Handlungen in den Büchern

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Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#31 Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben:Lassen wir das
Warum ... ist doch interessant sich mit so etwas zu beschäftigen ... ich bin ja sogar beim vierbändigen "Silberlöwen" der Ansicht, daß der gar nicht so heterogen oder auch zusammengestückelt ist wie immer behauptet wird ... einerseits ja, schon, andererseits aber eben auch nicht ... das ist u.a. auch eine Art 'Gesamtschau' des Werks, wie es auch "Die Rose von Kairwan" ansatzweise darstellt ... In Silberlöwe Band III oder IV (weiß ich im Moment nicht auswendig) wird z.B. auch auf den Kammerherrn aus Band II wieder eingegangen, aber sozusagen aus ganz anderem Blickwinkel ... wie in "Von Bagdad nach Stambul" der vermeintliche Jüterbogker Barbier plötzlich in ganz anderem Lichte erscheint oder auch Albani in Band IV, in Band I war's so schön und in IV zeigt sich dann letztlich eine andere Seite der Medaille ...
markus hat geschrieben:Am Ende passte es aber so gut
Mit seinem sogenannten "symbolischen Schreiben" verhält es sich ähnlich ... er behauptete im Alter, er habe von Anfang an symbolisch geschrieben, das stimmt so sicher nicht ganz, aber lesbar ist das alles so, das stimmt schon ... Schon alles sehr interessant. Finde ich.

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#32 Beitrag von markus »

Ich komm doch gar nicht an, nur dieses "Gölgeda...dingsbums" kann sich ja keiner merken, selbst May hat es nur genommen, weil es sich toll anhört (ich glaub es ist noch nicht einmal richtig übersetzt von ihm, aber egal...). Schreiben wir doch einfach wenn wir von den verschiedenen Ausgaben sprechen, einmal Orientzyklus (B) und einmal Orientzyklus (Z). OK?

;-)

Werner Fleischer
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Re: Handlungen in den Büchern

#33 Beitrag von Werner Fleischer »

Die Senitzaepisode, in ihrem Kern älter wie das vorausgegangene Material folgt der Ursprungsepisode sehr unvermittelt. Ich vermute das Karl May ursprünglich ein anderes Konzept vor Augen hatte, aus Zeitgründen jedoch sein altes Manuskript aus der Schublade zog, es überarbeitete und Omar erst einmal für geraume Zeit in die Wüste schickte. Da er anschließend mit dem Schreiben seiner Kolportageromane beschäftigt war, behandelte er seine angefangene Reiseerzählung etwas stiefmütterlich und ließ den Protagonisten Kara Ben Nemsi von einem Abenteuer ins nächste fallen. Erst bei der Pestepisode entschied er sich m.E. dafür die liegengelassenen Handlungsfäden wieder aufzugreifen. Selbstverständlich hätte er die Option gehabt seinen Helden Kara Ben Nemsi die Mörder der persischen Familie jagen zu lassen. Dies hätte wohl aber bedeutet das die Handlung sich aus dem Osmanischen Reich hin ins persische unbekannte Land verlagert hatte. Und davor schreckte Karl May wohl zurück. Nicht zuletzt im Silberlöwen schreckt er vor Persien als Handlungsspielraum zurück und läßt die ersten beiden Bände des Silberlöwen im zweistromland spielen. Die Bände 3 und 4 spielen nicht mehr im Abenteuersegment sondern aus einer symbolischen Ebene und können hierfür außer Acht gelassen werden.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#34 Beitrag von Rüdiger »

Helmut hat geschrieben:Zu einem "richtigen" und "Vollständigem" Ende ist May ja bei "Giölgeda Padishanün" (so nenne ich das jetzt, damit der M. nicht wieder mit dem ... ankommt), wie eigentlich bei fast allen seinen Reiseerzählungen nicht gekommen.
Das Ende ist natürlich vor dem "Anhang", insofern hat es vielleicht doch eine gewisse Berechtigung, den "Anhang" nicht zum Zyklus hinzuzurechnen ... (Sonnenbrillencoolsmiley)
Helmut hat geschrieben:Meines Wissens stammt nur die "Senitza-Episode" aus einer früheren Veröffentlichung; dafür hat er seine "Leilet" Erzählung verändert eingebaut.
Die Vampyr-Episode in Band 4 "riecht" für mich nach wie vor nach einer eingearbeiteten Erzgebirgischen Dorfgeschichte aus der Schublade ... auch anderes in Band 4 übrigens, aber weniger deutlich.

Helmut
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Re: Handlungen in den Büchern

#35 Beitrag von Helmut »

In der Tat liest sich manches so, als ob er aus Zeitgründen die eine oder andere Geschichte aus der Schublade (vielleicht aber auch nur aus dem Kopf), die eigentlich woanders hingehörte, umgestrickt hinein geschrieben hat. Aber sei es, wie es sei, trotz all diesem ist der "Orientzyklus" (natürlich ohne den Anhang ;-) ) das Schönste, was ich von May gelesen habe.
Passenderweise war auch "Durch die Wüste" (die "grüne Ausgabe" von der "Bayerischen Verlagsanstalt" (das damalige "Pseudonym" des KMV, weil das zu jener mit den Rechten mit Radebeul noch nicht geklärt war)) das Buch von Karl May, das ich (vor etwa 55 Jahren) als erstes gelesen habe.

Helmut

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#36 Beitrag von Rüdiger »

Helmut hat geschrieben: Aber sei es, wie es sei, trotz all diesem ist der "Orientzyklus" [...] das Schönste, was ich von May gelesen habe.
Bis einschließlich Band III. Ab IV wird's kontinuierlich schwächer.

(Nur für Helmut:)

Um dann mit dem Anhang wieder zu großer Form aufzulaufen ...

:-)

(Das meine ich durchaus ernst. Der Witz ist der 'Running gag', daß Helmut und ich eben das seit Jahren völlig anders sehen ...)

;-)

Rene Grießbach
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Re: Handlungen in den Büchern

#37 Beitrag von Rene Grießbach »

Werner Fleischer hat geschrieben: Ich vermute das Karl May ursprünglich ein anderes Konzept vor Augen hatte, aus Zeitgründen jedoch sein altes Manuskript aus der Schublade zog, es überarbeitete und Omar erst einmal für geraume Zeit in die Wüste schickte.
Sehe ich ähnlich.
Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass das Grob-Konzept von Anfang an da war, mal unabhängig davon, ob die letztendliche Verwirklichung dem Grobkonzept vollkommen entsprach.
Schon zu Zeiten, als May die heutigen ersten Kapitel von "Durch Wüste und Harem"/"Durch die Wüste" für die Zeitschriftenausgabe aufschrieb, passte es einfach nicht zu seinem Stil, einen Mörder einfach so in die Wüste entkommen zu lassen und eine Geschichte ungeklärt zu beenden.
Die vielen eingefügten Episoden dürften mehrere Gründe haben. Z.B. (Reihenfolge willkürlich):
- die leicht nachvollziehbare Annahme, die auch May bedacht haben könnte: die entkommen in die Wüste, Kara Ben Nemsi trifft sie später wieder - ist zwischendurch nix paassiert?
- eine weitere Handlungsrichtung - die umfangreiche Kurdistanepisode ging ihm durch den Kopf - wollte er verwirklichen; um diese geschickt einzubauen, brauchte er Verbindungselemente. Diese hat er hervorragend geschaffen.
- Mit der Perser-Episode hat er sich etwas vergallopiert, musste sie etwas brachial auflösen, um zu dem Hauptfaden zurückzufinden
- Seitenfüllung wegen Honorar
- Manuskriptlieferungen für Münchmeyer brachten mehr Geld ein, daher Episoden, die "leicht aus der Feder flossen", auch um dem Drängen des Zeitschriftenverlegers, der ja wegen Manuskriptmangels zu leiden hatte, nachzukommen (v.a. siehe heutiger Band 4, "In den Schluchten des Balkan")

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#38 Beitrag von Rüdiger »

Rene Grießbach hat geschrieben: Schon zu Zeiten, als May die heutigen ersten Kapitel von "Durch Wüste und Harem"/"Durch die Wüste" für die Zeitschriftenausgabe aufschrieb, passte es einfach nicht zu seinem Stil, einen Mörder einfach so in die Wüste entkommen zu lassen und eine Geschichte ungeklärt zu beenden.
Das stimmt nun wirklich nicht. Es wimmelt in seinem Werk von laufengelassenen Übeltätern ... Ich finde auch nicht daß dann irgend etwas "ungeklärt" sei ... Ich finde diesen 'Rache'-Gedanken immer etwas albern ... auch im "wirklichen" Leben ...

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#39 Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:
Rene Grießbach hat geschrieben: Schon zu Zeiten, als May die heutigen ersten Kapitel von "Durch Wüste und Harem"/"Durch die Wüste" für die Zeitschriftenausgabe aufschrieb, passte es einfach nicht zu seinem Stil, einen Mörder einfach so in die Wüste entkommen zu lassen und eine Geschichte ungeklärt zu beenden.
Das stimmt nun wirklich nicht. Es wimmelt in seinem Werk von laufengelassenen Übeltätern ... Ich finde auch nicht daß dann irgend etwas "ungeklärt" sei ... Ich finde diesen 'Rache'-Gedanken immer etwas albern ... auch im "wirklichen" Leben ...
Das schon. Aber ich glaube Rene meinte nicht Rache, sondern daß May diesen Mord benutzte, um nach der Pestepisode den sagen wir entgültigen Handlungsfaden wieder aufzugreifen. Hätte er mit Persien weiter gemacht, wäre der Mord unaufgeklärt geblieben und alle (Karl May-) Welt hätte noch was zusätzliches zum aufregen gehabt;-). Daher glaube ich auch nicht, daß er mit dem Mord von Anfang an auch die spätere Verfolgung der Verbrecherbande um den Schut mit in Betracht zog.
Aber ich kann ja viel spinnen, die Zeitschriftenausgabe habe ich nämlich noch nicht gelesen.;-)

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#40 Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:
Helmut hat geschrieben: Aber sei es, wie es sei, trotz all diesem ist der "Orientzyklus" [...] das Schönste, was ich von May gelesen habe.
Bis einschließlich Band III. Ab IV wird's kontinuierlich schwächer.
Ich seh das genau umgekehrt. Wobei Band II noch hervorsticht, vor allem der Anfang bei den Dschesiden (der schon zum Ende von Band I beginnt), aber auch der Mittelteil in Amadijah. Am Ende bei den Nestorianern wirds schwächer, außer den Begegnungen mit Marah Durimeh.

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#41 Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben: die Zeitschriftenausgabe habe ich nämlich noch nicht gelesen.;-)
In dem Fall gibt es keine großen Unterschiede zur Buchfassung.

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#42 Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:
markus hat geschrieben: die Zeitschriftenausgabe habe ich nämlich noch nicht gelesen.;-)
In dem Fall gibt es keine großen Unterschiede zur Buchfassung.
Bis auf daß der Anhang, die Senitza-Episode und die Anrede an die Hausschatz-Leser fehlen?

Rüdiger

Re: Handlungen in den Büchern

#43 Beitrag von Rüdiger »

Es gibt schon noch ein paar Unterschiede, die ich jetzt nicht so präzise parat habe, ich erinnere mich z.B. an irgendetwas mit Blümchenkaffee, was später gestrichen wurde. Aber insgesamt ist es wenig. Im Großen und Ganzen hat er die Erzählungen schon so übernommen, wie sie im 'Hausschatz' standen.

Die Senitza-Episode stand auch schon im 'Hausschatz'. Er hat seine frühere 'Leilet'-Erzählung (die es unter verschiedenen Titeln gab, auch 'Die Rose von Kahira', 'Am Nil' u.a.) schon für den 'Hausschatz'-Text überarbeitet (Liebesgeschichte entfernt bzw. stark abgeändert usw.).

markus
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Re: Handlungen in den Büchern

#44 Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:Die Senitza-Episode stand auch schon im 'Hausschatz'. Er hat seine frühere 'Leilet'-Erzählung (die es unter verschiedenen Titeln gab, auch 'Die Rose von Kahira', 'Am Nil' u.a.) schon für den 'Hausschatz'-Text überarbeitet (Liebesgeschichte entfernt bzw. stark abgeändert usw.).
Aha...und ich dachte immer es wäre so, daß er die 'Leilet'-Erzählung erst für die Buchausgabe herangezogen hatte, bzw., ich bin davon ausgegangen.

Ich habe sie mal separat gelesen, also den Urtext (Band 72 der GW) und sie gefiel mir besser als bearbeitet für die Buchausgabe (bzw. für den Hausschatz). Genau wie bei der Erzählung"Old Firehand" (dort gab es ja ursprünglich auch noch eine Liebesgeschichte, die May dann für die spätere Buchausgabe gänzlich tilgte (ich glaube sogar schon für die erste Buchausgabe "Im fernen Westen")), die mir auch besser gefällt, als später bearbeitet in "Winnetou II".

Helmut
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Re: Handlungen in den Büchern

#45 Beitrag von Helmut »

Rüdiger hat geschrieben: ... Ich finde auch nicht daß dann irgend etwas "ungeklärt" sei ... Ich finde diesen 'Rache'-Gedanken immer etwas albern ... auch im "wirklichen" Leben ...
Dass meinte zumindest ich nicht mit "ungeklärt". Ich denke da eher an Details, wo ich mir beim Lesen immer dachte, da hat er sich aber was "ganz raffiniertes" ausgedacht, und dann ist die Lösung (mir zu) simpel, oder fehlt ganz. Im Orientzyklus ist das zum Beispiel mit den Galingrés so, oder auch mit dem gefundenen Ehering, mit den eingravierten Initialen E.P. und einem Datum, das, wenn ich mich recht erinnere, auch irgend was mit Emma zu tun hat.
Als erstes dafür fällte mir allerdings der Surehand ein, wo es auch nie eine Erklärung für die erstaunliche Ähnlichkeit Kolma Puschi - Winnetou gibt.
Wenn ich mich nach "Verbrechensaufklärung" sehne, schaue ich mir da lieber einen Tatort im Fernsehen an, anstatt Karl May zu lesen.

Helmut

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