nicht weg. Da braucht man immer weniger neue Exemplare.

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#21 Beitrag von pokaimu »

Das stimmt natürlich prinzipiell. 1963 kostete ein Dreipfund-Mischbrot 1,30 DM! Heute zahle ich ohne ein Sonderangebot zu nutzen 1,30 € für einen "Berliner". Preissteigerungen über Jahrzehnte und Inflation sind ja durchaus bekannt. Auch, dass ein Handelspreis sich über vielerlei Faktoren errechnet, bildet und dann womöglich durchsetzen lässt. Das Angebot der 60ziger Jahre lässt sich aber auch gerade im Hinblick auf die "Gesammelten Werke" nicht mehr eins zu eins mit dem heutigen vergleichen. Damals gab es noch nicht einmal 70 Bände, heute sind es 96. Neue Bände sollen natürlich alte, aber vor allem auch neue Leser ansprechen bzw. gewinnen. Wenn man mal schaut, dass es heutzutage mit hochwertigen Farbfotos ausgestattete Bildbände gibt, die auch um die 24 € herum kosten, fragt sich der Kunde schon, warum ein Buch, dass zwar mit einem wunderschön anzuschauenden Einband - eben ein Klassiker! - und einer sehr guten Bindung glänzen kann, sonst aber nur Textseiten aufzuweisen hat, soviel kostet bzw. kosten muss. Das versteht eben nicht jeder, der bei einem solchen Preis schon ins Grübeln kommen dürfte. Da braucht es schon eine gewisse Liebhaberei, um hier mitzuziehen. Eine mehrmalige Preiserhöhung in kurzer Zeit sorgt bei allem Verständnis für die schwierige Lage des Verlages auch nicht gerade für (mehr) Verständnis.

Tramp
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#22 Beitrag von Tramp »

Da scheint was dran zu sein:

1963: 1kg Weizenbrot 0,97 DM* = 0,50 EUR 2022: 1kg Weizenbrot 3,50 EUR** = +600%
1963 KM-Buch 7,50 DM = 3,83 EUR 2022: KM-Buch 24,00 EUR = +526%

* lt. was-war-wann.de
** FOCUS Online 05.04.22

---wenn ich mich nicht irre---

BiblioMan
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#23 Beitrag von BiblioMan »

pokaimu hat geschrieben: 19. Apr 2022, 10:26 Wenn man mal schaut, dass es heutzutage mit hochwertigen Farbfotos ausgestattete Bildbände gibt, die auch um die 24 € herum kosten, fragt sich der Kunde schon, warum ein Buch, dass zwar mit einem wunderschön anzuschauenden Einband - eben ein Klassiker! - und einer sehr guten Bindung glänzen kann, sonst aber nur Textseiten aufzuweisen hat, soviel kostet bzw. kosten muss.
Der Vergleich mit Bildbänden hinkt natürlich, denn die sind in der Regel kartoniert oder als Pappband ausgelegt, und nicht in Leinen mit Schwarz- und Goldprägung. Dazu hat es der technische Fortschritt ermöglicht, heute viel einfacher und kostengünstiger in Farbe zu drucken als früher. Man muss ja nur die frühen KMCo-Heft mit den heutigen vergleichen - oder die frühen M-KMG-Hefte mit den heutigen. Oder lassen Sie doch mal die Fortschritte Ihrer Tageszeitung in den vergangenen Jahrzehnten revue passieren. Noch dazu sind unter den prachtvollen Bildbänden nicht wenige, vor allem Kunstkataloge, die mit Subventionen und Druckkostenzuschüssen finanziert sind. Dazu ist die Höhe der Auflage entscheidend. Es macht halt einen Unterschied, ob sie die einmaligen Fixkosten eines Druckauftrages auf 20.000 Bände umlegen können oder auf nur 1.000.

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#24 Beitrag von pokaimu »

Das ist ja alles nicht falsch, was Sie anmerken. Nur: Der Kunde macht sich über solche Einzelheiten kaum Gedanken. Der schaut - vielleichtnicht nur, aber doch vermehrt - auf den Preis und stellt dann fest, dass Preise, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Ruder laufen und man sich gewisse Dinge einfach nicht mehr leisten kann. Wenn dann noch dazu kommt, dass ein Autor nicht mehr in dem Maße beachtet und gelesen wird, schon gar nicht bei der Jugend, wo doch auch gerade der Karl-May-Verlag darauf hinweist, welche Bände der G. W. gerade für diese Altersgruppe geeignet ist, und Buchhandlungen in der Abteilung "Jugendbücher" die Bände schon seit langem aus der Auslage genommen haben, dann hilft der sicherlich berechtigte und mit ein wenig Mühe auch nachvollziehbare Blick auf das Kostenkapitel nicht mehr weiter. Auf der Webseite sind erneute, sehr hohe Preissteigerungen angekündigt und die aktuelle Ukraine-Krise und deren Folgen noch gar nicht eingerechnet, die zur Folge haben werden, dass auch eine Tausender-Auflage ins Wackeln kommen wird. Mir liegt es gar nicht daran, hier irgendwie negativ zu unken. Im Gegenteil. Ich wünsche dem Karl-May-Verlag von Herzen, dass er Krisen übersteht und weiter existieren kann. Es wäre schlimm, wenn es eine solch lange Tradition nicht mehr gäbe. Aber ich befürchte, mit Preiserhöhungen alleine wird sich das nicht ausgehen.

Stefan T.
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#25 Beitrag von Stefan T. »

Tramp hat geschrieben: 19. Apr 2022, 10:41 (...)
1963 KM-Buch 7,50 DM = 3,83 EUR 2022: KM-Buch 24,00 EUR = +526%
(...)
KMV-Newsletter:

"Bis 01.05.2022 gelten die alten Preise:
Band 1-90: € [D] 24,00 ∙ € [A] 24,70
Gesammelte Werke und Briefe Band 91-96:
€ [D] 28,00 ∙ € [A] 28,80

Ab 02.05.2022 gilt:
Band 1-96: € [D] 29,00 ∙ € [A] 29,80
"

Begründung:

"Wie bereits im letzten Newsletter angekündigt, müssen wir notgedrungen die Preise der Gesammelten Werke und einiger Sonderbände zum 02.05.2022 erhöhen.
Alle unsere Lieferanten und Hersteller haben Anfang des Jahres ihre Preise extrem angehoben, teilweise bis zu 45 %! Der Beginn des Kriegs in der Ukraine hat die Lage dann noch verschärft. Diese enormen Kostensteigerungen bei Papier und Energie lassen uns leider keine andere Wahl, als die Ladenpreise unserer Bücher ebenfalls entsprechend anzupassen."

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#26 Beitrag von pokaimu »

Die E-Mail mit den Ankündigungen der neuen Preise habe ich soeben auch erhalten. Damit haben wir es! Selbstverständlich befindet sich der Verlag wie sehr viele andere Unternehmen auch (Wahrscheinlich sind mittlerweile alle betroffen...!) in einer extremen wirtschaftlichen Notsituation, die zu Preiserhöhungen von jenseits von Gut und Böse zwingen. Die kommenden 29 € kratzen dicht an der Dreißigergrenze und werden vermutlich auch nicht das letzte Wort sein. Das Dilemma ist, dass die potentiellen Kunden, welche nebenbei ganz "normale" Verbraucher von Energie, Lebensmitteln und weiteren Artikeln des täglichen Grundbedarfs sind, schon außerhalb des Buchhandels mit Preisen an oder weit über der Schmerzgrenze belastet sind und wohl für weniger wichtige Dinge - dazu gehören leider auch Bücher - keinen weiteren Cent mehr werden erübrigen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der KMV das mittelfristig überstehen kann. Ich hoffe es wie gesagt natürlich nicht, aber wir werden einen wirtschaftlichen Niedergang erleben, den es in unserer Republik nach dem Krieg so noch nicht gegeben hat. Dieser wird reihenweise Unternehmen zum Aufgeben zwingen und damit unser Land ein Heer von Arbeitslosen bescheren. Aussichten zum Verrücktwerden!!

Nat Bumppo
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#27 Beitrag von Nat Bumppo »

Abgesehen von der derzeitigen wirtschaftlichen Lage – Corono, Ukrainekrieg etc. – trägt auch die Produktions-Umstellung vieler Papierfabriken von Druckpapier auf Verpackungskarton (Stichwort Onlinehandel) zu einer massiven Verteuerung von Druckerzeugnissen bei.
Davon abgesehen, müssen wir Karl-May-Freunde uns aber auch damit abfinden, dass unser Mayster, bzw. seine Bücher immer mehr zu Special interest werden, zu einem Interessengebiet für Wenige. In Zukunft werden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, seine Romane kaum höhere Auflagen erzielen als heute etwa die Nachdrucke der Hansrudi Wäscher-Comics oder der Illustrierten Klassiker der fünfziger und sechziger Jahre. Dort zahlt man auch für ein Heft, welches einst 60 Pfennig bis 1,- DM kostete zwischen 17.- und 20.- Euro.

pokaimu
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#28 Beitrag von pokaimu »

Dieser Einschätzung stimme ich voll und ganz zu!

Stefan T.
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#29 Beitrag von Stefan T. »

Nah ja, es geht hier ja um die Bearbeitungen des KMV.

Der Original-May ist im Netz ja praktisch umsonst erhältlich.

Doch die Bearbeitungen der "grünen Bände" müssten durch diese enorme Preiserhöhung nahezu ihren Todesstoß erhalten.

Anders ist es mit den Sonderbänden:
Überwiegend nur für echte Fans in eher geringer Auflage konzipiert, werden sie wahrscheinlich auch weiterhin ihre "nerdigen" Käufer finden.

Der Trend geht dann wohl eher hierhin:
https://www.versand-as.de/Digitale-Bibl ... Werke.html

Ich bezweifle, ob der KMV sich hiermit langfristig einen Gefallen tut...

BiblioMan
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Re: Karl May Bücher vollkommen überteuert

#30 Beitrag von BiblioMan »

Der Trend geht dann wohl eher hierhin:
https://www.versand-as.de/Digitale-Bibl ... Werke.html

Ich bezweifle, ob der KMV sich hiermit langfristig einen Gefallen tut...
Da muss ich korrigieren: Mit der Digitalen Bibliothek hat der KMV nichts zu tun. Diese Scheibe gibt's schon sehr lange und wurde seinerzeit noch vom HKA-Herausgeber Wiedenroth unterstützt. Den Preis in der Verlinkung finde ich erstaunlich hoch. Für 12 Euro war sie schon mehr als einmal zu bekommen.

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