Königsberg hat geschrieben:Hier hätte Rüdiger noch einen namhaften und besonders rührigen Bearbeiter, Hans Wollschläger, nennen können. In Wollschlägers Arbeitsweise gibt uns Lothar Schmid mit dem Abdruck einer Korrekturseite zu Band 74 GW "Der verlorene Sohn" einen anschaulichen Einblick (in:Der geschliffene Diamant, Seite 44/45). Wollschläger streicht an dieser Stelle über die Hälfte des Originaltextes und schreibt eigenen Text hinzu, der seit 1985 vom Karl-May-Verlag in bislang 80 000 Exemplaren gedruckt wurde.
So wischiwaschi darf man mit dem Problem denn doch nicht umgehen. Zunächst ist der Text, den Wollschläger durch Streichungen und Hinzufügungen malträtierte, gar nicht mehr echter May-Text, wie jeder leicht feststellen kann, der die korrespondierenden Stellen in den zeitgenössischen Textfassungen aufsucht, etwa:
- HKA, VI, S. 2707-2709
- Olms-Reprint V, S. 2037-2039
- Fischer-Ausgabe V, S. 197-199
Und dann wiederum stellt man fest, dass es auch gar nicht die Wollschläger-Bearbeitung ist, die da abgedruckt wurde (GW74, S. 398). Vor und nach ihm gab es weitere Köche, die den Brei rührten, und sie sind im "Diamanten" auch erwähnt (S. 467/68): Dr. Christoph F. Lorenz, Franz Kandolf, Ekkehard Bartsch, Hans-Robert Hamecher, Hartmut Kühne, Erich Mörth und Prof. Dr. Heinz Stolte.
Dass Karl Mays Werk und Wollschlägers Beitrag eine schillernde Kombination darstellen und daher vorn mit Faksimile besonders hervorgehoben wurden, wird nicht verwundern. Deutlicher lässt sich das Glaubwürdigkeitsproblem der Bearbeitungsgegner eben nicht darstellen, wenn sie selbst bearbeitet haben. Hierzu eignet sich der Name Wollschläger ganz vorzüglich. Aber man darf ihm halt die Schuld auch nicht allein aufbürden.