Stephen Moody - Welchen namen noch

GP
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Re: Stephen Moody - Welchen namen noch

Beitrag von GP »

HGS hat geschrieben:Hallo!!!

Im Karl May Lexikon (online Version) such ich verzweifelt Stephen Moody. Unter welchem Namen jkann ich ihn dort finden? Nicht einmal unter "Spürauge" ist er zu finden!

Wer kann mir helfen?

Aber es stimmt schon, es ist mehr als ärgerlich. Jahrzehntelang war auch mir Fred Walker völlig fremd, den kenne ich erst seit fünf Jahren, und ein so "maytypischer", weil in Dutzenden Hörspielen so verwendeter Name wie Moody fällt hinten völlig runter.

Gut, dass wir jetzt das Wiki haben.
Königsberg
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Registriert: 7. Jan 2006, 16:38

Beitrag von Königsberg »

Rüdiger hat geschrieben:Es geht doch ums Prinzip. May statt Meier, Müller oder Schulze, Kandolf, Patsch, Eicke, Beissel oder wem auch immer.
Hier hätte Rüdiger noch einen namhaften und besonders rührigen Bearbeiter, Hans Wollschläger, nennen können. In Wollschlägers Arbeitsweise gibt uns Lothar Schmid mit dem Abdruck einer Korrekturseite zu Band 74 GW "Der verlorene Sohn" einen anschaulichen Einblick (in:Der geschliffene Diamant, Seite 44/45). Wollschläger streicht an dieser Stelle über die Hälfte des Originaltextes und schreibt eigenen Text hinzu, der seit 1985 vom Karl-May-Verlag in bislang 80 000 Exemplaren gedruckt wurde.
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

… und auch in der aktuell auf dem Markt befindlichen Ausgabe von „Winnetou I“ findet man jede Menge Formulierungen von Wollschläger, statt von Karl May. So sehr ich Wollschläger schätze, wenn ich Karl May lese, möchte ich Karl Mays Formulierungen lesen, auch wenn sie gelegentlich unbeholfen oder sonst etwas sein mögen.
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

Königsberg hat geschrieben:Hier hätte Rüdiger noch einen namhaften und besonders rührigen Bearbeiter, Hans Wollschläger, nennen können. In Wollschlägers Arbeitsweise gibt uns Lothar Schmid mit dem Abdruck einer Korrekturseite zu Band 74 GW "Der verlorene Sohn" einen anschaulichen Einblick (in:Der geschliffene Diamant, Seite 44/45). Wollschläger streicht an dieser Stelle über die Hälfte des Originaltextes und schreibt eigenen Text hinzu, der seit 1985 vom Karl-May-Verlag in bislang 80 000 Exemplaren gedruckt wurde.
So wischiwaschi darf man mit dem Problem denn doch nicht umgehen. Zunächst ist der Text, den Wollschläger durch Streichungen und Hinzufügungen malträtierte, gar nicht mehr echter May-Text, wie jeder leicht feststellen kann, der die korrespondierenden Stellen in den zeitgenössischen Textfassungen aufsucht, etwa:
- HKA, VI, S. 2707-2709
- Olms-Reprint V, S. 2037-2039
- Fischer-Ausgabe V, S. 197-199

Und dann wiederum stellt man fest, dass es auch gar nicht die Wollschläger-Bearbeitung ist, die da abgedruckt wurde (GW74, S. 398). Vor und nach ihm gab es weitere Köche, die den Brei rührten, und sie sind im "Diamanten" auch erwähnt (S. 467/68): Dr. Christoph F. Lorenz, Franz Kandolf, Ekkehard Bartsch, Hans-Robert Hamecher, Hartmut Kühne, Erich Mörth und Prof. Dr. Heinz Stolte.

Dass Karl Mays Werk und Wollschlägers Beitrag eine schillernde Kombination darstellen und daher vorn mit Faksimile besonders hervorgehoben wurden, wird nicht verwundern. Deutlicher lässt sich das Glaubwürdigkeitsproblem der Bearbeitungsgegner eben nicht darstellen, wenn sie selbst bearbeitet haben. Hierzu eignet sich der Name Wollschläger ganz vorzüglich. Aber man darf ihm halt die Schuld auch nicht allein aufbürden.
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Es dürfte allerdings durchaus ein qualitativer Unterschied sein, ob ein Wollschläger mit Sinn für Sprache und hellem Verstand einen Text bearbeitet, oder irgendein Biedermann, der es vielleicht gut meint, aber völlig überfordert ist. Manchmal hat man ja wirklich den Eindruck, da sind zum Teil Deppen am Werk gewesen („Unser Abschied war kurz“ statt „In Beziehung auf unseren Abschied fasse ich mich kurz“, „vom Alter gebeugt“ statt „nicht ungebeugt von diesem Alter“ u.v.a.m. Beide Stellen hat man übrigens mittlerweile gottlob aus dem Verkehr gezogen. Nicht aus dem Verkehr gezogen hat man bis heute z.B. „der empfand sicher eine Art Ehrerbietung“ statt „… der empfand ganz sicher jenes Gefühl, welches, wenn es seinen stärksten Grad erreicht, die Eigenthümlichkeit besitzt, eiskalt den Rücken hinab zu laufen“, u.v.a.m.)

Und weil wir mit dem letzten Beispiel gerade bei Band 47 sind, da stehen unter anderem folgende Sätze immer noch drin, keiner davon ist von Karl May:

„ein neuer Geist des Mutes und der Zuversicht wogte durch Deutschlands Gaue“

„Nur die Geschöpfe der Franzosen rissen ihren Mund weit auf, die wackeren deutschen Männer aber sprachen still“

„nun wallte es auf in den Herzen hochgemuter Deutscher, die Zuversicht eines neuen Frühlings zog durch die Seelen, und besonders am Rhein, am herrlichsten Strom des Vaterlandes, klangen die Becher, und die Lieder der Dichter jubelten, dass nun bald der Franzmann die deutschen Gaue verlassen müsste“

„die Tücke des französischen Gecken heimzuzahlen“

„Diese Zuversicht des stolzen und tapferen Herzens war es, die auch die Französlinge erbleichen machte“

(Also all das hätte Wollschläger mit Sicherheit nicht geschrieben !)

Und man mag sich fragen, warum der "Geschliffene Diamant" diese ganzen literarisch ambitionierten Herrschaften auch noch ausführlich (und gleichsam wie trotzig oder auch noch stolz darauf) vorstellt, da wäre etwas mehr schamhafte Zurückhaltung m.E. durchaus angebracht gewesen.

Es gibt noch viel zu tun.

;-)
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

Lieber Rüdiger!

Du hättest nur dann Recht, wenn Deine Meinung zum Thema Bearbeitungen die einzig erlaubte wäre. Tatsächlich ist es aber so, dass die Bearbeitungsgegner sich seit spätestens 1969 vehement zu Wort melden um _ihre_ Meinung darzulegen. Nun hat der KMV nach jahrzehntelangem Schweigen sich hierzu auch gemeldet und natürlich _seine_ Ansicht kundgetan. Wieso sollte er das schamhaft tun? Man hat dort einfach nur eine andere Ansicht als Du. Versuch damit zu leben.

Und dann gibt es auch noch zahlreichen Zwischenpositionen mittendrin in der erlaubten Meinungsvielfalt. Die Welt ist grau, nicht schwarz und weiß.
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

> wenn Deine Meinung zum Thema Bearbeitungen die einzig erlaubte wäre.

Um Himmels Willen !

> Wieso sollte er das schamhaft tun?

Lies einfach noch mal die Zitate.

> Man hat dort einfach nur eine andere Ansicht als Du. Versuch damit zu leben.

Kein Problem. Nur kann ich mir irgendwie nicht recht vorstellen, dass man immer noch zu den zuletzt genannten Zitaten aus Band 47 steht. Daß die da immer noch drinstehen, dürfte eher mit, sagen wir, Unachtsamkeit zu tun haben.

> grau, nicht schwarz und weiß.

Hoffentlich nicht einheitlich. Ich würde sagen: schwarz, grau und weiß. Und noch unendlich viel dazwischen.

;-)
Rehkitz
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Registriert: 4. Jan 2006, 15:10

Beitrag von Rehkitz »

> Die Welt ist grau, ...

Bunt, Herr Hermesmeier, bunt.

Hab ich mir jedenfalls sagen lassen...
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

Lieber Rüdiger!
> Wieso sollte er das schamhaft tun?
Lies einfach noch mal die Zitate.
Habe ich gelesen. Man wird nicht gänzlich falsch liegen, wenn man darin anti-französische Äußerungen sieht, die übrigens aus dem Jahr 1927 stammen. So what? Ich könnte Dir ganz aktuell ein paar anti-amerikanische Äußerungen hierher setzen, für die ich mich auch nicht den geringsten Deut schämen würde, und werde mich dafür auch nicht in 80 Jahren entschuldigen.
Ein bisschen historischen Denken darf ruhig mal erlaubt sein, und soll sich da gar nicht auf die unseligen Zeiten von 1939 bis 1945 beschränken.
> Man hat dort einfach nur eine andere Ansicht als Du. Versuch damit zu leben.

Kein Problem. Nur kann ich mir irgendwie nicht recht vorstellen, dass man immer noch zu den zuletzt genannten Zitaten aus Band 47 steht.
Du verlangst doch auch, dass man zu den noch viel älteren Texten von Karl May steht. Und was man bei ihm über Armenier und Juden lesen darf, ist auch nicht etwas, wozu man aus heutiger Sicht stehen kann.

[/quote]> grau, nicht schwarz und weiß.

Hoffentlich nicht einheitlich. Ich würde sagen: schwarz, grau und weiß. Und noch unendlich viel dazwischen.[/quote]
Ähh. Genau das habe ich gesagt in meinem Zitat aus "Clear and Present Danger".
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Hallo Wolfgang,

wenn Entgleisungen vom Autor selber sind, dann sind sie relevant und interessant, wenn man sich mit ihm beschäftigt. Wenn sie von Dritten sind, haben sie im Text nichts verloren, zumal sie den Eindruck vom Autor bedenklich verfälschen.

„Moralisch“ habe ich kein Problem mit solchen Sachen, das wirkt auf mich einfach nur komisch bzw. grotesk, oder auch lächerlich. Wenn Karl May sowas über Armenier geschrieben hat, bitteschön, ist sein Problem. Aber ihm da so Zeug hineinzuschreiben und nie wieder rauszunehmen, das ist sozusagen nicht fair.
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

... womit Du jetzt allerdings Deine ursprüngliche Entrüstung gegen die schamverletzende Formulierung wieder zurückgezogen hast und Dich nur noch über die Bearbeitung an sich aufregst. Hierzu hat der KMV eben eine andere Ansicht als Du. Sollen wir uns noch weiter im Kreis drehen?

"So ist das hier in Deutschland
von München bis nach Kiel.
Wir trinken wenig,
aber oft und dann viel." (Mike Krüger)

((dass ich den mal zitieren würde ...))
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Ursprüngliche Entrüstung gab’s gar nicht, und schamverletzend sind die Zitate allenfalls, weil dämlich.

Aufregen tu’ ich mich schon mal gar nicht, und es ging mir in den zitierten Beispielen nicht um Bearbeitung an sich, sondern um die QUALITÄT der genannten Zitate. Und die ist nun mal, leider, unter aller, wie sagt man, Kanone.

Man muß schon differenzieren. Wenn Wollschläger bearbeitet, dann hat das eine gewisse Qualität, dann stört mich zwar auch die Tatsache der Bearbeitung als solche, aber es ist wesentlich erträglicher, als wenn da diese deutschtümelnden Biedermänner daherkommen und peinlich wirkenden Nationalismus verbreiten, von dem bei Karl May an den Stellen nichts steht, oder nicht merken, dass (im allerersten Beispiel) nicht der Abschied kurz ist, sondern die Schilderung desselben, oder dass eine doppelte Negation ein Stilmittel sein kann, um etwas wie „zwar, aber“ auszudrücken. Das ist mir einfach, salopp ausgedrückt, zu doof.
Hermesmeier

Beitrag von Hermesmeier »

Bei der nächsten Wende in diesem Kreisel mache ich nicht mehr mit. Das ist dann nun wieder mir zu doof.
Rüdiger

Beitrag von Rüdiger »

Meinerseits gab es gar keine Wende. Du legst einen gern so aus, wie Du es verstehst, und wenn man dann klarstellt, daß man es ein wenig anders meinte, unterstellst Du etwas von Wende.

Wir beide sollten mal ein Spiel erfinden, "Das letzte Wort". Da können wir Tage und Nächte durchmachen.

;-)
Königsberg
Beiträge: 2
Registriert: 7. Jan 2006, 16:38

Wollschlägers Bearbeitungen

Beitrag von Königsberg »

Hermesmeier hat geschrieben:
Königsberg hat geschrieben:Hier hätte Rüdiger noch einen namhaften und besonders rührigen Bearbeiter, Hans Wollschläger, nennen können. In Wollschlägers Arbeitsweise gibt uns Lothar Schmid mit dem Abdruck einer Korrekturseite zu Band 74 GW "Der verlorene Sohn" einen anschaulichen Einblick (in:Der geschliffene Diamant, Seite 44/45). Wollschläger streicht an dieser Stelle über die Hälfte des Originaltextes und schreibt eigenen Text hinzu, der seit 1985 vom Karl-May-Verlag in bislang 80 000 Exemplaren gedruckt wurde.
So wischiwaschi darf man mit dem Problem denn doch nicht umgehen. Zunächst ist der Text, den Wollschläger durch Streichungen und Hinzufügungen malträtierte, gar nicht mehr echter May-Text, wie jeder leicht feststellen kann, der die korrespondierenden Stellen in den zeitgenössischen Textfassungen aufsucht, etwa:
- HKA, VI, S. 2707-2709
- Olms-Reprint V, S. 2037-2039
- Fischer-Ausgabe V, S. 197-199

Und dann wiederum stellt man fest, dass es auch gar nicht die Wollschläger-Bearbeitung ist, die da abgedruckt wurde (GW74, S. 398). Vor und nach ihm gab es weitere Köche, die den Brei rührten, und sie sind im "Diamanten" auch erwähnt (S. 467/68): Dr. Christoph F. Lorenz, Franz Kandolf, Ekkehard Bartsch, Hans-Robert Hamecher, Hartmut Kühne, Erich Mörth und Prof. Dr. Heinz Stolte.

Dass Karl Mays Werk und Wollschlägers Beitrag eine schillernde Kombination darstellen und daher vorn mit Faksimile besonders hervorgehoben wurden, wird nicht verwundern. Deutlicher lässt sich das Glaubwürdigkeitsproblem der Bearbeitungsgegner eben nicht darstellen, wenn sie selbst bearbeitet haben. Hierzu eignet sich der Name Wollschläger ganz vorzüglich. Aber man darf ihm halt die Schuld auch nicht allein aufbürden.
Oweia! Mein "Wischiwaschi" hat Herrn Hermesmeier nicht gefallen. Er schreibt oben, so hätte ich mit diesem Problem nicht umgehen dürfen. Dabei wollte ich mit meinen wenigen Zeilen nur darauf hinweisen, dass die im "Geschliffenen Diamanten" abgebildete Korrekturseite die Mitarbeit Wollschlägers auch an der Bearbeitung zumindest eines Kolportageromans Mays öffentlich macht. Wollschlägers Beitrag zum "Verlorenen Sohn" verschweigt Hermesmeier noch im "Diamanten" (S. 467/68, s. oben).

Mir ist bekannt, dass die im "Diamanten" abgedruckte Schreibmaschinenseite keine zeitgenössische Textfassung enthält. Trotzdem stehen dort mit Ausnahme von vier Wörtern ausschließlich originale Sätze von May, deren überwiegende Zahl von Wollschläger gestrichen wurde, unter handschriftlicher Hinzufügung seines Neutextes.

Nebenbei: Ich unterlasse Textvergleiche mit der Fischer-Ausgabe, die bekanntlich von May bekämpft wurde und dennoch vom Karl-May-Verlag als Grundlage seiner Bearbeitungen herangezogen wurde.

Im Unterschied zu Herrn Hermesmeier sehe ich tatsächlich, dass Wollschlägers Bearbeitung im Buch Eingang fand. Doch vergleichen Sie selbst. Schlagen Sie den "Geschliffenen Diamanten", Seite 44/45, und GW 74 "Der verlorene Sohn", Seite 398, auf. Sie werden feststellen: Der von Wollschläger im Manuskript gestrichene Text ist nicht vorhanden. Hingegen lesen Sie einen Wollschlägertext:"Wer nur so geringe Bedürfnisse hat, der ist wirklich zu beneiden. Aber nun wollen wir die Scherze lassen. Denken Sie einmal, ich wäre eine gute Fee aus dem Märchen, die Ihnen drei Wünsche erfüllen will. Welche würden das sein?"

Welche Wollschlägertexte und -streichungen aus seinen etwa 400 Manuskriptseiten mögen noch im "Verlorenen Sohn" gedruckt worden sein?
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