Rechtsaspekte

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IDDOC
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Re: Rechtsaspekte

#16 Beitrag von IDDOC »

Jeizt bin ich aber neugierig, koennte mal jemand ein Beispiel eines Eicke Textes anfuehren ?

Rüdiger

Re: Rechtsaspekte

#17 Beitrag von Rüdiger »

Z.B. hat Eicke getextet "Auch in der Rasse sind Unterschiede. Süd ist Süd, und Nord ist Nord, und jedes entwickelt seine bedingten Eigenarten." Das stimmt zwar, wird aber [derzeit] halt nicht gern gehört bzw. gelesen ...

:-)

May klingt da mit seinem "daß alle Stämme, Völker, Nationen und Rassen sich nach und nach zu vereinigen und zusammenzuschließen haben" [derzeit] schon aktueller und gefälliger ...

;-)

IDDOC
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Re: Rechtsaspekte

#18 Beitrag von IDDOC »

Na wenn der gute Eicke statt der unsaeglichen Rasse das Wort Kulturen verwandt haette ,waere es doch ok.
Mays Zitat hoert sich da mehr weltfremd und absurd an.
Soll natuerlich keine Rechtfertigung fuer Bearbeitungen sein,ich lese lieber den echten wenn auch absurden May als die Eicke'sche Version wenn sie auch realistischer ist.

Rüdiger

Re: Rechtsaspekte

#19 Beitrag von Rüdiger »

Beim Blättern in der bearbeiteten Fassung und Vergleichslesen fiel mir ein Einschub in Sachen Sascha Schneider auf. May setzt dessen Bekanntheit voraus, der Bearbeiter stellt ihn ca. 1/2 Seite lang vor, das "soll zugleich dem Wißbegierigen gelten, der Sascha Schneiders Werk, soweit es sich auf meine Reiseerzählungen bezieht, nicht kennt."

In dem Zusammenhang fällt auf daß bei May steht "Um die Deckelbilder vorzeigen zu können, machte sie sich von den Originalen derselben photographische Kopien" und in der Bearbeitung "Um Proben für den Bildschmuck der Bände vorzeigen zu können, machte sie sich von allerlei Vorlagen photographische Abzüge", wobei die "allerlei Vorlagen" den Stellenwert der Schneiderschen Bilder im Nachhinein sozusagen ein wenig zurechtrücken.

Vorne im Band steht übrigens "Bearbeitet von Dr.E.A. Schmid". Laut "Geschliffenem Diamant" war "ein größeres Autorenteam" am Werk.

Helmut
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Re: Rechtsaspekte

#20 Beitrag von Helmut »

Die "Eicke"-Fassung von "Winnetous Erben" war bis in die 60'er die Fassung, die vom KMV als "original" angeboten und verkauft wurde. Ich habe sie damals (da war ich so etwa 12) sehr gerne gelesen, denn für mich waren da kaum Unterschiede zu den anderen "Wildwestgeschichten" spürbar.
Das waren -denke ich - die wesentlicheren Bearbeitungen Eickes, dass er dieses "Spätwerk" zu einem Abenteuerroman "feilte", unter anderem z.B. auch dadurch, dass er die (hochinteressante) Gestalt "Max Pappermann" durch die "alten Coons Hammerdull & Holbers" ersetzte.

Helmut

Werner Fleischer
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Re: Rechtsaspekte

#21 Beitrag von Werner Fleischer »

Besitzt denn jemand eine Kenntnis wer die weiteren Mitarbeiter waren?

Rüdiger

Re: Rechtsaspekte

#22 Beitrag von Rüdiger »

Bei Lorenz im "Geschliffenen Diamant" auf S. 240 heißt es "neben E.A. Schmid vor allem Franz Kandolf und Otto Eicke".

Rolf Dernen
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Re: Rechtsaspekte

#23 Beitrag von Rolf Dernen »

Ich zitiere mal aus der Bibliografie von Hermesmeier/Schmatz, S. 187: "Bereits 1930 legte Franz Kandolf eine erste Bearbeitung vor. In der Folgezeit wurden zahlreiche Mitarbeiter herangezogen, die über einzelne Textpassagen noch einmal berieten. Letzte - zum Teil sehr weit gehende - Änderungen erfolgten durch Otto Eicke."

Rüdiger

Re: Rechtsaspekte

#24 Beitrag von Rüdiger »

Man kann aber manchmal des Gedankens sich nicht erwehren, daß er im Nachhinein der Einfachheit halber gleichsam als "Sündenbock" ausgeguckt wurde und wird ... Hermesmeier/Schmatz schreiben im "Geschliffenen" auf S. 391, die Neufassung sei 1935 "unter Federführung von Dr.E.A. Schmid und Franz Kandolf" entstanden.

Lorenz weist in seinem Artikel im gleichen Buch (S. 245) darauf hin, daß die Veränderung einiger wesentlicher Stellen auf Druck von NS-Zensurbehörden erfolgt sei, und bescheinigt den Bearbeitern (plural) "das Bemühen [...], trotz mancher nötiger Eingriffe das Gesamtbild und die Meinungen Mays zu erhalten."

Rüdiger

Re: Rechtsaspekte

#25 Beitrag von Rüdiger »

Lorenz fällt gegen Ende seines Artikel im "Geschliffenen" gegenüber der gängigen "Verteufelung" dieser Bearbeitung ein wenig in das gegenteilige Extrem, "Schließlich widerlegt die Radebeuler Fassung [...] auch die gehässige Unterstellung, Mays Werk habe unter der Ägide des Verlegers E.A. Schmid und seiner Mitarbeiter leichtfertige und unbedachte 'Verfälschungen' erfahren. Ganz im Gegenteil bezeugt der Text, wie sorgfältig und überlegt man zu Werke ging." Naja ... Die Wahrheit dürfte wie so oft irgendwo im Bereich der Mitte zwischen diesen ganz gegensätzlichen Positionen liegen.

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