Karl May im 3.Reich

meyvolker
Beiträge: 38
Registriert: 26. Mär 2006, 13:09

Karl May im 3.Reich

Beitrag von meyvolker »

Es soll ja im Umkreis von Klara May in der Zeit von 1933 - 1945 Bestrebungen gegeben haben, die May-Bücher (teilweise) im nationalsozalistem Sinne zu "bearbeiten". Gibt es hierzu Material? Z.B. Textpassagen alt und "neu"? Einen Artikel, eine Arbeit oder Beitrag? Es ist durchaus möglich das dies tatsächlich passiert ist - sorry: darüber hat der laienhafte Karl-May-Leser meiner Person allerdings keine Kenntnisse!
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

Über entsprechende Veränderungen in den Bänden 30, 33 und 65 der GW findet man einige Informationen in "Der geschliffene Diamant"; in der Bibliographie von Hermesmeier & Schmatz sind zu Band 33 auch einige Textänderungen aufgeführt. Die Bücher sind in den betreffenden Fassungen auch noch antiquarisch erhältlich.
BernhardT
Beiträge: 77
Registriert: 3. Jul 2006, 18:58
Wohnort: Heidenheim

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von BernhardT »

markus
Beiträge: 1764
Registriert: 20. Sep 2007, 14:22
Wohnort: Crähenfeld

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von markus »

Klara May ist den Nazis mit dem Bearbeiter Otto Eike zuvor gekommen, damit sie milde gestimmt werden, nur damit sich ein hoher Nazi zum 25. Todestag Karl Mays an dessen Grab einfindet. Da hatte sie sich aber leider verrechnet. Kein einziger von denen war gekommen. Manche Zungen behaupten auch, Klara May habe gewisse Bände bewußt ideologisch rein bearbeiten lassen, da sie mit dem Regime sympathisierte.
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

Klara war „stramm dabei“ (wie seinerzeit die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, will sagen, es war in ihrem Fall "nichts besonderes"), das ist richtig. Ich habe mal private Kopien von „Unter dem Hakenkreuz um die Welt“ lesen können, in diesen – meist recht belanglosen – Texten versucht sie teilweise auch eine Verbindung May – Nationalsozialismus herzustellen.

Die Sache mit dem Grabmal (falls Du das meinst) wird aber unterschiedlich dargestellt. Ich kenne auch die Version daß sie sich nur unter massivem Druck von außen dazu bereiterklärt hat, den Leichnam Plöhns umbetten zu lassen. Und so wird es vermutlich auch gewesen sein.

Thomas Grafenberg schrieb am 23. 2. 2005 im Stiftungs-Forum m.E. sehr richtig

„Zu Klara fehlt eigentlich immer noch eine seriöse Biografie. In vielen Sachen zwiespältig, engstirnig, aber auch großzügig. Auch ihr Verhältnis zur NSDAP sollte anders angepackt werden. In diesen Jahren gab es sehr viele Parteigäger, teilweise auch ein Muss, und dass Frau May alleine aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung Verbindungen zu den örtlichen Größen hatte, ist nicht verwunderlich. Diese NS-Größen hatten als Kinder/Jugendliche ihren Shatterhand erlebt und suchten den Kontakt zu "May".
Klara war auch nicht die geistige Leuchte, so dass zusammen mit ihrem fortgeschrittenen Alter viel Blödsinn herauskam.
Aber sie war nicht antisemitisch, sie war "May-Fan" durch und durch“
Rolf Dernen
Beiträge: 1215
Registriert: 27. Dez 2005, 23:38

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rolf Dernen »

meyvolker hat geschrieben:Es soll ja im Umkreis von Klara May in der Zeit von 1933 - 1945 Bestrebungen gegeben haben, die May-Bücher (teilweise) im nationalsozalistem Sinne zu "bearbeiten". Gibt es hierzu Material? Z.B. Textpassagen alt und "neu"? Einen Artikel, eine Arbeit oder Beitrag? Es ist durchaus möglich das dies tatsächlich passiert ist - sorry: darüber hat der laienhafte Karl-May-Leser meiner Person allerdings keine Kenntnisse!
Es genügt eigentlich die Lektüre der Bearbeitung von "Winnetous Erben" (ehemals "Winnetou IV") in der Radebeuler Ausgabe ab dem 89. bis 110. Tausend aus dem Jahr 1935. Federführend bei dieser Bearbeitung war Otto Eicke, KMV-Mitarbeiter und schlicht und ergreifend ein Nazi. Eicke stellte Mays Traum der Entwicklung zum Edelmenschen, die alle Völker gemeinsam anzustreben habe, auf den Kopf, denn plötzlich stand da: "Jede Rasse [soll] danach streben, in sich den vollkommensten, den Edelmenschen zu züchten." Züchten! Man beachte speziell diesen Ausdruck.

Wenn Du nach Literatur zu diesem Thema fragst, kann ich in erster Linie auf die "Karl-May-Bibliografie" von Wolfgang Hermesmeier und Stefan Schmatz verweisen. Da gibt es auch Gegenüberstellungen von Textpassagen alt und neu - neu im Sinne des Nazi-Regimes.

Grüße
Rolf
Blechmops
Beiträge: 53
Registriert: 7. Feb 2006, 23:17
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Blechmops »

Das Wort "Züchten" war dem Alten über alle Phasen seines Schaffens sicher nicht fremd.

Mir fehlt in diesem Zusammenhang auch der wohl für die Jugend wichtigste Band - nämlich Winnetou I.
Dort konnte das HJ-Jüngelchen nach '33 recht schnell und deutlich lesen, dass OS an einer "Mischehe" nicht interessiert war.

Hinweisen möchte ich dann auch auf den unseligen Band Halbblut. Dass der ausgerechnet vom Pax-Autoren geschrieben wurde, ist schon erwähnenswert.


@ Rolf
Hast Du Dein Foto aus Radebeul eigentlich bekommen? Herzliche Grüße!!
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

Blechmops hat geschrieben: Das Wort "Züchten" war dem Alten über alle Phasen seines Schaffens sicher nicht fremd.
Im Zusammenhang mit Rosen und Kamelen, ja ... (habe mal gegoogelt)

Aber habt Euch doch nicht so wegen eines unglücklich gewählten Wortes ... die Eicke-Bearbeitung ist insgesamt gar nicht so schlimm, wie es gern einfacherweise dargestellt wird. Ich hab’ sie mir mal näher angeguckt. Das sind vereinzelte Stellen, ja.
Blechmops hat geschrieben: Mir fehlt in diesem Zusammenhang auch der wohl für die Jugend wichtigste Band - nämlich Winnetou I.
Dort konnte das HJ-Jüngelchen nach '33 recht schnell und deutlich lesen, dass OS an einer "Mischehe" nicht interessiert war.
Das Wort Mischehe kommt bei May in Winnetou I nicht vor. Dort steht „Ich gönnte Nscho-tschi den allerbesten, edelsten roten Krieger und Häuptling; ich aber war nicht nach dem wilden Westen gekommen, um mir eine rote Squaw zu nehmen; ich hatte nicht einmal an eine weiße gedacht. Mein Lebensplan schloß, wie ich annahm, eine Verheiratung überhaupt aus.“
Blechmops hat geschrieben: Hinweisen möchte ich dann auch auf den unseligen Band Halbblut. Dass der ausgerechnet vom Pax-Autoren geschrieben wurde, ist schon erwähnenswert.
Ein Band mit dem Titel „Halbblut“ wurde vom „Pax“-Autoren nicht geschrieben ... Davon mal abgesehen gibt es aber in der Vorlage „Der schwarze Mustang“ in der Tat rassistisch anmutende Passagen. Und nicht nur dort, auch in anderen Werken. Das war halt damals so. Anschauungen wechseln wie der Wind und die Jahreszeiten. Was heute als unmöglich empfunden wird, war damals ganz normal, und umgekehrt. In hundert Jahren ist es vielleicht wieder anders und in weiteren hundert noch einmal anders ... Außerdem ist das bei Karl May nicht so eindeutig mit solchen Sachen, mal kommt er rassistisch anmutend herüber, mal für seine Zeit verblüffend fortschrittlich und aufgeschlossen, mal so, mal so, er war halt ein widersprüchlicher Mensch, wie wir alle. Nur zeigt es sich halt nicht bei allen so offensichtlich ...

Zur gelegentlich etwas bemüht / plakativ wirkenden Empörung später geborener in Sachen NS-Zeit („HJ-Jüngelchen“ ... Hm ... wer so alles vielleicht geradezu prädestiniert gewesen wäre, da fröhlich mitzutun, wollen wir mal offen lassen ... hinterher ist es einfach ... die Leut' hatten damals nicht den Kenntnisstand den wir heute haben ... jedenfalls glaube ich nicht, es mit lauter dank später Geburt verhinderten potentiellen Widerstandskämpfern zu tun zu haben ...) fällt mir übrigens immer der Satz von Henryk M. Broder ein, der sehr richtig schrieb „Dass der Widerstand gegen Hitler und die Seinen umso stärker wird, je länger das Dritte Reich im Abgrund der Geschichte ruht, ist inzwischen ebenso selbstverständlich. Denn es gilt, einen Widerstand nachzuholen, der beizeiten nicht geleistet wurde.“ Diese Anmerkung findet man so und ähnlich des öfteren bei Broder, wie ich googelnderweise gerade feststellen konnte. Und sie dürfte durchaus von einer Art galliger Ironie unterlegt gemeint sein.
markus
Beiträge: 1764
Registriert: 20. Sep 2007, 14:22
Wohnort: Crähenfeld

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von markus »

Von mir aus kann May Begriffe wie "Züchten" oder "Mischehe" geschrieben und auch so gemeint haben. Er hat da aber sicher nicht an die Nazis gedacht die da kommen werden (Er konnte ja nicht mal ahnen, daß zwei Jahre nach seinem Tod die Welt, so wie er sie kannte, für immer zusammen bricht.). Im Übrigen gab es im Kaiserreich weitaus schlimmere Sprüche und Parolen, die denen im dritten Reich oftfach in nichts nachstanden. Und ähnliche Sprüche gibts heutzutage immer noch und wieder mal, sogar von hohen Politikern wie wir alle wissen.

Dem Rüdiger muß ich mal wieder recht geben *grins*. Wer so alles heute das Nazireich verurteilt und wer so alles damals dagegen gekämpft hätte...sagenhaft. Als im letzten Jahr (glaub ich) der Film "Operation Walküre" in die Kinos kam, gab Hauptdarsteller Tom Cruise ein Interview in dem er sagte, er hätte, wenn er damals gelebt hätte, versucht Hitler zu erschießen. Erstmal ist er US-Amerikaner und die wußten damals wie heute überwiegend nicht wo Europa überhaupt liegt, geschweigedenn auf der Landkarte (auch wenn das der Herr der Buchstaben hier nicht hören will *grins*). Zum anderen dachte ich mir "...hm, du kleiner Wicht...".;-))
Blechmops
Beiträge: 53
Registriert: 7. Feb 2006, 23:17
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Blechmops »

Thema verfehlt, Herr Wick,

es ging um die Bearbeitungen nach 33 - und da mußt Du dann auch den entsprechenden Text zitieren und eben nicht Originaltext.
In GW VII war das Wort Mischehe nach 33 drin - mehr habe ich sagen wollen.

Und dass wir beide uns schon 33 im Widerstand gegen den kommenden Herrn Cruise getroffen hätten, ist auch klar.
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

Herzchen, da Du bunt durcheinander von "dem Alten", dann "in diesem Zusammenhang" vom "für die Jugend wichtigsten Band" (?!?) Winnetou I schriebst und dann auch noch von "Halbblut" vom "Pax"-Autor, konnte kein Mensch mehr erkennen was nun von wem ist bzw. was Dir jeweils davon bekannt ist, was von wem ist. Daher klärenderweise für die Allgemeinheit (da kam mein Sozialverhalten durch, das Dir immer so gut gefällt ...) der Hinweis darauf, wie es sich in Sachen Mischehe in dem erwähnten Band bei May verhält.
mehr habe ich sagen wollen.
Aha.

:-)
Und dass wir beide uns schon 33 im Widerstand gegen den kommenden Herrn Cruise getroffen hätten, ist auch klar.
Das legen sie uns jetzt dahingehend aus, daß wir etwas gegen Scientology hätten ... und stellen noch einen Zusammenhamg zu Deiner Partei her ... die machen das so, die Leut' ...

:-)
Blechmops
Beiträge: 53
Registriert: 7. Feb 2006, 23:17
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Blechmops »

Wie soll ich Dich jetzt nennen - Nierchen?

W.H. aus B. a.d. S. hat das Ganze mal eben auf Basis von Fakten beleuchtet und klargestellt - auch ein Weg.

Zu Lesen im Karl-May-Bücherforum.


In der Tat hält das "Herzchen" die Sekundärliteratur immer noch zu schnell für zitierfähig.
Weit weg vom heimischen Regale erinnerte ich mich, das gelesen zu haben, recherchierte dann nur kurz im Netz und wurde unter http://www.news.at/articles/0112/40/10900/winnetou prompt bestätigt.

"Ich bekenne meine Schuld und bereue sie. Vater und Oheim mögen mir verzeihen!"
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

Blechmops hat geschrieben:Wie soll ich Dich jetzt nennen - Nierchen?
Och nö. Das klingt so süßsauer nach Verdauung undsoweiternichtwahr. "Alles Gute meine Beste. Dein Herzle" gefiel mir besser (am 29. November 2007)

:-)

Zurück zu Karl May im "3. Reich".
markus
Beiträge: 1764
Registriert: 20. Sep 2007, 14:22
Wohnort: Crähenfeld

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von markus »

Blechmops hat eine merkwürdige Art von Humor.
Rüdiger

Re: Karl May im 3.Reich

Beitrag von Rüdiger »

... die beste die mir je in einem Forum begegnet ist ...
Antworten