Karl May soll moderner werden

Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

(räusper)

„Auskundschaften“ benutzt er auch, ja. Das hat aber nichts mit der Thematik Ersetzen eines Wortes durch ein anderes durch Dritte zu tun. (Nehmen wir doch mal freundlicherweise an, ein Autor denkt sich etwas dabei, welches Wort er jeweils benutzt, und entscheidet sich ggf. von Fall zu Fall anders, einmal für „recognoszieren“ und einmal für „auskundschaften“, je nachdem, was seines Erachtens gerade besser paßt, sachlich, atmosphärisch, sprachlich, klanglich (usw.).)

Aber bleiben wir beim m.E. interessanten Thema.

Hans Wollschläger zu Ehren könnte man vielleicht sein Vorwort zur Monographie, die Erstfassung von 1964 vorlesen in Marburg ... der vereinigten Einfaltspinselei ins Stammbuch, sozusagen. Nachzulesen derzeit offenbar leider nicht im Netz, aber vielleicht kann ja der eine oder andere in der Diogenes-Ausgabe nachgucken ...
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

"aus ein paar beiläufigen Worten des Geschäftsführers mit dem Gewicht eines Denkanstoßes wird eine konkrete Planung der KMG" schreibt Gabriele Wolff in der Mailingliste ... da fällt mir ad hoc Heiner Geißlers "da hat er vielleicht einen Blackout gehabt" ein (ist schon ein paar Jahre her ...), sowie die vermutlich allgemein bekannte Tatsache oder Ansicht, daß Geschäftsführer mit beiläufigen Äußerungen insofern etwas vorsichtig sein sollten, als man sie ja in ihrer Funktion als Geschäftsführer öffentlich wahrzunehmen pflegt ...

Aber auch dieses etwas bemüht wirkende Herunterspielen überzeugt nicht wirklich ... erst Petzel, dann Klußmeier, jetzt Grunert ... es paßt doch ein Stein auf den anderen. Im Zusammenhang mit etlichem darüber hinaus. Viele viele Mosaiksteinchen in einem Gesamtbild, glasklar erkennbar. Man müßte es schon auf den Augen haben ... (aber in dieser Hinsicht soll es um die Volksgesundheit nicht allzu gut bestellt sein ...)
Werner Fleischer
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Werner Fleischer »

In einigen Jahren werden wir hoffentlich drei Ausgaben auf dem Markt haben:

Die Grüne Reihe

Die historisch-kritische Ausgabe

Die modernisierte Ausgabe

Und jeder kann kaufen was er möchte. Was soll daran verkehrt sein - für das Überleben von Karl May im Gedächtnis der Leser
markus
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:Nehmen wir doch mal freundlicherweise an, ein Autor denkt sich etwas dabei, welches Wort er jeweils benutzt, und entscheidet sich ggf. von Fall zu Fall anders, einmal für „recognoszieren“ und einmal für „auskundschaften“, je nachdem, was seines Erachtens gerade besser paßt, sachlich, atmosphärisch, sprachlich, klanglich (usw.).
Oder wie gesagt einfach nur nach lust und laune. Wenn ich z.B. schreiben will daß mich etwas irritiert, dann schreibe ich "...es stieß bei mir auf Unverständnis.". Zu anderer Zeit kann ichs aber auch zwangloser, hemdsärmeliger sagen "Ich glaub mich knutscht ein Elch.";-))
Rüdiger hat geschrieben:... erst Petzel, dann Klußmeier, jetzt Grunert ... es paßt doch ein Stein auf den anderen. Im Zusammenhang mit etlichem darüber hinaus. Viele viele Mosaiksteinchen in einem Gesamtbild, glasklar erkennbar. Man müßte es schon auf den Augen haben ...
Die KMG sucht die "neue Mitte". Erst wird auf der Tagung am Wochenende die "Agenda 2020" beschlossen, dann wird "Winnetou IV" umbenannt in "Hartz IV" und die Rente mit 67...ne, das war ein anderer inzwischen profilloser Verein;-)).
Werner Fleischer hat geschrieben:In einigen Jahren werden wir hoffentlich drei Ausgaben auf dem Markt haben:

Die Grüne Reihe

Die historisch-kritische Ausgabe

Die modernisierte Ausgabe
Wobei mit Sicherheit die "grünen" die noch originalgetreusten sein werden (und das ist jetzt mal ganz unpolitisch)

;-)
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

Du hast da offenbar was verwechselt. Die Fehsenfeld-Reprints sind braun. (Auch das ist unpolitisch ...)

:-)
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben:Wenn ich z.B. schreiben will daß mich etwas irritiert, dann schreibe ich "...es stieß bei mir auf Unverständnis.". Zu anderer Zeit kann ichs aber auch zwangloser, hemdsärmeliger sagen "Ich glaub mich knutscht ein Elch.";-))
Gutes Beispiel. Bei Petzels und Klußmeiers Vorstößen stieß die Angelegenheit noch auf Unverständnis, heute nun denkt mancher, ihn knutsche ein Elch ... das ist nicht nur zwangloser und hemdsärmeliger, sondern beinhaltet auch eine gewisse Steigerung ...

:-)
markus
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:Du hast da offenbar was verwechselt. Die Fehsenfeld-Reprints sind braun. (Auch das ist unpolitisch ...)

:-)
Ich meinte von den drei von Herrn Fleischer aufgezählten Reihen. Teilweise ironisch im Hinblick auf die HKA, wo es bei der letzten Ausgabe "Der Ölprinz" einen kleinen Streit gab;-). Darüber konnte man sich schwarz ärgern (sehr unpolitisch;-)) ).
Bei Petzels und Klußmeiers Vorstößen stieß die Angelegenheit noch auf Unverständnis, heute nun denkt mancher, ihn knutsche ein Elch ... das ist nicht nur zwangloser und hemdsärmeliger, sondern beinhaltet auch eine gewisse Steigerung ...

:-)
Mit anderen Worten, wenn mich ein Elch knutscht, ist das die gesteigerte Form einer Irritation. Aber was wenn so ein Annäherungsversuch eines Geweihträgers bei manchen Zeitgenossen auf Verständnis trifft. Dann bin ich aber echt irritiert;-)).
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

markus hat geschrieben: Ich meinte von den drei von Herrn Fleischer aufgezählten Reihen. Teilweise ironisch im Hinblick auf die HKA, wo es bei der letzten Ausgabe "Der Ölprinz" einen kleinen Streit gab
"Seit ich den GW-Band kenne, weiß ich den der HKA zu schätzen" ...

(frei nach Walther Ilmer)

:-)
markus hat geschrieben:Mit anderen Worten, wenn mich ein Elch knutscht, ist das die gesteigerte Form einer Irritation. Aber was wenn so ein Annäherungsversuch eines Geweihträgers bei manchen Zeitgenossen auf Verständnis trifft. Dann bin ich aber echt irritiert;-)).
"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."

(Robert Gernhardt. Bis heute fand ich das nicht witzig, aber jetzt hat es was ...)

:-)
markus
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von markus »

Robert Gernhard, auch bekannt als langjähriger Gag-schreiber von Otto Waalkes;-).
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

Den fand ich auch noch nie wirklich komisch ...

Dafür aber den Hobble Frank. Da heißt es ja auch immer, das verstünde man heute nicht mehr, was der so erzählt ... jenun, da muß man sich halt ein bißchen Mühe geben ... außerdem muß man das gar nicht alles verstehen um es komisch zu finden ... man AHNT (wenn man mal was nicht versteht) den Wort- & Aberwitz, man SPÜRT ihn, das reicht manchmal schon ...

(toll wie ich das wieder gemacht habe, zum Thema zurück, was ?)

:-)
markus
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von markus »

Im Grunde sind kaum die Sprüche oder das was er sagt witzig, es ist die Art und Weise wie er es sagt, wie es rüber kommt. Es ist wahr, man spürts beim lesen.

Da gibts so einen Fahrer einer Spedition, der liefert des öfteren in unsere Firma. Der ist Sachse und wirklich ein "Original". Der sieht im Leben nicht aus wie der Hobbel-Frank, ganz andere Statur, viel umfangreicher als der Frank, der ja als klein und schmal gilt. Aber darauf kommts nicht an. Wenn dieser Fahrer (er möge mir verzeihen, er hat Humor) seinen Mund öffnet und anfängt zu sächseln, oh hobbeliger Frank, dann stehst du Leibhaftig vor mir. So und nicht anders stell ich ihn mir vor. Die andere Äußerlichkeit ist mir in dem Fall egal. Wenn er mich begrüßt mit seiner deftigen, aber liebenswürdigen natürlichen Art, das hat schon was.;-)

Der in Segeberg den "Tante Droll" spielt hatte ich auch erst für Hobbel-Frank gehalten. Denn als er anfing zu sächseln, hielt ich ihn für den Frank und war entäuscht als ers nicht wahr.
Rüdiger

Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rüdiger »

Ich stell’ ihn mir beim Lesen auch eher klein und nicht schlank vor ... selbst wenn Karl May es ausdrücklich anders angegeben haben sollte ... (weiß ich nicht auswendig) ... es kommt auf den TYP an, und der hat nicht unbedingt mit Körpergröße usw. zu tun ... (aber da hört es bei den meisten dann so ungefähr auf und die denken dann, der Kerle spinnt. Du nicht, ich weiß.)

Aber Du sollst bei diesem Thread ausnahmsweise mal beim Thema bleiben, verdimmi verdammi ...

Darf in einer modernen Bearbeitung der Hobble Frank klein und dick sein statt lang und dünn. Von mir aus gerne. Aber er darf nicht mit Bildungsgesamtplan, deutscher Didaktik und ähnlichem Unsinn kommen statt mit dem Zeugs von anno tobak, das will ich genau so haben wie es da steht ... er kann ja nichts dafür daß auch Bildungspolitiker heutzutage nicht mehr alle beisammen haben ...

:-)
Helmut
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Helmut »

Rüdiger hat geschrieben:(räusper)

Hans Wollschläger zu Ehren könnte man vielleicht sein Vorwort zur Monographie, die Erstfassung von 1964 vorlesen in Marburg ... der vereinigten Einfaltspinselei ins Stammbuch, sozusagen. Nachzulesen derzeit offenbar leider nicht im Netz, aber vielleicht kann ja der eine oder andere in der Diogenes-Ausgabe nachgucken ...
Nur ein Absatz daraus:
Ihm diesen - in den Kreisen Einsichtsfähiger vorab; auf Zeit: 'in der Geschichte' - zu verschaffen erfordert relativ rücksichtslose Trennstriche; sie richten sich am Ende gegen fast alles, was heute am Namen May diskutabel scheint. Am leichtesten dabei fiele, die bloßen Esakpaden der Warengesellschaft auszuklammern: dergleichen geht - von Heftchenhaufen über Spielzeug, Waffen, Schokolade und den Plattschall der Phono-Industrie bis hin zum Filmgefummel, das nach May sich nennt - einzig die Soziologie an, und das nun allerdings auch gleich um einiges mehr, als es bislang für angemessen erachtet wurde. Geringere Aussichten schon hätte der Glaube, es möchte sich auch hierzulande mit der Zeit herumsprechen, daß richtiger, gewichtig wichtiger eine Sache nicht dadurch wird, daß ihr die Volksmillionen applaudieren: dem Wichtigen an Karl May im Wege ist immer auch sein wüster Erfolg. Abzusagen wäre schließlich dem schiefen Versuch, die Werte der Mayschen Literatur in ein wiederum hochkünstliches, eigens geschaffenenes, kritiksicheres Gehege von 'Volksschrifttum' zu überführen: besiseite gelassen, daß dergleichen ihm pure Bärendienste leisten hieße, wäre er damit - wie alle sich so nennende 'Volksliteratur' - nur einmal mehr wiederum ein Problem der Soziologie.

und
Daß sich der Mehrheits-Jedermann darüber/daran ärgert, steht kaum zu ändern ... aber das ist zuletzt so fürchterlich wohl nicht: es könnte, vielleicht, für May wie seine künftigen Erforscher, schon ein Beweis sein? und ein Preis? ein - jedenfalls: ein Lohn, der reichlich lohnet.
Hans Wollschläger, September 1964


Dem ist auch heute nicht hinzuzufügen und nichts wegzunehmen.
Helmut
markus
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von markus »

Ich kann nur hoffen daß in so einer modernen Ausgabe nicht diese politische Korrektheit einzieht. Wer immer diese erfunden hat, er gehört guillotiniert.
Rene Grießbach
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Re: Karl May soll moderner werden

Beitrag von Rene Grießbach »

Anfang der neunziger Jahre sei das noch anders gewesen, schreiben die Zeitungen unter Berufung auf Hans Grunert hinsichtlich der Karl-May-Lektüre.

Die Frage ob und was nun wirklich gesagt wurde und was die Zeitungen draus gemacht hatten (siehe kmg-list) will ich nicht wirklich erörtern, weil das ein Dritter sowieso nicht kann (soll heißen, nur Hans Grunert und die Zeitungen könn(t)en gesicherte Auskunft geben.

Was nun aber die Angabe "Anfang der neunziger Jahre" betrifft, sei auf folgendes noch hingewiesen: Zu der Zeit war die sogenannte Wiedervereinigung Deutschlands noch nciht lange her und bekanntlich war der Zugang zur May-Literatur, trotz "May-Renaissance", in der DDR nicht allzu groß angelegt.
Folge: kurz nach der Wende deckte sich manch einer in der ehemalige DDR mit jeder Menge May-Bücher (grüne Bände) ein, was die Verkaufsstatistiken des KMV in die Höhe schnellen ließ.
Das dürfte nun wieder eine wesentliche Quelle dafür sein, wie die May-Begeisterung vor nunmehr knapp zwanzig Jahren im Unterschied zu heute gewesen ist. Mnach ein junger Leser, so um die zwanzig herum hat sich damals auch reichlich versorgt, aber auch diese (also auch ich :-) ) sind nun zwanzig Jahre älter und nicht mehr wirklich jung.
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