Klara May

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Rolf Dernen
Beiträge: 1215
Registriert: 27. Dez 2005, 23:38

Klara May

#1 Beitrag von Rolf Dernen »

Ich darf folgende Meldung vielleicht hier mal wiedergeben:

>>Herr Professor Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin und Herr Engelbert Botschen
wurden in der 31. Kuratoriumssitzung der Karl-May-Stiftung am 13. Mai 2006
für ihre außerordentlichen Verdienste um die Stiftung mit der
Klara-May-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Karl-May-Stiftung, geehrt.<<

An Mays Witwe scheiden sich die Geister. Gute Kameradin für den alternden und angefeindeten Autor? Miserable Nachlaßverwalterin? Wie seht Ihr Klara May?

Grüße

Rolf

Werner Fleischer
Beiträge: 299
Registriert: 6. Mär 2006, 20:02

Klara May

#2 Beitrag von Werner Fleischer »

Ich vermisse schon seit längerem eine kritische Arbeit zum Leben von Klara. Wäre doch eine schöne Aufgabe für das Karl May Museum oder die befreundete Karl May Gesellschaft.

Rüdiger

#3 Beitrag von Rüdiger »

Gute Kameradin für den alternden und angefeindeten Autor? Miserable Nachlaßverwalterin?
Beides. Wobei zu ihrer Entschuldigung noch angeführt werden kann, daß den Floh des fleißigen Beschönigens, der Lebensgeschichtsklitterung und des verfälschten Bildes er höchstselbst ihr ins Ohr gesetzt haben wird. Mit der Wahrheit hatten es ja beide nicht so. Nur hat sie nach seinem Ableben dann noch mehr Unheil angerichtet, als ihm selbst unterlaufen wäre. Die Gescheiteste war sie wohl nicht.

Nichtsdestotrotz: sie rühren mich, die beiden. Und als ich las, daß sie auf der Fahrt nach Amerika schwere See hatten, taten sie mir leid, habe regelrecht Anteil genommen, rund hundert Jahre später. Was bei anderen, auch zeitgenössischen, Personen meine Sache nun so sehr nicht unbedingt durchgängig ist.

Hermesmeier

#4 Beitrag von Hermesmeier »

Zu Klara May habe ich keine eindeutige Meinung, die habe ich auch zu Karl May nicht. Dazu sind sie zu widersprüchlich. Ich bin mir jedoch sicher, dass ihr Verdienst nicht so hoch anzusetzen ist, dass man einen Preis nach ihr benennen sollte. Oder umgekehrt: Einen nach ihr benannten Preis zu erhalten, will mir nicht wirklich als große Ehre erscheinen.

Mir erscheint es eher so, als wüsste man mit den Kühn'schen Altlasten, die diese Fitzenreiter-Medaillen nun mal darstellen, vor lauter Verlegenheit nichts Besseres anzufangen. Und wenn man sie denn unbedingt haben will, kann man sie auch kaufen. Wenn die Spenden ans Museum nur hinreichend groß sind, dann bekommt man sie sogar noch vor den wirklich verdienten May-Forschern wie Roxin, die jahrzentelang Arbeit geleistet haben.

Jutta
Beiträge: 38
Registriert: 29. Dez 2005, 17:08

#5 Beitrag von Jutta »

Wie ich Klara May sehe? Eine gute Frage.

Zunächst einmal positiv. Denn sie war Karl und wohl auch ihrem ersten Mann eine gute Partnerin. Sie hat zu Karl gehalten, als die Anfeindungen losgingen, das war bestimmt auch für sie eine schwere Zeit. Ich glaube, dass sie ihn geliebt und bewundert hat.

Es sollte nicht vergessen werden, dass Klara noch jung war, als sich die Ehepaare May und Plöhn miteinander befreundeten. Interessant für mich ist, dass zuerst Emma als die Stärkere erscheint, später ist es Klara. Da hat sich ein Wandel vollzogen. Von da an kommt sie mir manchmal vor wie eine Art „graue Eminenz“ im Hintergrund. Man kann ihren Charakter eigentlich nur aus ihren Beziehungen zu anderen deuten. Ich sehe sie zielstrebig, energisch, gelegentlich auch rücksichtslos. Was mich interessieren würde: Wie hat sie ihre Dienstboten bzw. Hausangestellten behandelt? Daraus ließe sich manches schließen.

Sie hat sich in den Augen der Nachwelt kein rühmliches Denkmal gesetzt durch ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus, vor allem durch die widerwärtige Exhumierungsgeschichte. Aber jeder Mensch macht Fehler, auch große Fehler. Im Nachhinein sieht eben manches anders aus. Ich denke, wir sollten sie mit Blick auf unsere eigenen Fehler nicht allzu sehr verdammen.

Gruß - Jutta

Sylvia
Beiträge: 231
Registriert: 29. Dez 2005, 10:43

Klara?

#6 Beitrag von Sylvia »

Mir scheint, Klara war eine Frau, die hat funktioniert. Im Dienste von jemandem. Zuerst als Ehefrau von Plöhn, dann als Ehefrau und Nachlassverwalterin von May. Sicher angenehm für den Partner.

Gruß
Sylvia

Rüdiger

#7 Beitrag von Rüdiger »

Du hättest noch „Klischee an“ und „Klischee aus“ vor und hinter den Beitrag setzen können.

;-)

So ein Graumäuschen war sie nun nicht, das ist nur ein Teilaspekt. Sie hat offenbar die Frau (Emma) gewollt, und sie hat den Mann (Karl May) gewollt. Um letzteres durchzusetzen (im ersteren Fall war sie wohl eher die „Verführte“), hat sie allerhand angezettelt. Er allein hätte das so wohl nicht geregelt gekriegt. Dann hat sie ganz schön Gefallen an ihrer Rolle als „Schriftstellersfrau“ gefunden und wird ihn entsprechend (in Richtung der „höheren“ Weihen) angespornt haben. In ihren Aufzeichnungen nach Theaterbesuchen (siehe Chronik) plustert sie sich für mein Empfinden gelegentlich ganz hübsch auf in der Richtung. In Sachen Strategie und Taktik gegen Emma, auch noch Jahre nach der Scheidung, wird sie ganz schön ihre raffitückischen Fäden gesponnen haben und konnte auch gnadenlos draufhauen (man lese den einen oder anderen Brief, ähnlich ekelerregend kleinmütig-aggressiv gehen auch teutsche Bürgersfrauen gelegentlich im wohlgepflegten Garten auf Maulwürfe los, wie kürzlich via Bildschirm leider zu sehen war). In Sachen Taktiererei und Durchtriebenheit wird sie ihrem in der Hinsicht sympathischerweise schlichtgemütigeren zweiten Ehemann durchaus überlegen gewesen sein.

Und, weil die Herrschaften Schwarzweißmaler nach diesen eher unfreundlichen Worten nun wieder denken werden, ich möge sie nicht oder wolle sie verteufeln: sie hatte, im Gegensatz zu Emma, Niveau (nicht immer. Wer hat das schon immer). Mit ihr konnte der Mann zur Ruhe kommen. Mit ihr konnte er sich, wiederum im Gegensatz zu Emma, auch über geistige Dinge unterhalten. Sie hatte den Kopf, wie es so unschön heißt, nicht nur zum Haareschneiden. Sie erwies sich – wenn sie denn wollte, und bei ihm wollte sie – als loyal und solidarisch. Emma war, drücken wir es wieder simpel aus, kalt und fies. Klara war nur kalt, fies war sie nur dann, wenn es, aus ihrer Sicht, sein musste, nicht naturgemäß. - Sie war offenbar genau die richtige Frau für ihn, und ich freue mich noch heute darüber, dass er sie gefunden hat. Widersprüchlich ? Für mich nicht. Manchmal ist der Mond halt wirklich viereckig, je nach Lichteinfall, Wolkenstellung usw., der Mond bleibt schon der gleiche, aber das Bild im Auge des Betrachters kann in unendlichen Variationen erscheinen. Und die stimmen alle ebenso, wie sie nicht stimmen. Aber jetzt wird’s philosophisch, lassen wir das, da kann ich nicht mithalten.

Heile heile Gänschen … (nannte er sie nicht mal so ?)

;-)

Gute Nacht.

andrea
Beiträge: 280
Registriert: 29. Dez 2005, 12:51

#8 Beitrag von andrea »

Also ich gehe weder auf Maulwürfe noch auf anderes seltenes oder seltsames Getier in irgendeiner Weise los. ;-))

Ansonsten hast du das schön gesagt.

Rüdiger

#9 Beitrag von Rüdiger »

Ich hab’ auch weder Dich noch sonstwen gemeint. Es ist nicht immer so, dass ich immer jemand meine, nur ganz manchmal. In diesem Thread überhaupt nicht.

;-)

andrea
Beiträge: 280
Registriert: 29. Dez 2005, 12:51

#10 Beitrag von andrea »

Ich weiß.... *gggg*

Rüdiger

#11 Beitrag von Rüdiger »

Interessant der Brief Klaras an Lu Fritsch, S. 286/87 in Chronik Band V, da erweist sie sich als kühle Managerin auch in Gefühlsdingen, die ganz klare Vorstellungen und Ziele hat und im Hintergrund ihre Fäden zieht.

Lu hatte aber ihren eigenen Kopf, und das war wohl auch gut so.

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