May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Apanatschka
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May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von Apanatschka »

"Lies nicht das dumme Zeug von diesem May! Dieser Schriftsteller hat nichts als Fanatsie, und du weißt, dass mir seine weichliche Frömmigkeit widerwärtig ist!" (Karl May, Und Frieden auf Erden, KMV 30, S.17)
Ayschik
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Re: May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von Ayschik »

"Es giebt Leute, welche behaupten, daß die Phantasie hellere und schärfere Augen habe als der alterssichtig gewordene Verstand." (KMV 30; Äußerung von Wallers Tochter)
BernhardT
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Re: May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von BernhardT »

Wenn wir schon dabei sind, Karl May in Zusammenhang mit seinem Todestag zu zitieren,
dann möchte ich hier an sein Gedicht erinnern: Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen.

Man mag das Gedicht sehen, wie man will. Das sei unbenommen. Auf jeden Fall ist eigenartig, was er darin miteinander verbindet. Er stellt darin einen Bezug zwischen dem Sterbetag und dem Hochzeitstag bzw. der Jahreswende her.

Kurios ist die Tatsache, dass Karls Hochzeitstag mit Klara sein Sterbetag war und dass an Sylvester Klaras Sterbetag war - auch wenn Karls eigentlicher Gedankengang im Gedicht ein ganz anderer gewesen sein mag.
Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen
Die Erde hat es uns so leicht gemacht
Ich kann nicht trauernd vor dem Abschied stehen,
Wenn er so froh in deinen Augen lacht.
Wir wollen Hand in Hand uns niederlegen;
Zwei Särge, doch ein Grab, so soll es sein,
Und über uns des ewgen Vaters Segen,
Doch nie und nimmermehr ein Leichenstein!
Und rollt die Erde auf die Särge nieder,
So lächeln wir beglückt einander zu.
Man singt uns zwar vielleicht dann Sterbelieder,
Doch die Gestorbnen sind nicht ich und du.
Wir haben ja nur das zurückgegeben,
Was von der Erde uns geliehen war,
Und stehen beide als vereintes Leben
Bei unsern Sängern, wenn auch unsichtbar.
Die letzte Stunde naht, Am Firmamente
Wird Licht um Licht vom Vater aufgestellt.
Er ladet uns zur stillen Jahreswende,
Zum neuen Sein dort in der andern Welt.

Schau auf! Du sollst in meinen Sternen lesen,
Was in den deinen längst geschrieben lag:
Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen;
Der Todestag ist unser Hochzeitstag!
Unter dem folgenden Link findet man eine Anmerkung von Roland Schmidt, wie das Gedicht am ehesten verständlich wird:
....verrät die düstere Stimmung nun Todessehnsucht und zugleich die Erwartung, daß die "letzte Stunde" zur "stillen Jahreswende" kommen werde und daß ein solches g e m e i n s a m e s Hinscheiden einem Hochzeitstag gleichkäme.
http://karl-may-wiki.de/index.php/Komm, ... _(Gedicht)
Rüdiger

Re: May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von Rüdiger »

Schmids Hinweis auf "Tristan und Islde" ist richtig, dort heißt es z.B.
So starben wir,
um ungetrennt,
ewig einig
ohne End',
ohn' Erwachen,
ohn' Erbangen,
namenlos
in Lieb' umfangen,
ganz uns selbst gegeben,
der Liebe nur zu leben!
Um den Hokuspokus in Sachen kalendrarischer Hochzeitstag und Jahreswende geht es wohl weniger ... (Da ist "Kurios" schon fast das passende Wort.)

Und "düstere Stimmung" finde ich in dem Gedicht nicht, "gruselig" (wie auch schon zu lesen war) ist es schon gar nicht ...
IDDOC
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Re: May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von IDDOC »

Rüdiger hat geschrieben:
Und "düstere Stimmung" finde ich in dem Gedicht nicht, "gruselig" (wie auch schon zu lesen war) ist es schon gar nicht ...
Nee,es ist nur schlecht.
Rüdiger

Re: May-Zitat zum Todestag, selbstironisch

Beitrag von Rüdiger »

Aufgefallen ist mir beim erneuten Lesen die Formulierung „scheiden gehen“, die steht auch in „Im Alter“ („Ich bin so müd, so herbstesschwer“ (da fällt mir wieder Karlheinz Eckardt ein, der hat das 2003 (oder 4 ?) in Ludwigsburg durchaus überzeugend vorgetragen)) und könnte ein Indiz auf Freitodgedanken sein, möglicherweise seinerzeit mal von beiden (Karl & Klara) gemeinsam gedanklich angepeilt ? Interessant ...

Daß mit dem „Hochzeitstag“ nicht der irdische, kalendrarische gemeint ist, sondern eine Vereinigung eben über den leiblichen Tod hinaus, sollte klar sein. May kannte Wagners Werke, von denen hier schon die Rede war, da geht es des öfteren mal um sowas ... („Leuchtende Liebe, lachender Tod“ fällt mir z.B. ein ... da ist nichts Düsteres oder „Gruseliges“ ...) (Solche Gedanken kann man natürlich auch haben ohne Wagner zu kennen, aber das mag ihn zusätzlich inspiriert haben.) Und die „Jahreswende“ fasse ich ebenfalls symbolisch auf, wie auch das „1901“ im gleichnamigen Gedicht aus den „Himmelsgedanken“ m.E. allgemein für Aufbruch, Wandlung usw. steht und nicht für den konkreten Jahrhundertwechsel ...

Hermann Wohlgschaft hat sich in „Der Beobachter an der Elbe“ Heft 14 – 16 ausführlich mit diesem Gedicht Mays beschäftigt ("Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen". Das Motiv der 'Hochzeit im Himmel' bei Karl May und in der Kulturgeschichte).

Und von wegen „schlecht“, nun ja, Rilke kommt sprachlich wohl eleganter daher, das gilt auch für die gesamten „Himmelsgedanken“, aber inhaltlich ist May in seinen Gedichten durchaus ernster zu nehmen als man das gemeinhin zu sehen willens oder auch in der Lage ist ...

„Die Erde hat es uns so leicht gemacht / Ich kann nicht trauernd vor dem Abschied stehen“ erinnert an „Der Eintritt in die Hölle ist am allerwenigsten eine jährlich wiederkehrende Erinnerungsfeier wert“ (in Sachen Geburtstag) aus einem Brief an Sascha Schneider ... Wo er Recht hat hat er Recht ... Wir sind in unserer [sogenannten] Kultur gemeinhin halt völlig falsch gepolt, wenn wir den Tod negativ zu „besetzen“ pflegen ... [Wenn man z.B. in einem Reisebus unterwegs ist und irgendwann am Zielort ankommt, ist es eher ungewöhnlich und auch unangemessen, darüber zu jammern oder zu klagen ... man steigt halt aus und geht ins Hotel ... auch wenn die Reise durchaus interessant gewesen sein mag mit all ihren Höhen und Tiefen ...]

Das Gedicht auf Todesgedanken zu beziehen, ist indes nur eine mögliche Lesart, May drückt in seinen Zeilen angesichts bevorstehender Ehescheidung und Neuvermählung u.a. auch aus daß solche Dinge letzten Endes „eitel“ sind, „von dieser Welt“ halt, und ob man sich [z.B.] scheiden läßt und neu vermählt das „bleibt sich gleich“, wenn man so will, „Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen“ z.B. läßt das anklingen ...

Siehe auch

http://www.karl-may-buecher.de/bandreze ... 99&_sort=A
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