Handlungen in den Büchern

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jan
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Handlungen in den Büchern

#1 Beitrag von jan »

Was Leute haltet ihr von den Handlungen in den Büchern, zum Beispiel dass Rih gestorben ist, oder das Winnetou als handelnde Person in "Winnetou III" von uns gegangen ist. Auch wenn er für eingefleischte Karl May-Fans nie wirklich gestorben ist.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#2 Beitrag von Rüdiger »

jan hat geschrieben:Was Leute haltet ihr von den Handlungen in den Büchern, zum Beispiel dass Rih gestorben ist, oder das Winnetou als handelnde Person in "Winnetou III" von uns gegangen ist.
So ist das Leben, es wird auch gestorben. Das war Karl May sehr bewußt und das hat er herüberbringen wollen. Wie es in einem (nicht May-) Film gesungen wird: " ... Du weißt Bescheid, nichts ist für die Ewigkeit" ...

jan
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Re: Handlungen in den Büchern

#3 Beitrag von jan »

Stimmt, hast schon recht.
Tut aber schon weh.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#4 Beitrag von Rüdiger »

Jaja ... freilich ...

Vielleicht geht es deshalb bei Karl May auch so oft um Indianer. Die kennen redensartlich keinen Schmerz, will sagen, haben gelernt mit ihm umzugehen ...

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#5 Beitrag von markus »

Auch traurige, schmerzvolle Empfindungen gehören zu Mays Werk und auch die hat May immer gut und plastisch beschreiben können.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#6 Beitrag von Rüdiger »

So ist es. Unter anderem "Von Bagdad nach Stambul" ist in der Hinsicht recht überzeugend geraten.

Man muß das alles ja halt auch integrieren, hingucken, sich auseinandersetzen usw., anstatt immer nur zu übertünchen, unter den Teppich kehren, überspielen usw. ... Aber das ist den meisten wohl zu unbequem. Dabei machen sie es sich mit ihrer Verdrängerei, Wegschieberei usw. letztlich schwerer als wenn sie 'hingucken' würden ...

jan
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Re: Handlungen in den Büchern

#7 Beitrag von jan »

Danke

Werner Fleischer
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Re: Handlungen in den Büchern

#8 Beitrag von Werner Fleischer »

Von Bagdas nach Stambul ist ein sehr interessantes Buch. Viel zu wenig innerhalb der Karl May Forschung ist die Tatsache untersucht worden, das Karl May nach der Pestepisode, völlig unvermutet die alten fast drei Bände nicht mehr aufgegriffenen Handlungsfäden aus dem Anfangskapitel von "Durch Wüste und Harem" aufgreift und nicht versucht seinen persischen Freund zu rächen.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#9 Beitrag von Rüdiger »

Band 3 ist ja aus Einzelerzählungen entstanden, Die Todeskarawane – In Damaskus und Baalbek – Stambul. (Und dann am Ende noch der Beginn von „Der letzte Ritt“). Die „Todeskarawane“ ist der Teil vom Beginn des Bandes bis zum Ende der Pest-Episode. Anschließend beginnt eine neue Geschichte.

Nach dem Fund der Leichen der Freunde versucht Halef im „Todeskarawane“-Teil mehrmals, Kara Ben Nemsi zur Rache anzustiften, dieser hat aber mit dem Schmerz um Benda sowie dem eigenen Überleben sozusagen genug zu tun. (Zunächst will er übrigens gar nicht überleben ...)
»Hadschi Halef Omar, ich bleibe auch hier liegen!«
»Sihdi, es ist kein Leben mehr in ihnen; sie sind todt; wir können sie nicht erwecken, aber wir können sie rächen!«
Ich antwortete nicht. Da lag sie, die ›Siegerin‹, todesbleich, mit geschlossenen Augen und halb geöffneten Lippen, als ob sie im Traume flüstern wolle. Diese prächtigen Augensterne waren für immer erloschen; diesen Lippen konnte kein warmer Ton mehr entströmen, und der kalte Stahl hatte den Puls dieses reinen Herzens zerschneiden müssen. Sie lag vor mir, eine herrliche Menschenblume, die im ersten Augenblick ihres Blühens verwelken mußte. Mir brannte der Kopf; die blutgetränkte Ebene flog im Kreise um mich herum; ich selbst schien um meine eigene Axe zu wirbeln; meine Hände, auf welche ich mich im Knieen gestützt hatte, verloren den Halt, und ich sank langsam, langsam nieder. Es war mir, als ob ich allmählich tiefer und immer tiefer sinke, in einen nebligen und dann immer schwärzer werdenden Schlund hinab. Da gab es keinen Halt, kein Ende, keinen Boden; die Tiefe war unendlich, und aus der Entfernung von Millionen von Meilen hörte ich Halef's Stimme herabdringen:
»Sihdi, o Sihdi, erwache, damit wir sie rächen können!«
Da endlich, nach langer, langer Zeit, gewahrte ich, daß ich nicht weiter sank; ich hatte einen Ort erreicht, an welchem ich fest und sicher liegen blieb, einen Ort, an dem ich von zwei starken Armen festgehalten wurde. Ich betastete diese Arme und blickte den Mann an, dem sie gehörten; dabei sah ich viele große, schwere Tropfen aus seinem Auge auf mich niederfallen. Ich wollte reden, brachte es aber nur mit großer Anstrengung fertig:
»Halef, weine nicht!«
»O Herr, ich hielt auch Dich für todt, gestorben an der Krankheit und am Schmerze. Hamdulillah; Du lebst! Raffe Dich auf! Dort sind ihre Spuren. Wir werden den Mördern folgen und sie umbringen! Ja, umbringen, bei Allah, ich schwöre es!«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich bin müde. Gib mir die Decke unter den Kopf!«
»Kannst Du nicht mehr reiten, Herr?«
»Nein.«
»Ich bitte Dich, versuche es!«
Der treue Mensch glaubte, durch den Gedanken der Rache meine Thatkraft gewaltsam aufrütteln zu müssen; es gelang ihm nicht.


Am Ende (Schlußsatz der "Todeskarawane") heißt es
Es drängte mich, so bald wie möglich die Gegend zu verlassen, wo im Angesichte dieses Trümmerreiches auch so Vieles von uns und in uns zu den Todten gebettet worden war.
(zitiert nach "Projekt Gutenberg" aus dem Internet)

IDDOC
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Re: Handlungen in den Büchern

#10 Beitrag von IDDOC »

Rüdiger hat geschrieben:Jaja ... freilich ...

Vielleicht geht es deshalb bei Karl May auch so oft um Indianer. Die kennen redensartlich keinen Schmerz, will sagen, haben gelernt mit ihm umzugehen ...
Aber nur die imaginaeren
Die echten Indianer die ich kenne jammern am meisten.Von wegen kennen keinen Schmerz.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#11 Beitrag von Rüdiger »

a.) Ich sagte ja, redensartlich ...

b.) Natürlich geht es nur um imaginäre. Geht es bei Karl May jemals um einen einzigen realen Indianer ? M.E. Nein ...

c.) Wenn man ein Volk über Jahrhunderte mit allen Mitteln kaputtmacht und dabei fast ausrottet, kann man nicht erwarten, daß sozusagen nur Vorzeigeexemplare übrigbleiben ...

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#12 Beitrag von Rüdiger »

Interessant war, zu erfahren, daß es in Deutschland die Redewendung gibt »Ein Indianer kennt keinen Schmerz!« Das ist natürlich sehr schmeichelhaft, wenn man es genau bedenkt, aber natürlich nicht wahr. Vielleicht ist diese Vorstellung entstanden, weil Bilder über die Sonnentanzzeremonie verbreitet wurden. Bei dieser Zeremonie werden Haut und Muskeln durchbohrt, um die eigene Fähigkeit unter Beweis zu stellen, sich über die physische Realität zu erheben und auf einer spirituellen Ebene zu kommunizieren.
Quelle:

http://www.ikg.rt.bw.schule.de/virkla/n ... /index.htm

(dort auch Anmerkungen in Sachen Karl May)

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#13 Beitrag von markus »

Im Film "Lawrence von Arabien" hällt Peter O'Toole ein brennendes Streichholz senkrecht und wartet bis es ganz runterbrennt ohne eine Miene zu verziehen. Als ein Soldat ihm das nachmachen will, krümmt der sich natürlich vor schmerzen. Auf die Frage, wie er das wohl schaffe, entgegnete O'Toole ihm einfach: "Der Schmerz ist zwar da, aber die Kunst besteht einfach darin, sich nichts draus zu machen.".

Werner Fleischer
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Re: Handlungen in den Büchern

#14 Beitrag von Werner Fleischer »

Ich glaube das Karl May bei der Pestepisode klar wurde entweder läßt er seinen Helden weiter durch den Orient laufen oder er nimmt die Handlungsfäden der ersten Seiten wieder auf. Hier stand er vor einer großen Entscheidung.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#15 Beitrag von Rüdiger »

Ich denke er hat eine existentielle Krise verarbeitet und sich anschließend nach dem Motto "Neues Spiel, neues Glück" (oder auch Pech ... oder eben beides ...) an "In Damaskus und Baalbek" gemacht. - Übrigens wirklich ein ganz starkes Buch, der Band 3, eines seiner besten. Habe ich jetzt beim Nachblättern wieder empfunden.

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