Weiterführende Disskussion "Ueberreuter Taschenbücher"

markus
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Weiterführende Disskussion "Ueberreuter Taschenbücher"

Beitrag von markus »

Man sollte aber immer schön die ganze Wahrheit sagen (die wird ja immer gern verschwiegen, warum und weshalb weiß ich nicht). Sonst denkt man noch es handelt sich bei einer ungekürzten Ausgabe um Originaltext. Und das meinte ich mit irreführend...

;-)
izzymaus
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von izzymaus »

@Markus: Also handelt es sich bei den bunten und den grauen zwar um ungekürzte, aber nicht originale Texte ?

Wie sieht es mit denen im grünen Leinband aus: sind die Original und ungekürzt?
markus
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von markus »

Sind diese hier gemeint? http://karlmay.agerth.de/maybuecher/rei ... .php?_id=3
Die sind zum größten Teil nicht Originaltext Karl May (mal mehr, mal weniger stark bearbeitet, erst ab Band 79 wirds besser).

Wenn Sie den Urtext von Karl May suchen, würde ich folgendes empfehlen: http://karlmay.agerth.de/maybuecher/rei ... .php?_id=5
oder: http://karlmay.agerth.de/maybuecher/rei ... php?_id=61

oder beides...;-)
markus
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von markus »

izzymaus hat geschrieben:@Markus: Also handelt es sich bei den bunten und den grauen zwar um ungekürzte, aber nicht originale Texte ?
Ich hab die Dinger zwar noch nicht in der Hand gehabt, aber Rolf Dernen hat schon recht wenn er schreibt daß die bunten und die grauen ungekürzt sind, ungekürzt aber im Sinne von, daß sie Satzidentisch sind mit den günen Leinenbänden, den sogenannten "Gesammelten Werken" Karl Mays, die sich "Originalausgabe" schimpft, aber mit dem Urtext von Karl May nicht viel zu tun hat.
Zuletzt geändert von markus am 22. Jun 2010, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
Rüdiger

Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rüdiger »

Ergänzend wäre noch anzumerken, daß einige der Grünen mittlerweile in teilweise rückbearbeiteten Fassungen (Bände 1-9, 65) oder anderen Textzusammenstellungen (Bände 19, 26, 27, 38) vorliegen, sodaß die Ueberreuter-Fassung in den Fällen nicht mehr der aktuell im Handel befindlichen Fassung der Grünen entspricht.
Helmut
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Helmut »

Nur der lieben Vollständigkeit halber, muss ich jetzt als "Erbsenzähler" auftreten, und bemerken, dass die Überreuther natürlich nicht satzidentisch zu den "grünen" sind. Sie sind zwar (teilweise nach jeweiliger Auflage) inhaltlich (Wort für Wort) gleich, aber eben nicht "satzidentisch", denn dieses bedeutet, dass sie mit dem gleichen "Drucksatz" hergestellt wurden, sondern sie sind "neu gesetzt" worden.

Helmut
D E B
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von D E B »

<Erbsenzählermodus an>
Sie sind zwar (teilweise nach jeweiliger Auflage) inhaltlich (Wort für Wort) gleich,
Diese Aussage stimmt meiner Meinung nach so eigentlich auch wieder nicht ... Es gibt zwischen Grünen GWs und Ueberreuter-TBs durchaus Unterschiede (z. B. Absätze die man sicherlich aus Umfangsgründen weggelassen hat).

<Erbsenzählermodus aus und weg>
markus
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von markus »

Liebe Forenteilnehmer,

viel Spaß bei den zu erwartenden Abschweifungen und wiederfinden des Threads auf der Resterampe...;-))


Übrigens, ein Grund mehr besser nur Weltbilder, Reprints und HKA's zu lesen, wenn es außer "normalen" Bearbeitungen auch bearbeitete Bearbeitungen gibt und Rückbearbeitungen, die trotzdem nicht 100%ig sind. Aber als Alternative für Zwischendurch natürlich ok.

;-)
Werner Fleischer
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Werner Fleischer »

Ich bevorzuge zum allgemeinen Lesen die grünen Bände und falls ich einmal wissenschaftlich arbeiten sollte die Reprints. Ich denke und befürchte für Markus das dies der größte Anteil der Karl May Leser ebenso hält.
Rüdiger

Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rüdiger »

Kommt der Mann immer mit seinem „wissenschaftlich arbeiten“ ... Wenn er schreiben würde es geht ihm nur um die Abenteuerhandlung und darum, unterhalten zu werden, und nicht um teilweise einschneidende inhaltliche Änderungen oder sprachliche Feinheiten, wäre es ja in Ordnung ...

Was hat es, bitt'schön, mit „wissenschaftlichem Arbeiten“ zu tun, wenn man die Texte lieber so lesen möchte wie der Autor sie geschrieben hat, statt in einer auf Gefälligkeit und breiten Publikumsgeschmack getrimmten Fassung ...

Schauen wir uns ein paar Beispiele an,

bei Karl May heißt es am Ende der „Sklavenkarawane“

„Nur Hasab Murat dachte im stillen anders. Er hatte in Abu el Mot einen ihm gefährlichen Konkurrenten vernichten helfen und nahm sich vor, zwar bei dem einträglichen Geschäft zu bleiben, es aber schlauer zu betreiben als bisher und dabei mehr Menschlichkeit walten zu lassen. Die erlebten Scenen waren nicht ohne Eindruck selbst auf ihn geblieben.“

und in der Bamberger Ausgabe sowie im Ueberreuter-Taschenbuch

„Auch Hasab Murat war vom Sklavenhandel bekehrt; die erlebten Szenen waren nicht ohne Eindruck auf ihn geblieben.-“

Nscho-Tschi sagt bei Karl May in Winnetou I

»Weißt du, was eure Squaws mit den Tieren tun, die sie kochen, braten und dann essen?«
»Nun?«
»Sie ziehen ihnen die Haut bei lebendigem Leibe ab; sie ziehen ihnen auch, während sie noch leben, den Darm heraus und werfen sie in das kochende Wasser. Und weißt du, was die Medizinmänner der Weißen tun?«
»Was meinst du?«
»Sie werfen lebendige Hunde in das kochende Wasser, um zu erfahren, wie lange sie dann noch leben, und ziehen ihnen die verbrühte Haut vom Leibe. Sie schneiden ihnen die Augen, die Zungen heraus; sie öffnen ihnen die Leiber; sie quälen sie auf noch viele andere Arten, um dann Bücher darüber zu machen.«
»Das ist Vivisektion und geschieht zum Besten der Wissenschaft.«
»Wissenschaft! Klekih-petra ist auch mein Lehrer gewesen; darum weiß ich, was du mit diesem Worte meinst. Was muß euer großer, guter Geist zu einer Wissenschaft sagen, welche nichts lehren kann, ohne daß sie seine Geschöpfe zu Tode martert! Und solche Martern nehmen eure Medizinmänner in ihren Wohnungen vor, wo die Squaws doch mit wohnen und es sehen müssen! Oder hören sie nicht das Schmerzgeheul der armen Tiere? Haben eure Squaws nicht Vögel in Käfigen in ihren Zimmern? Wissen sie nicht, welche Qual dies für den Vogel ist? «

In der Bamberger Ausgabe und im Ueberreuter-Taschenbuch sagt sie das nicht.

Zu Lord Castlepool lesen wir bei Karl May im „Schatz im Silbersee“

"Die Haltung und das Gesicht des Engländers hatte sich plötzlich außerordentlich verändert. Das waren nicht die dummen Züge von vorher, und aus den Augen blitzte eine Intelligenz, eine Energie, welche den beiden andern die Worte benahm.
"Meint ihr wirklich, daß ich verrückt bin?" fuhr er fort. "Und haltet ihr mich wirklich für einen Menschen, vor welchem ihr euch gebärden könnt, als ob die Prairie nur euer Eigentum sei? Da irrt ihr euch. Bisher habt ihr mich gefragt, und ich antwortete euch. Nun aber will auch ich wissen, wen ich vor mir habe. Wie heißt ihr, und was seid ihr?"
Diese Fragen waren an den Kleinen gerichtet; er sah in die scharf forschenden Augen des Fremden, die einen ganz eigenartigen Eindruck auf ihn machten [...]
Der Engländer betrachtete sie mit einem durchdringenden Blicke, als ob er ihnen bis tief in das Herz zu sehen wünsche; dann nahmen seine Züge einen freundlichen Ausdruck an"

Bei Ueberreuter lesen wir das nicht. (In Sachen Rückbearbeitung von GW Band 36 bin ich mir im Moment nicht sicher, ob die Stelle wieder drin steht.)

Zu "Das Vermächtnis des Inka" führt das Buch "Der geschliffene Diamant" auf S. 406 aus:

"... haben die Bearbeiter versucht, Textstellen, die mit dem Ethos der Mayschen Reise- und Jugenderzählungen nicht in Einklang zu bringen waren, aufzufinden und wo möglich in eine humanere Form zu bringen."

So wird beispielsweise Leutnant Verano nicht mehr vom Vater Jaguar getötet, sondern

"findet der Ungehorsame statt dessen unmittelbar seinen Lohn durch eine Kugel der fliehenden Abipones. Angesichts dieser auf dem Fuße gefolgten Strafe zeigt sich 'Vater Jaguar' erschüttert".

Das ist brav vom Vater Jaguar, aber so hat Karl May es nicht geschrieben ...

Und solche Dinge erkennt, wenn er solche Stellen in beiden Fassungen vergleicht, ein „Blinder mit Krückstock“, ganz und gar ohne sich irgendwie „wissenschaftlich“ mit der Angelegenheit zu beschäftigen ...

Aber zurück zu den Ueberreuter-Büchern. Von der Bearbeitungsdiskussion wollen viele ja nichts mehr hören. Aber wenn der Werner Fleischer immer wieder davon anfängt ...

;-)
Werner Fleischer
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Werner Fleischer »

Ich erinnere noch einmal daran das Herr Petzel und führende Personen für eine neue Bearbeitung der Bücher sind. Recht haben sie!
Rüdiger

Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rüdiger »

(winkt ab, schließt das Fenster)
Rüdiger

Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rüdiger »

Aber diese Formulierung "führende Personen" ist schon sehr albern. Also ich kann einige davon beim besten Willen nicht ernstnehmen ...
Rene Grießbach
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Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rene Grießbach »

Rüdiger hat geschrieben:in teilweise rückbearbeiteten Fassungen
Die Bezeichnung "Rückbearbeitung" irrtiert mich seit Jahren.
Was steht in rückbearbeiteten Bänden drin? Eine Bearbeitung der bearbeiteten Werke hin in Richtung Original, das dann trotzdem nicht vorliegt, also ein Zwischending zwischen beiden?
Warum macht man sich eigentlich die Mühe einer Rückbearbeitung? Und nimmt nicht einfach die Originaltexte und setzt bzw.druckt sie (mit aktueller Orthografie) neu?
Rüdiger

Re: Ueberreuter Taschenbücher

Beitrag von Rüdiger »

Rene Grießbach hat geschrieben:
Was steht in rückbearbeiteten Bänden drin? Eine Bearbeitung der bearbeiteten Werke hin in Richtung Original, das dann trotzdem nicht vorliegt, also ein Zwischending zwischen beiden?
Ja, so kann man das sagen.
Rene Grießbach hat geschrieben:
Warum macht man sich eigentlich die Mühe einer Rückbearbeitung? Und nimmt nicht einfach die Originaltexte und setzt bzw.druckt sie (mit aktueller Orthografie) neu?
So weit will man offenbar nicht gehen. Siehe oben, Zwischending.

Der Band "Kapitän Kaiman" z.B. enthält in der aktuellen Variante wieder die Rahmenhandlung (die die Ueberreuter-Fassung nicht enthält), aber an einer Stelle haben wir es eigenwilligerweise mit Old Firehand statt Old Shatterhand zu tun. (Etwas fatal wird es dann, wenn in Band 84 in einem Erläuterungstext darauf Bezug genommen wird und dort steht, bei May tauche an der Stelle Old Firehand auf. Das tut er eben nicht.)

In Band 3 hat man etliche früher wirklich heftige Textänderungen (die sind noch im Ueberreuter-Band nachzulesen) rückgängig gemacht, aber daß Kara Ben Nemsi, tief verletzt über das Verhalten Mohammed Emins, hochemotional "Wir schießen sie augenblicklich nieder" (als Drohung) äußert, darf auch in der Neufassung noch nicht sein ...
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