Karl May und der erste Weltkrieg

SirRichard
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Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von SirRichard »

Hallo zusammen!
Manchmal fallen einem ja die verrücktesten Sachen ein. Aber vielleicht kann dies auch ein gutes Gedankenspiel abgeben:
bekanntlich verstarb Karl May ja vor den verhängnisvollen Schüssen von Sarajewo und dem Ausbruch des ersten Weltkriegs.
Bedenkt man die Entwicklung des Schriftstellers (vornehmlich ja wohl aus seinem Spätwerk ersichtlich), wie hätte Karl May wohl auf den Kriegsausbruch und die Ereignisse der Folgejahre reagiert? Hätte er sich öffentlich gegen die Kriegsbegeisterung gestellt? Wäre er ein schweigender Mitläufer gewesen?
Wie gesagt: vielleicht Basis für ein Gedankenspiel... wer spielt mit?
Rüdiger

Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rüdiger »

Karl May (1903/4, am Schluss von 'Und Friede auf Erden') hat geschrieben: »Die Leiche eines aus dem Paradies Gestürzten fiel in das Licht; da dunkelte es für einen Augenblick, und dieser Augenblick ist unser Erdenleben; da herrscht nun die Verwesung der Leiche. - - - Meine Brüder, es gibt - - - Krieg!«
»Wo - wo - wo - - - wo?« rief es rundum.
»Hier - - bei uns - - im Lande unserer »Shen«! Der Bote brachte mir die Trauerkunde. Fragt nicht, weshalb, und fragt auch nicht, mit wem? Ich aber frage im Namen der Menschheit in dieses tiefe Dunkel, in diese Finsternis hinein: - - -«
Er kam nicht dazu, weiterzusprechen, denn plötzlich wurde es wieder hell, fast heller noch, als es vorher gewesen war, um uns und auch da draußen, im Freien. Die Leiche des verunglückten Dilke war, ob durch Naturkraft oder durch Menschenhand, das ließ sich jetzt nicht sagen, beseitigt worden, und sofort kehrte das Licht in die verfinsterten Körper zurück. Von neuem stand das Kreuz in weithin leuchtender Glut, und überall ertönten jubelnde Stimmen, seine Rückkehr zu begrüßen. Bei seinem Lichte sahen wir die Scharen der Menschen, welche aus dem Dorfe hinauf nach der Kapelle zogen. Das waren nicht nur die bekehrten Anhänger der Fan-Fan, sondern Hunderte und aber Hunderte mehr, die sich ihnen angeschlossen hatten.
»Noch habe ich die Frage nicht ausgesprochen, so ist schon die Antwort da!« rief Fu. »Ich hoffe, daß wir alle sie verstehen! Ziehen wir jetzt mit nach der Kapelle. Dort fließt uns die Quelle des Lichtes, das zwar verdunkelt werden, doch nie verlöschen kann!«
»Ja, steigen wir mit hinauf,« stimmte der Ho-Schang bei. »Nicht hier, sondern dort oben ist der rechte Platz, die kaiserlichen Worte zu verlesen, die ich Euch mitzuteilen habe. Sie sichern Euch die allerhöchste Gnade und allerhöchsten Schutz; das sollen Alle hören, die sich jetzt dort versammeln. Wir feiern heut den Shen-Ta-Shi, den großen Tag der »Shen«, doch reicht er über Tag und über Nacht, geht über Monden, über Sonnen hin und wird auf Erden nie und nimmer enden!«
Da faltete der alte, ehrwürdige Reverend die Hände und sprach:
»Die allerhöchste Gnade und der allerhöchste Schutz! Im Sinne unserer »Shen« also die Gnade und der Schutz des Allmächtigen und Allliebenden, bei dem es ewig Frieden gibt, selbst wenn des Krieges Ruf hier bei uns Törichten sogar am »großen Tag der Menschlichkeit« erklingt. Hinauf zu ihm, zu unserer Kapelle! Gleich ist es Mitternacht; sie soll uns betend - dankend - hoffend finden!« - - -
Auch in Syberbergs Film kommt zur Sprache, daß er den Krieg offenbar voraussieht ... ich halte das durchaus für möglich, daß er dazu in der Lage war, Dinge vorauszusehen. Nicht im platten Sinne von "Hellseherei", nein, das ist ganz nüchtern zu erklären: man nimmt Sachverhalte, Strukturen, Entwicklungen, Mechanismen usw. wahr und weiß im Voraus, wohin sie führen werden ...
Rüdiger

Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rüdiger »

wie hätte Karl May wohl auf den Kriegsausbruch und die Ereignisse der Folgejahre reagiert? Hätte er sich öffentlich gegen die Kriegsbegeisterung gestellt? Wäre er ein schweigender Mitläufer gewesen?
Schwer zu sagen ... Daß er sich 1 x, in Sachen Kriegseinsatz in China, gegen offiziell herrschende Meinung gestellt hat, heißt ja keineswegs, daß er das immer getan hätte ... (auch wenn einige gern diesem bequemen Irrtum simpel-falscher Schlußfolgerung aufsitzen mögen ...)

Sein Verhältnis zu Obrigkeit usw. war schon recht ambivalent ... Für einen 'Helden' im Sinne von Zivilcourage usw. halte ich ihn durchaus nicht ...

Hinzu kommt, daß der Schluß von "Und Friede auf Erden" m.E. deutlich macht, daß ihm bewußt war, daß, solange die Erde sich dreht, es Kriege geben wird ...
SirRichard
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von SirRichard »

Schwer zu sagen ... Daß er sich 1 x, in Sachen Kriegseinsatz in China, gegen offiziell herrschende Meinung gestellt hat, heißt ja keineswegs, daß er das immer getan hätte ... (auch wenn einige gern diesem bequemen Irrtum simpel-falscher Schlußfolgerung aufsitzen mögen ...)
Ich wusste doch, dass mich dieses Gedankenspiel weiterbringt! :-) Herzlichen Dank!
Wo/aus welcher Unterlage kann ich diese Stellungnahme Karl Mays ersehen/nachlesen? Das würde mich wirklich reizen!
Rüdiger

Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rüdiger »

Die Stellungnahme zum Kriegseinsatz in China steht am Beginn des fünften (Originalfassung !) Kapitels von "Und Friede auf Erden" und lautet
Die bisherigen Abschnitte des vorliegenden Buches sind, wenn auch in etwas anderer Fassung, bereits einmal im Druck erschienen, und zwar unter dem Titel »Et in terra pax«. [...]
Damals frug ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem großen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könne. Diese Anfrage geschah telegraphisch, weil ihm die Sache eilte. Ich zögerte nicht, ihm ebenso telegraphisch eine bejahende Antwort zu senden, denn ich hatte vor kurzem »Und Friede auf Erden« zu schreiben begonnen, hoffte, es schnell zu beenden, und kannte diesen Herrn als einen Mann, dem ich diese eine, gelegentliche Ausgabe meiner Erzählung ganz gut und gern überlassen könne. Freilich, hätte er mir mitgeteilt, daß er mit diesem Sammelwerke eine ganz besondere, ausgesprochen »abendländische« Tendenz verfolge, so wäre ihm anstatt des Ja ganz unbedingt ein kurzes Nein geworden.

Da mir nichts Gegenteiliges gesagt wurde, nahm ich als ganz selbstverständlich an, daß es sich um ein gewiß unbefangenes, rein geographisches Unternehmen handle, welches nicht von mir verlange, anstatt bisher nur für die Liebe und den Frieden, nun plötzlich für den Haß, den Krieg zu schreiben. So erzählte ich denn ganz unbesorgt, was ich zu erzählen hatte, bis mit einem Male ein Schrei des Entsetzens zu mir drang, der über mich, das literarische enfant terrible, ausgestoßen wurde. Ich hatte etwas geradezu Haarsträubendes geleistet, allerdings ganz ahnungslos: Das Werk war nämlich der »patriotischen« Verherrlichung des »Sieges« über China gewidmet, und während ganz Europa unter dem Donner der begeisterten Hipp, Hipp, Hurra und Vivat erzitterte, hatte ich mein armes, kleines, dünnes Stimmchen erhoben und voller Angst gebettelt: »Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein!« Das war lächerlich; ja, das war mehr als lächerlich, das war albern. Ich hatte mich und das ganze Buch blamiert, und mir wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern ich schloß ab, und zwar sofort, mit vollstem Rechte. Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun!
Die Bemerkung "auch wenn einige gern diesem bequemen Irrtum simpel-falscher Schlußfolgerung aufsitzen mögen" galt übrigens keineswegs Dir (beim Lachsmiley Deiner Antwort hatte ich ein wenig den Eindruck, Du könntest es vielleicht so aufgefaßt haben), sondern einer gewissen Sorte m.E. etwas blauäugiger bzw. möglicherweise "durch Liebe blind" gewordener May-Anhänger, die ihn allzugern unter so etwas ähnlichem wie "Weltfriedensonkel" einzutüten geruhen ...

;-)
SirRichard
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von SirRichard »

Tja, Missverständnisse können in so einem Forum schnell entstehen, aber ich habe den Eintrag in keiner Weise persönlich genommen - der Smiley hatte eigentlich genau die Funktion zu zeigen, dass ich Deinen Hinweis eher erheiternd wahrgenommen habe. Vielen Dank für das Quellenangabe! Faszinierend zu lesen!
Rolf Dernen
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rolf Dernen »

Rüdiger hat geschrieben: Die Bemerkung "auch wenn einige gern diesem bequemen Irrtum simpel-falscher Schlußfolgerung aufsitzen mögen" galt übrigens keineswegs Dir (beim Lachsmiley Deiner Antwort hatte ich ein wenig den Eindruck, Du könntest es vielleicht so aufgefaßt haben), sondern einer gewissen Sorte m.E. etwas blauäugiger bzw. möglicherweise "durch Liebe blind" gewordener May-Anhänger, die ihn allzugern unter so etwas ähnlichem wie "Weltfriedensonkel" einzutüten geruhen ...

;-)
Du sagst es. Jeder bastelt sich seinen Karl May so zurecht, wie er ihm paßt. Man weiß wirklich nicht, wie May, hätte er 1914 noch gelebt, im Rahmen der damaligen allgemeinen Patriotismusbesoffenheit reagiert hätte. Immerhin aber ist aus seinem Nachlaß folgendes Gedicht überliefert:

[Krieg] (im Original ohne Überschrift)
Es liegt vor mir ein weites Trümmerfeld, das sich vom Einst bis auf das Heut erstreckt:
die Klagewüste einer Schattenwelt, die selbst den Mut des Mutigsten erschreckt.
Und mitten in der Öde, blutig rot, getränkt von Krieg und Sieg, ein tiefer See;
da haust als Völkermord der Heldentod und badet sein Skelett im Menschenweh!


Grüße
Rolf
Rüdiger

Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rüdiger »

Na das ist aber schön daß Du mal wieder schreibst ... (da fällt mir ein, daß mir mal trotz Dementi mehrmalig in konsequenter Beharrlichkeit unterstellt wurde, die Formulierung "das ist aber schön" beinhalte zwangsläufig Ironie; Nein, das tut sie nicht, auch hier nicht ... (zu "auch hier nicht" fällt mir wiederum Gerhard Schröders seinerzeit in apartem Zusammenhang geäußertes "auch im Wahlkampf nicht" ein ... aber ich glaube das ist jetzt etwas übertrieben, was interessiert denn Euch, was mir einfällt ...))

Also, schön daß Du wieder da bist.

("Mann, Mensch, Kerl, Herzensfreund, wie kommt denn Ihr grad jetzt in diese Gegend"; David Lindsay zu Kara Ben Nemsi im Anhang zu "Der Schut", ich habe die Stelle sogar nachgeschlagen und eingetippt, da dieser 'Anhang' [un]sinnigerweise auf den Seiten der KMG fehlt und ich die Stelle weder ergoogeln noch kopieren konnte)

Über das Gedicht stand auch schon mal was in einem KM & C - Heft, wenn ich mich recht entsinne ... ;-)

Aber daß er noch nach 1900 den "Löwen Sachsens" oder eine Variante davon veröffentlicht hat oder hat veröffentlichen lassen wollen wir halt auch nicht vergessen ...
markus
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von markus »

Rüdiger hat geschrieben:
("Mann, Mensch, Kerl, Herzensfreund, wie kommt denn Ihr grad jetzt in diese Gegend"; David Lindsay zu Kara Ben Nemsi im Anhang zu "Der Schut", ich habe die Stelle sogar nachgeschlagen und eingetippt, da dieser 'Anhang' [un]sinnigerweise auf den Seiten der KMG fehlt und ich die Stelle weder ergoogeln noch kopieren konnte)
Vieleicht weils die Zeitschriftenfassung ist, die den Anhang noch nicht hatte.
Rüdiger

Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rüdiger »

Richtig.
Helmut
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Helmut »

Wehe und tausendmal wehe dem Volke, welches das Blut und das Leben von Hunderttausenden vergießt, um anderthalb Schock Ritter des Eisernen Kreuzes erster Klasse dekorieren zu können! Wir brauchen Männer des Geistes, Männer des Wissens und der Kunst. Die wachsen aber nicht bei Wagram oder Waterloo!
Aus einem Brief von Karl May an Sascha Schneider im Jahr 1906.


Helmut
BernhardT
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von BernhardT »

Hallo Rolf,
Man weiß wirklich nicht, wie May, hätte er 1914 noch gelebt, im Rahmen der damaligen allgemeinen Patriotismusbesoffenheit reagiert hätte.
Also wenn du dir die Unterlagen zu Karl Mays letztem Vortrag vom 22.03.1912 in Wien ansiehst "Empor ins Reich der Edelmenschen" und seine Korrespondenzen und die Aufzeichungen über seine Begegnungen mit Bertha von Suttner (die erste Friedensnobelpreisträgerin - und das ist sie berechtigterweise) liest, dann bleibt für mich kein Zweifel, wie er reagiert hätte. Karl May suchte sich in jener Zeit sehr kritisch und eklektisch die Elemente aus den Religionen und Philosophien zusammen, die in sein Weltbild passten. Da finden sich in der Sekundärliteratur zahlreiche Beweise. Und dort, wo man ihn hören wollte, traute er sich das zu sagen. Um es salopp zu sagen: Er war im Alter mehr oder weniger auf dem großen "Friedenstripp" - und das ohne sonstige Drogen.

Mein von mir "zusammengebastelter Karl May" wäre damals mit seinen Meinungsäußerungen mit Sicherheit an vielen Stellen - nicht nur bei der politischen Obrigkeit - angeeckt. Mehr Zivilcourage hätte er für mich nicht gebraucht. Ich bin vielmehr überzeugt, dass er als realitätsfremder Spinner behandelt worden wäre, den man nicht ernst nehmen muss und entweder entsprechend angefeindet oder ignoriert worden wäre. Seine (Prozess-)Gegner wie z.B. Lebius und Cardauns und wie sie alle heißen, hätten wieder einen Grund mehr gefunden, über Karl May zu hetzen.

(Betroffen habe ich gerade von dem Zugunglück der Lößnitzgrundbahn bei Radebeul während deren 125-Jahr-Feier gehört.)

Grüße von
Bernhard
Suedlohner
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Suedlohner »

In diesem Zusammenhang interessant ist eine Äußerung Hermann Hesses aus dem Jahr 1919:
Man lernt immer noch Neues kennen. Kürzlich las ich zum erstenmal zwei Bücher eines Autors, der seit Jahrzehnten vielleicht der gelesenste in Deutschland ist und den ich noch nicht kannte. Es ist Karl May. Von Leuten, die etwas verstehen, war mir immer gesagt worden, er sei ein ganz übler Macher und Schmierer. Es gab einmal eine Art Kampf um ihn. Nun, ich kenne ihn jetzt, und empfehle seine Bücher den Onkeln von Herzen, die der Jugend Bücher schenken wollen. Sie sind phantastisch, unentwegt und hanebüchen, von einer gesunden, prächtigen Struktur, etwas völlig Frisches und Naives, trotz aller flotten Technik. Wie muß er auf die Jungen wirken! Hätte er doch den Krieg noch erlebt und wäre Pazifist gewesen! Kein Sechzehnjähriger wäre mehr eingerückt.
Hermann Hesse: Gesammelte Werke. Band 12, Schriften zur Literatur II. Eine Literaturgeschichte in Rezensionen.und Aufsätzen. Hrsg. v. Volker Michels. Frankfurt am Main 1970, S. 356f.
Rene Grießbach
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von Rene Grießbach »

In diesem ganzen Zusammenhang dürfte auch eine weitere Auffälligkeit im Lebenswerk Karl Mays zu beachten sein:

Nach der Orientreise wendete sich KM nicht nur von seiner bisherigen zur symbolischen Schreibweise, ums mal extrem verkürzt zu sagen, sondern es gibt hier auch noch eine andere Auffälligkeit.
Bis zum Buch "Weihnacht" war salopp gesagt jeder zweite Held ein Deutscher, überall war auch ein ausgesprochener Stolz des Schriftstellers auf seine Nation spür- und herauslesbar. (In "Am Jenseits" wäre es eh unpassend gewesen, deshalb geht es hier auszuklammern) Und immer wieder der Hinweis, wie friedliebend und freundlich gegen andere Nationen die Deutschen im allgemeinen doch seien.

In den Büchern nach der Reise gibt es diese Erscheinung nicht mehr, obwohl sich gerade "Friede auf Erden" dazu angeboten hätte. Die deutsche Helden sucht man ab jetzt vergebens (wenn man sie überhaupt sucht).
Es ist nicht wirklich auffällig, dass diese "Wandlung" mit dem internationalen imperialistischen Einfall der Westmächte und Japans in China, unter nicht ruhmvoller deutscher Beteiligung, etwa zur reisezeit Mays, einher geht. Der vielbeschworene Friedenswille auch Deutschlands war spätestens jetzt nicht mehr haltbar.
Das dürfte auch der Hintergrund sein für dieses Merkmal in seinen späten Werken.
markus
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Re: Karl May und der erste Weltkrieg

Beitrag von markus »

Interessanter noch als der 1. Weltkrieg wäre zu wissen was er im dritten Reich gemacht hätte oder zu DDR-Zeiten. Vieleicht zur aktuellen Finanzkriese, was hätte er dazu gesagt? Vieleicht ein Buch geschrieben?
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