Tharandt

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Marlies
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Tharandt

#1 Beitrag von Marlies »

Der Inka hat Tharandt besucht und ist Jäger geworden, in welchem Berufe ihn der nun uralte Anciano noch immer rüstig unterstützt.
[Karl Mays Werke: Das Vermächtnis des Inka. Karl Mays Werke, S. 39830
(vgl. KMW-III.5, S. 553)
http://www.digitale-bibliothek.de/band77.htm ]

Tharandt is Germany's oldest academy of forestry - so sagt Wikipedia. Alle anderen Stellen geben mir über 'Forstwirtschaft' (etc) Auskunft (online). Werden in Tharandt auch Jäger ausgebildet? Das eine ist Förster - zu tun mit Bäumen, das andere ist Jäger und hat zu tun mit Tieren. Oder sind beides ein und dasselbe? Or interchangeable?

Auch lese ich den Satz im 'Inca' so dass der Haukaropora mit seimen alten Anciano in Deutschland blieb ... (?)

(Nebenbei-Hier ist eine interessante Schrift über den Einfluss deutscher 'Forstwirtschaft' auf Amerikanische Wälder - da ist Tharandt erwähnt [was man so alles findet beim Übersetzen ...]. http://www.gmbookchest.com/pdf/Forestry_Politics.pdf - [only in English and only for peripheral interests].)

(Disclaimer: schon jetzet tausend und eine Entschuldigung falls mein Schriftdeutsch miserabel, mein Denglish zudringlich und das English too frequent ist - s'Schwiizertütsch goht Gottseidank ganz priima und s'Wichtigschte isch dass em Karli sini Büecher uf Änglisch tip-top usechömed!)
<wink smilie>

~~~~

@ Hermesmeier only: would 'hunter' or 'gamekeeper' be more appropriate? 'Hunter' has a slightly different connotation in English - it hasn't the same 'flavour', or implied background of education and of 'preservation' but a lean towards 'sport' (the larger the game the larger the trophy ... etc). It is an unusual combination, a Peruvian as a hunter in German forests (tho May used that recipe on other occasions as well - Ölprinz for example). Gamekeeper would probably more accurately convey the European meaning of 'Hunter' - even for the mid- late-1800s. What's your opinion?
If I simply write: "The Inca attended Tharandt und became a hunter." it will mean absolutely nothing in English, unless the reader is familiar with 'Forstwirtschaft' in Germany - and even then, it has to do with 'tree' management, not 'hunting'.

Rüdiger

Re: Tharandt

#2 Beitrag von Rüdiger »

"Erbförster Friedrich Wilhelm Utsch (1732-1795) war der Jäger aus Kurpfalz"

(ergoogelt)

(In Sachen weiterführende, längere Abhandlungen verweise ich auf zukünftige Jahrbücher im neuen Outfit. Mir genügt 1 Satz)

;-)

markus
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Re: Tharandt

#3 Beitrag von markus »

Der Förster ist nicht nur für die Bäume zuständig, sondern für den gesamten Forstbestand in seinem Revier, incl. Tiere. Im übrigen hat er heute auch viel Bürokram zu erledigen, sodaß er das romantische Bild vom Förster, der den lieben langen Tag durch Wald und Flur streift, auf dem Hochstand mit dem Glas das Wild beobachtet, nicht mehr so oft erfüllen kann.
Der Jäger ist natürlich hauptsächlich für die Tiere da, d.h. er jagd sie wie seine Berufsbezeichnung schon sagt, um die Proportionen einiger Bestände in Grenzen zu halten.

Schwiizerdütsch kann ich besser verstehen als so manches Hochdeutsch (nicht speziell dein Hochdeutsch, sondern im allgemeinen), obwohl ich Rheinländer bin, und ich erfreue mich immer daran wenn bei May einer im Dialekt spricht, egal ob sächsisch oder Mays bairisch;-))

Helmut
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Re: Tharandt

#4 Beitrag von Helmut »

Um auf Dein Anliegen, liebe Marlies zurückzukommen, der "Förster" ist etwas umfassenderes als der "Jäger". Man könnte fast sagen, er ist der Vorgesetzte, und zuständig für "Hege und Pflege" des Waldes und der Forsten, wie auch für die Tiere, die es dort gibt.
Ein Jäger, hingegen hat nur die (eingeschränkte) Zuständigkeit für die "Tierwelt".
Welche englischen Worte (für Deine Übersetzung) es dafür gibt, kann ich leider nicht sagen.
(Und was das mit Karl-May-Jahrbüchern in altem oder neuen Outfit zu tun hat, kann ich auch nicht sagen ;-) )

Helmut
(Ich sehe gerade, dass ich i.w. den Markus wiederholt habe, aber das macht ja auch nichts.)

markus
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Re: Tharandt

#5 Beitrag von markus »

Es macht wirklich nichts, im Gegenteil. Aber so richtig wiederholt hast du mich auch nicht, du hast das gleiche mit deinen Worten gesagt, so wie du die Dinge siehst. Ich finde das klasse, sollte öfters so sein, könnt ich fast stundenlang lesen was andere zu einem Thema schreiben, aber ich glaube das würde für viele schnell zu langweilig und ermüdend werden, leider:-(.

Hermesmeier

Re: Tharandt

#6 Beitrag von Hermesmeier »

would 'hunter' or 'gamekeeper' be more appropriate? 'Hunter' has a slightly different connotation in English - it hasn't the same 'flavour', or implied background of education and of 'preservation' but a lean towards 'sport' (the larger the game the larger the trophy ... etc). It is an unusual combination, a Peruvian as a hunter in German forests (tho May used that recipe on other occasions as well - Ölprinz for example). Gamekeeper would probably more accurately convey the European meaning of 'Hunter' - even for the mid- late-1800s. What's your opinion?
If I simply write: "The Inca attended Tharandt und became a hunter." it will mean absolutely nothing in English, unless the reader is familiar with 'Forstwirtschaft' in Germany - and even then, it has to do with 'tree' management, not 'hunting'.
I think there is no ideal translation, because
- Karl May himself didn't use an appropriate term
- maybe in the English speaking countries there is no job that accurately matches the German job description.

"Förster" - the accurate term - is a job that is taught on certain schools as described by the other users before. A "Förster" is responsible for a certain area of woods (his "Revier") and every life in it (animal or plant), to defeat for example insect infestations that could be a danger to the trees, to shoot ill animals or those who are too many, to fight against rabies (canine madness) and other plagues. He is in all respects the CEO of the woods, who decides when to lumber and where, when and where to plant new trees and which variety, whether the public is allowed to enter or not etc. etc.
I'm not sure whether Karl May really was aware of what he did, when he used the more colloquial word "Jäger" instead of "Förster". Given the above choice between the two possibilities "hunter" and "gamekeeper" I would decide "gamekeeper" is matching better. But it is not ideal. In German it would be a "Wildhüter". You cannot find "Wildhüter" in Germany. You find them in Africa. On the other hand I guess that there are no "Förster" in Australia (or South America), and perhaps "gamekeeper" is understood by the readers more easlily.

Let's assume that there could be more choices to translate it more correctly. I don't know whether it really fits exactly. But what about 'ranger'?

It is - that must be made clear - a little absurd, that you can learn on a German "Forst Akademie" to deal with animal life on other continents.

Marlies
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Re: Tharandt

#7 Beitrag von Marlies »

@ Markus (Schriftdeutsch ist kein Hochdeutsch, sondern das schriftlich ans Hochdeutsche angepasste Schweizerdeutsch für uns Schweizer ... scheusslich - sowieso meins [da hab ich mir nie Illusionen gemacht - und dann erscht nochch das geschprochchene] - es ist so irgendwie ein Hochchgedeutschtes Schwizertütsch) Schweizer gehen mittlerweile auf Alemannisch/Schwizerdütsch zurück speziell beim email - Renaissance?

Zum Jäger-Förster ...

@ alle

Ein halber Satz und soviel zum Einklang zu bringen und das ganz am Ende des Schinken (Inca war nicht gerade dünn mit 504 Seiten). Gut dass es auf 2 Sprachen geht - da ist tatsächlich eine Art 'Bruch' oder vielleicht ein 'aneinander vorbeigehen' wie die 'Berufe' verstanden werden und ausgeführt werden in verschiedenen Ländern.

Soweit bin ich jetzt:

Hunter - killing animals - not much to do with 'preservation or forest management' - not from a forest management academy like Tharandt (wurden in Tharandt Jäger also solche ausgebilded OHNE Förster sein zu müssen? Die Antwort ist wohl 'nein'.)

Huntsman - nearly the same as above, more 'gentleman' like, maybe belonging to a society or club, the dog handler in a fox hunt (mehr Britisch?)

Gamekeeper - ein Angestellter der fuer den Tierbestand eines Gross-Landbesitzes verantwortlich ist, fuer die Erhaltung eines gesunden Bestandes und für das organisierten von 'Jagden' - Scotland ? USA ?

Wildhüter - wohl Afrika (?), das gleiche wie 'gamekeeper' nur auf grösserer Afrika scale.

Ranger - hat die Funktion für den Wildbestand zu sorgen, ist eine art 'Polizei' - USA / Australia - limited knowledge on forestry practices

Forest Ranger - ditto - but with focus on 'forests' methinks

Forester - ! - given the explanation that a Förster must also know how to be a 'Jäger', I think that 'Forester' would be the most likely term and, assuming May made a small blunder there (yes, I agree, although it isn't completely wrong if a forester must also be a hunter), would incorporate both a degree from Tharandt and knowing how to be a 'Jäger' as well as having a 'policing' function.

Nach dem Auswerten von allem - auch emails von USA, schauts aus als ob 'Forester' der beste Ausdruck wäre. Mit einer kleinen Erklärung was 'Tharandt' ist und wie die Ausdrücke sich differenzieren voneinander, sollte Inka nun abgeschlossen sein. Schlussendlich muss ich mich auf einen Ausdruck festlegen; und als 'Schlusspunkt' eines, von mir aus gesehen, doch wichtigen Werkes, sollte das 'statement' eine gewisse Echtheit haben wenn schon eine so gewichtige Akademie genannt wird ...


... nun kommt das Formattieren ...

~~~

Apparently, Tharandt was the very first academy for forestry management and German immigrants took that 'knowledge' with them - even Asian forestry specialists refer back to Tharandt.
Karl May again and again somehow manages to refer to how German immigrants took 'German science and knowledge' with them 'out into the world' - even if it is by proxy and in reverse - an Inca attending the academy - doch eigentlich eine schöne Verbindung.

PS - I think Haukaropora stayed in Germany and that he was a forester in a German forest ... that's how I read it ... there was nothing to go back to in South America - the Inca had suffered 'the loss of a great treasure, which was irreplaceable' - their culture itself - Haukaropora and Anciano were just as at home in Germany as anywhere else - they had no 'home' to speak of.

Hermesmeier

Re: Tharandt

#8 Beitrag von Hermesmeier »

'Hunting' seems to me something that does not need to be studied, especially by members of native tribes an peoples. Would anybody send the Australian Aboriginals to study 'hunting', or the North American Indians? It seems quite absurd. At least to me. But maybe my view is just too much limited. Nevertheless I've got the impression that - what Karl May tells us here - is one aspect of the trauma "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen". But I never read about the history of Tharand and it's acadamey. So maybe I just missed some important pieces of information and am so far overinterpreting the phrase. There is no need to believe everything that's leaving my keyboard ;-)

BTW: Everything I know about Scottish gamekeepers is written by J. K. Rowling. Maybe "Harry Potter" is not that trustworthy as a source of information. But as far as I remember it, Hagrid cares very much for animals, but not at all for plants and trees.

Marlies
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Re: Tharandt

#9 Beitrag von Marlies »

Long live Harry Potter ;-) Hagrid was okay ...

Yes - precisely - that's why I won't use 'hunter'. Tho 'Jäger' means something different (to me, as a European) - it's a European tradition with preservation function and in connection with Tharandt (about which I have made myself a bit smart in the meantime) is definitely connected with 'forester'. A European forester has, therefore, a dual-function - like you explained first - looking after plants as well as animals.

Indeed, native people are 'hunting specialists' - or they die. Karl May 'had to' portray such German nationalism, in order to sell his books - no? He got in the shits later in life for deviating from that line in 'China', didn't he? (Mind you - I haven't read that one yet).

Rehkitz
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Re: Tharandt

#10 Beitrag von Rehkitz »


Marlies
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Re: Tharandt

#11 Beitrag von Marlies »

@ Rehkitz - thanks
Toller Artikel - was mich besonders beeindruckt an der 'Tharandt' Geschichte ist der Begriff 'ewiger Wald'. Ich wünschte nur dass diejenigen welche fuer die 'wholesale destruction' unserer Tasmanischen Wälder verantwortlich sind (d.h. die Verwüstung auf dem Gewissen haben) zwangsweise auf Tharandt Busse thun, d.h. da eingeschlossen werden könnten bis sie sich eines besseren besinnen. (Ich weiss, ich weiss ... ich hör auf zu predigen - die mit der Axt wissen alles besser - was weiss denn ich von Wäldern, ich bin nur darin aufgewachsen.)

Rüdiger

Re: Tharandt

#12 Beitrag von Rüdiger »

Im "Oelprinzen", den ich in der stellenweise leicht bearbeiteten HKA-Fassung gerade lese, geht es in einer Passage des ersten Kapitels auch mehrmals und einigermaßen ausführlich um Tharandt.

Wolf, der Heimberger Förster, hat einen kinderlosen Bruder in Amerika, welcher vielen, vielen Wald, große Herden und ich glaube gar auch Silbergruben besitzt. Dieser Bruder hat ihn gebeten, ihm seinen Sohn hinüberzuschicken, den er zu seinem Nachfolger und Universalerben machen will, wenn er ihm gefällt. Der Förster fragte seinen Sohn, welcher sich auf der Tharandter Forstakademie befand, und dieser hatte sogleich Lust, dem Rufe zu folgen, nachdem er sein Examen bestanden haben würde
[...]
Der Knabe rechtfertigte die Empfehlungen Old Shatterhands; seine Zensuren lauteten ohne Ausnahme auf >Eins<, und als er von dort nach Tharandt ging, gestanden sich seine Lehrer, daß dieser rote Schüler von keinem der bisherigen weißen übertroffen worden sei.
[...]
Warum hat der letztere denn eigentlich gerade Tharandt besuchen müssen?«

»Der großen Wälder wegen, welche sein Stamm besitzt. Er soll als späterer Häuptling die nötigen Kenntnisse besitzen, die Reichtümer, welche in diesen Forsten stecken, nicht nur zu erhalten, sondern womöglich noch zu vermehren. Man weiß, daß die Vereinigten Staaten sich durch die schlechteste Forstwirtschaft auszeichnen; vor den daraus folgenden großen Schäden soll Schi-So einst seinen Stamm bewahren.


Ich hielt die Stelle im "Inka" ja zunächst für eine Art Schnaps-Idee Mays, aber für dieses Thema scheint er sich offensichtlich tatsächlich interessiert zu haben.

Marlies
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Re: Tharandt

#13 Beitrag von Marlies »

Siehe Winnetou III - The Railtroublers, Yellowstone Park! Er war ganz sicher ein 'Conservationist'.

Schi-So und Haukaropora waren eine Anlehnung an:

According to Eckehard Koch, 2003, Count Paul von Wuerttemberg invited real-life Jean Baptiste, born in 1805, to Germany in 1824, where he studied art and languages before he returned to the Wild West and became a successful trapper and fur trader.

Baron Paul von Wuerttemberg holte Jean Baptiste (the half-breed son of Shoshone woman Sacagawea, Fuehrer von der Lewis & Clark Expedition) nach Deutschland und gab ihm eine Ausbildung in Kunst und Sprachen. Danach kehrte Pompy (Jean Baptiste) in den Wilden Westen zurueck und bekam ein erfolgreicher Fallensteller (Jaeger?) und Pelzhaendler.

Das bitzeli muesch jetzet scho nüme übersetzt ha von STS.

Effendi
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Re: Tharandt

#14 Beitrag von Effendi »

In Tharandt werden übrigens nicht nur Forstwirtschaftler ausgebildet aber keine Jäger.

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fak ... nschaften/

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